In einem Rechtsstaat sind Regelverstösse die Ausnahme. Und in Liechtenstein?

Es ist nicht das Gute im Menschen allein, das ihn davon abhält, gegen Gesetze und Vorschriften zu verstossen. Es ist auch die Angst oder der Respekt davor, dass ein solcher Regelverstoss meistens sanktioniert wird, also mit einer Strafe beantwortet.

Das sorgt nicht nur bei Verkehrsregeln, sondern auch im Geschäftsleben dafür, dass man sich im Allgemeinen an solche Regeln hält. In einem Rechtsstaat ist es auch eher ungewöhnlich, dass zwischen einzelnen Teilnehmern der Gesellschaft und den Strafverfolgungsorganen sowie Gerichten eine Kumpanei existiert, die zu ganz unterschiedlichen Vorgehensweisen führt.

So ist das in einem Rechtsstaat. So ist das nicht in Liechtenstein.

In erster Linie bezüglich des Finanzplatzes. Darin involviert sind Finanzhäuser, Anwälte, Vermögensverwalter und Treuhänder, oftmals als Stiftungsräte.

Eine nicht abreissende Kette von grösseren und kleineren Skandalen beweist hier, dass ein ganz anderer, lockerer Umgang mit Regelverstössen herrscht. Nur relativ selten wird ein Übeltäter nicht nur erwischt, sondern auch zur Rechenschaft gezogen. Meistens muss er sich dafür auch besonders blöd angestellt haben.

Einfaches Dekantieren, das Vorenthalten von Informationen an Erben eines Stifters, das Rauskübeln unliebsamer Stiftungsräte, das Bedienen mit exorbitanten Honoraren, jahrelange Verzögerungen von Rechtsstreitigkeiten, wenn der Kläger ein ausländischer Stiftungsrat oder Begünstigter ist, ja sogar ein Bruch des Bankkundengeheimnisses, das sind alles Kavaliersdelikte, wo die Gefahr, mehr als einen Nasenstüber oder einen strafend wackelnden Zeigefinger zu kassieren, recht gering ist.

Hier herrschen Einäugigkeit, Parteilichkeit und Schlendrian, sowie klare Rechtsbeugung.

Treuhänder und Anwälte landen auf der Sanktionsliste der US-Behörde Ofac, weil sie gegen Russlandsanktionen verstossen. Pipifax, ungerecht und unverschämt. In deutschen Medien erscheinen in regelmässigen Abstände Artikel, die darauf hinweisen, dass Geldanlage in Liechtenstein keineswegs eine sichere Sache ist. Einzelfälle, aufgebauscht und übertrieben.

Immer mehr Vermögensverwalter und Banken ausserhalb Liechtensteins sehen davon ab, die Errichtung einer Stiftung im Ländle zu empfehlen. Manche gehen schon so weit, den Besitzern solcher Konstrukte zu empfehlen, sie am besten so schnell wie möglich aufzulösen und das Geld an einen sichereren Ort zu transferieren. Futterneid, unverständlich, Frechheit.

Dieser Blog beschreibt unermüdlich Beispiele von Raubzügen auf fremde Gelder. Sollte mit einer 74-seitigen Anklageschrift mit vielen Behauptungen und null Substanz zum Schweigen gebracht werden. Vergeblich.

Statt sich über die Boten aufzuregen und sich vom Ausland ungerecht behandelt zu fühlen, wäre es doch viel sinnvoller, endlich mal in dieser Räuberhöhle namens Finanzplatz durchzugreifen. Klarzustellen, dass es auch in Liechtenstein Regeln gibt, die einzuhalten sind. Wenn nicht, brütet das Gericht nicht wie bisher jahrelang schon in der ersten Instanz über einem Entscheid, sondern urteilt innert nützlicher Frist.

Es werden auch Nebelpetarden wie das Einreichen einer Strafanzeige gegen einen unliebsamen Stiftungsrat und Begünstigten im Umfang von sagenhaften rund 1700 Seiten nicht geduldet, sondern als rechtsmissbräuchlich abgewiesen.

Würde Liechtenstein all das tun – und dem absolutistisch herrschenden Fürsten wäre es ein Leichtes, das einzufordern –, dann, aber nur dann würde es tatsächlich wieder Sinn machen, dort eine Stiftung zu errichten.

17 Kommentare
  1. Liechtensteinische Landesbank, verletzt vorsätzlich Bankgeheimnis
    Liechtensteinische Landesbank, verletzt vorsätzlich Bankgeheimnis sagte:

    Um dem Treuhänder Martin Batliner eine Gefälligkeit zu erweisen, verletzt die Liechtensteinische Landesbank (LLB) vorsätzlich das Bankgeheimnis und den Datenschutz und gibt geschützte Bankkorrespondenz an Prozessgegner des Bankkunden weiter. Vertrauen und Glaubwürdigkeit verspielt für Vetterliwirtschaft.
    https://www.liechtensteinaktuell.com/

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    • Martin Leitner
      Martin Leitner sagte:

      Der Chief Compliance Officer der Liechtensteinischen Landesbank dürfte wohl schon auf der Suche nach anderen Herausforderungen ausserhalb des Unternehmens sein. Der Reputations- und Imageschaden für die LLB dürfte massiv sein.

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  2. Bedienungsanleitung für Treuhänder
    Bedienungsanleitung für Treuhänder sagte:

    Die Liechtensteiner Treuhänder Martin Batliner und Philipp Wanger zeigen in dem Skandal der Hartlaub-Stiftung allen anderen Treuhändern, was man in Liechtenstein als Treuhänder machen kann:

    1. Man nehme sich aus der Stiftung, deren Interessen man wahren sollte, 75’000 – 100’000 Franken pro Monat pro Person. Zusätzlich zu den 25’000 Franken Jahresgrundpauschale pro Person natürlich.

    2. Wenn der mithilfe des Gerichts abservierte Stiftungsrat und Begünstigte es tatsächlich wagt, mit einem Abberufungsantrag gegen sie vorzugehen, dann entzieht man ihm eben dessen gesetzliches Informations- und Kontrollrecht. So ist er kalt gestellt und kann nicht mehr sehen, wie sich die beiden unkontrolliert aus der Stiftung bereichern.

    3. Sollte der absolvierte Stiftungsrat und Begünstigte sich immer noch nicht zermürben lassen, dann entzieht man ihm eben dessen Begünstigung und stellt sich auf den Standpunkt, er habe mit der Stiftung nichts mehr zu tun und deswegen falle auch dessen Abberufungsantrag in sich zusammen.

    4. Und dann initiiert man noch eine Strafanzeige wegen angeblicher Untreue gegen den Begünstigten.

    Und als Kriegskasse für all diese Handlungen nimmt man als Treuhänder natürlich das Stiftungsvermögen.

    Wenn die beiden damit durchkommen, ohne abberufen zu werden, dann sind sie die besten und erfolgreichsten Treuhänder Liechtensteins aller Zeiten. Und ein Vorbild für jeden Treuhänder in Liechtenstein. Sich jeder etwa eine Million Franken im Jahr aus einer Stiftung nehmen und den Begünstigten kalt stellen – so geht es.

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  3. Gerald Mannhard
    Gerald Mannhard sagte:

    In dem Artikel „Gestörter Burgfrieden“ in der Welt am Sonntag wird Liechtenstein als fragwürdiger und nicht vertrauenswürdiger Finanzplatz dargestellt. Sieht man jetzt noch den Verstoß der Liechtensteiner Landesbank gegen das Bankgeheimnis, so disqualifiziert Liechtenstein sich selbst als Finanzplatz.

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  4. Abschied von Europas letztem Geld-Paradies
    Abschied von Europas letztem Geld-Paradies sagte:

    Schon letztes Jahr war in der „Welt“ ein negativer Bericht über Liechtenstein „Abschied von Europas letztem Geld-Paradies“:

    „Der Name Liechtenstein taucht immer dann auf, wenn es um große Vermögen geht. Denn im Fürstentum scheint Geld sicherer aufgehoben zu sein als anderswo. Doch immer mehr Fälle lassen Zweifel am zentralen Versprechen des Alpenlandes aufkommen.“
    https://www.welt.de/wirtschaft/plus251034324/Geld-Abschied-von-Europas-letztem-Geld-Paradies.html

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  5. Amigo-E-Mail-Affäre bei der LLB belegt einmal mehr den Sumpf im Ländle
    Amigo-E-Mail-Affäre bei der LLB belegt einmal mehr den Sumpf im Ländle sagte:

    Da stiftet der Treuhänder Martin Batliner die Liechtensteinische Landesbank an, sich über das Bankgeheimnis und den Datenschutz hinwegzusetzen – und die LLB ist tatsächlich so dumm und verstösst gegen das Gesetz und opfert ihre Glaubwürdigkeit und Vertrauenswürdigkeit, um dem Amigo eine Gefälligkeit zu erweisen.

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  6. IKEA
    IKEA sagte:

    Verehrte Durchlaucht,
    vielen Dank für Ihre freundliche Anfrage.
    Leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass wir nicht ansatzweise so große Teppiche haben, dass man alle Skandale in Ihrem Land darunter kehren könnte.

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  7. Michael Kluber
    Michael Kluber sagte:

    Warum gibt es in Liechtenstein eigentlich Gesetze, wenn so Viele meinen, über dem Gesetz zu stehen? Der Fürst, die Liechtensteinische Landesbank, Treuhänder so wie Martin Batliner, manche Richter und manche Staatsanwälte?

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  8. Hartmann
    Hartmann sagte:

    Als Investment Advisor in Deutschland haben wir den Artikel in der Welt am Sonntag mit großem Interesse zur Kenntnis genommen. Der Artikel verweist auch auf diesen Blog, der sehr aufschlussreich ist. Die Liechtensteinische Landesbank (LLB) bemüht sich seit ihrem Markteintritt Anfang 2024 sehr um Kundenaquise, wobei sie als Alleinstellungsmerkmal die sichere Anlage in Schweizer Franken hervorhebt. Da jeder Bankkunde weiß, dass man selbst bei jeder deutschen Volksbank oder Sparkasse ein Konto in Schweizer Franken eröffnen kann, ist diese Marketingkampagne fragwürdig. Mit der nun auch durch Finanz Business bekannt gewordenen vorsätzlichen Verletzung des Bankgeheimnisses schadet die LLB ihrer Reputation mehr, als sie mit ihrer Anzeigenkampagne erreichen kann. Vielleicht sollte die LLB ihre Marketingstrategie überdenken, denn Vertrauen und Kunden gewinnt man nicht durch Werbeanzeigen, sondern durch eine gute Reputation.

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  9. Lars H.
    Lars H. sagte:

    In dem Artikel der Welt am Sonntag vom 12. Januar 25 auf Seite 31 wurde ein düsteres Bild von Liechtenstein gezeichnet und auf diese Webseite verwiesen, die zahlreiche Hinweise auf andere Medienberichte über Skandale in Liechtenstein enthält. Je tiefer man eintaucht, desto mehr kommt ans Licht und desto unheimlicher wird es.

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  10. Watchdog
    Watchdog sagte:

    Liechtenstein hat trotz seiner geringen Größe mit organisierter Kriminalität zu tun, einschließlich krimineller Treuhänder und nicht neutralen Richtern, die kollusiv zusammenwirken. Die extrem enge Vernetzung in dem kleinen Land erleichtert kriminelle Netzwerke.

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  11. Robin
    Robin sagte:

    Eher würde ich mein Geld in ein Spielcasino im Ländle bringen, als es einem Treuhänder zu geben. So hätte ich wenigstens eine kleine Chance, es zu behalten. Man brauchte nur in die Sonntagszeitung zu schauen.

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