Schlechte Nachrichten für Radio Liechtenstein: keiner will’s.

Das Vaterland klagt: Nach zahlreichen Sondierungsgesprächen im In- und Ausland sei bisher niemand gefunden worden, der Radio Liechtenstein übernehmen und weiterbetreiben will, schreibt die Regierung.

Bekanntlich haben am 27. Oktober letzten Jahres die Liechtensteiner Untertanen in einer seltenen Anwandlung von Rebellion mehrheitlich beschlossen, dem Fürstenfunk, auch bekannt als Radio Liechtenstein, per Ende 2025 den Stecker zu ziehen. Sie waren nicht länger bereit, Millionen von Steuerfranken reinzustecken, um dafür eine doch eher klägliche Leistung zu erhalten.

Nun haben aber die Liechtensteiner Interesse bekundet, weiterhin mit einem eigenen Radio beschallt zu werden. Also wurde der VR-Präsident des Radios damit beauftragt, sich umzuhören, ob es nicht vielleicht private Interessenten für das Radio geben könnte. Für seinen Bericht hatte Jürg Bachmann bis zum 31. Dezember Zeit.

Nun hat er ihn abgeliefert, klägliches Ergebnis: keiner will das Radio weiterführen. Dabei ist Bachmann nicht irgendwer. Der Multifunktionär ist Präsident der Dachvereinigung der Schweizer Werbung, er war bis April 2024 Präsident des Verbands Schweizer Privatradios. Dazu war er Geschäftsführer des Radios aktuell und Radio Z; zudem darf er als Lehrbeauftragter an der HSG St. Gallen über «Radio und Medienkompetenz» dozieren.

Aber trotz umfangreichen «Sondierungsgesprächen» hat offensichtlich niemand Lust, den Fürstenfunk weiterzuführen. Woran das wohl liegen mag? Zum einen ist das engere Zielpublikum, die Einwohner des Ländles, doch sehr überschaubar.

Zum anderen ist der Ruf des Radios recht ramponiert, denn wer will schon das ehemaligen Sprachrohr des Fürstenhauses übernehmen? Und schliesslich gibt es noch einen weiteren Stolperstein: sollte der neue Besitzer es wagen, Kritisches über das Fürstenhaus, das kriminelle Wirken vieler Treuhänder oder die gröberen Probleme des Finanzplatzes Liechtensteins berichten, beispielsweise beim Einhalten von US-Sanktionen gegen reiche Russen, dann kann es schnell sein, dass man ihm den Saft abstellt.

Denn gegen kritische Berichterstattung ist man im Ländle recht allergisch. So wurde schon versucht, diesem Blog das Licht auszublasen, indem ein sackteurer Zürcher Medienanwalt von der Treuhandkammer damit beauftragt wurde, ihn mit einer 74-seitigen Klageschrift voller Unterstellungen und Unwahrheiten fertigzumachen.

Was offensichtlich nicht gelungen ist.

Auch die immer lauter werdende Kritik in anderen Medien ist in Liechtenstein überhaupt nicht gerne gesehen. Da werde unfair auf Einzelfällen herumgehackt, einzelne schwarze Schafe herausgegriffen und an den Pranger gestellt. Während doch die überwiegende Mehrheit der Liechtensteiner Stiftungsschnitzer und Stiftungsräte eine Versammlung ehrenhafter, seriöser und anständiger Treuhänder sei.

Allerdings wagt es nicht einmal mehr die Treuhandkammer, deren Zahl genauer zu quantifizieren. Denn es ist völlig unklar, wie viele weisse Schafe es in der Herde von schwarzen Schafen noch gibt.

 

14 Kommentare
  1. Daniel
    Daniel sagte:

    Weshalb sollte sich ein Mensch für Radio Liechtenstein interessieren, wenn selbst die Fürstenpostille Vaterland nicht einmal eine Auflage von 9‘000 Exemplaren hat?

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  2. Wie Stifter in Liechtenstein enteignet werden
    Wie Stifter in Liechtenstein enteignet werden sagte:

    Wer möchte schon ausschliesslich über das schöne Land und die Huldigung auf der Schlosswiese berichten, wenn die Wirklichkeit im Land ganz anders ist?

    Das Private Banking Magazin titelte «Wie Stifter in Liechtenstein enteignet werden»

    Das Entfernen von ausländischen Stiftungsräten durch liechtensteiner Stiftungsräte ist ein perfides System, welches immer wieder angeewendet wird. Das Private Banking Magazin hat schon in einem früheren Artikel hiervor gewarnt:

    «So mancher findiger Anleger hatte in der Vergangenheit sein Geld mittels einer Liechtensteiner Stiftung vor dem Fiskus versteckt. Für manchen gibt es nun ein bösen Erwachen, nicht wegen Datenlecks, sondern weil er von den anderen Stiftungsräten aus der Stiftung verbannt wird.»

    https://www.private-banking-magazin.de/fehler-bei-stiftungsstatuten-wie-stifter-in-liechtenstein-enteignet-werden-1420651842/

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  3. RICO Act
    RICO Act sagte:

    Alle Merkwürdigkeit wie seltsame Gerichtsentscheidungen, auffallende Verfahrensdauern, auffallende Einstellungen von Strafanzeigen durch die Staatsanwaltschaft usw. an die US-Botschaft in Bern, Legal Attaché’s Office weiterleiten (Anschrift siehe erster Kommentar). Das dortige Dossier über Liechtenstein wird immer grösser und die einzelnen Vorfälle ergeben wie Puzzleteile ein Gesamtbild. Irgendwann bringt ein Tropfen das Fass zum Überlaufen und die USA greifen auf Grundlage des RICO Act ein. Die USA warten wegen der Sanktionsverstösse wegen Russengeldern doch nur drauf.

    US Botschaft
    Legal Attache’s Office
    Sulgeneckstrasse 19
    3007 Bern

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    • Liechtensteiner Geschäftsmodell: den Kunden als „Selbstbedie­nungsladen“ anzusehen
      Liechtensteiner Geschäftsmodell: den Kunden als „Selbstbedie­nungsladen“ anzusehen sagte:

      Auszug aus dem Artikel in Capital:

      Roger Frick schrieb im vergangenen Oktober einen Brandbrief an sei­ne Kollegen. Das Schreiben, das Ca­pital vorliegt, klingt wie eine Bank­rotterklärung für den Stand. Frick berichtet von Beschwerden aus der Schweiz, London, Japan, Mexiko und Buenos Aires über „immer mehr Fi­nanzintermediäre aus Liechten­stein“, die mit Verweis auf ihren Ermessensspielraum Mandate blo­ckierten, Steuerbereinigungen nicht zuließen und gleichzeitig die Hono­rare erhöhten.

      „Aus Zürich höre ich, dass man sich die Zusammenarbeit mit liechtensteinischen Finanzinterme­diären mittlerweile zweimal überle­ge, da das Ganze schon als Erpres­sung herkäme“, schreibt Frick. Er sei mittlerweile davon überzeugt, dass es vereinzelt ein Geschäftsmodell sei, den Kunden als „Selbstbedie­nungsladen“ anzusehen.

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    • „Oft sind die Treuhänder eiskalte Menschen, die nur das Geld sehen.“
      „Oft sind die Treuhänder eiskalte Menschen, die nur das Geld sehen.“ sagte:

      Weiterer Auszug aus dem Bericht in CAPITAL

      „Es gibt eine ganze Reihe sol­cher Fälle“, sagt der Konstanzer An­walt Jürgen Wagner, der seit Jah­ren durch Treuhänder geschädigte Mandanten vertritt. Bei ihm laufen die Fälle unter dem Stichwort „kin­derlose Witwen“. Man finde häufi­ger die Konstellation, dass eine Fa­milienstiftung eingerichtet sei, die Erben aber trotz ihres Anspruchs auf das Vermögen gar nichts von der Stiftung wüssten – und die Treuhän­der, die im Besitz der Unterlagen sei­en, sie auch nicht benachrichtigen. Viele Kunden hätten sich auf Gedeih und Verderb ihren Treuhändern aus­geliefert, sagt ein anderer Anwalt ei­ner renommierten deutschen Kanz­lei: „Oft sind die Treuhänder eiskalte Menschen, die nur das Geld sehen.“

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  4. Selbst Herbert Batliner wurde wegen Betrugs verurteilt
    Selbst Herbert Batliner wurde wegen Betrugs verurteilt sagte:

    Weiterer Auszug aus dem Finanzmagazin Capital über den Erfinder der Familienstiftungen Herbert Batliner:

    «Auf seine alten Tage aber wur­de Herbert Batliner dann doch noch verurteilt. Allerdings in Liechten­stein. Und auch da schon war es ein Betrugsvorwurf, über den der Treu­händer stolperte – und nicht die Steuerhinterziehung im Ausland. Im Dezember 2009 strafte das höchs­te Gericht Batliner in einem Zivil­prozess ab. Es galt als erwiesen, dass Batliner den Gesundheitszustand ei­ner dementen Witwe ausgenutzt hat­te, um sich persönlich zu bereichern. Der Treuhänder musste 1 Mio. Euro an die Erben zurückzahlen.»

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  5. Untreuhänder Mario Staggl
    Untreuhänder Mario Staggl sagte:

    Mario Staggl soll bis zu 25 Millionen Franken veruntreut haben und sitzt im Gefängnis.

    Über Jahre hinweg, so der Vorwurf, soll Staggl das Treuhandvermögen für seinen privaten Lebensstil zweckentfremdet haben – anfangs soll er ihm anvertraute Gelder auf sein eigenes Konto überwiesen haben, später seine privaten Rechnungen direkt von den Treuhandkonti bezahlt haben: etwa 262 000 Franken an die Amag für einen neuen Bentley, das Schulgeld für die Kinder, Catering für Partys oder die Unterhaltskosten für seine Immobilien in Dubai, Portugal und Montafon.https://www.handelszeitung.ch/neuer-finanzskandal-in-liechtenstein-der-untreuhander-172313

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