Dem Landesradio wurde der Stecker gezogen. Und nun? Wieso erbarmt sich der Fürst nicht?

Ende Oktober haben die Liechensteiner Stimmbürger entschieden, dass sie Radio Liechtenstein nicht länger mit vier Millionen Steuerfranken jährlich  subventionieren wollen. Das war ziemlich schockierend für die Herrschenden, denn die Regierung im Ländle hatte doch eindringlich und streng davor gewarnt, den Fürstenfunk abzuschalten.

Also schreib die NZZ: «Seither wird in den politischen Parteien und in der Öffentlichkeit die Frage diskutiert, ob es in Zukunft noch einen Sender unter dem Namen Radio Liechtenstein geben wird.»

Da natürlich weder der Fürst, noch der regierende Erbprinz Alois, noch die Regierung, noch die beiden grossen Parteien vom Ländle damit gerechnet hatten, dass das Stimmvolk dermassen ungehorsam sein könnte, ist nun das grosse Werweisen ausgebrochen.

Denn die Initianden hatten sich darauf beschränkt, ein Ende der Subventionen zu fordern, und wohlweisslich keine Alternativen vorgeschlagen. Also wird nun herumgeboten, dass es eine private Trägerschaft geben könnte. Zum Beispiel einen Verein oder so. Oder die Zusammenarbeit mit anderen lokalen Radiostationen um Liechtenstein herum. Gesucht werden auch finanzkräftige Investoren, die gerne hier ihr Geld verlochen wollen.

Stirnen werden gerunzelt und es wird bejammert, dass der Meinungspluralismus durch einheimische Medien in Gefahr gerate. Schliesslich gebe es ja auch nur noch eine einzige Tageszeitung im Ländle, und bald einmal kein eigenes Radio mehr.

Dabei ist das nun ein doppelter Witz, aber ein schlechter. Der einzigen Tageszeitung «Vaterland» ist immerhin zuzubilligen, dass sie ganz gelegentlich auf einen der vielen Skandale hinweist, die zum Beispiel die Liechtensteiner Untreuhänder am Laufmeter produzieren. Aber im Allgemeinen ist die Zeitung, treu ihrem Namen gehorchend, sehr vaterländisch. Und da in Liechtenstein Gerichtsurteile im Namen von Fürst und Vaterland ergehen, und zwar in dieser Reihenfolge, ist es völlig klar, dass das «Vaterland» eher mit einer weissen Seite als mit einer Kritik am Fürstenhaus oder der Fürstenfamilie erscheinen würde.

Obwohl es da einiges zu kritisieren gäbe.

Das Radio Liechtenstein hat sich auch immer bemüht ein Fürsten- und Dudelfunk zu sein. Dabei wurde aber übersehen, dass auch die Liechtensteiner Stimmbürger zwar gehorsame Untertanen sind, aber nicht blöd. Sie haben sich also zunehmend gefragt, wieso sie mit ihren Steuerfranken ein Radio über Wasser halten sollen, das ihnen keinerlei erkennbaren Nutzen liefert.

Aber bei all den Diskussionen, wie es denn mit einem Radio im Ländle weitergehen könnte, wird der grosse Elefant im Raum wohlweisslich ignoriert.

Denn es ist doch völlig klar: für den Milliardär Fürscht oder seine Sippschaft wäre es ein Leichtes, vier Millionen Franken aufzuwerfen. Das läuft in der Trutzburg ob Vaduz unter Peanuts, Portokasse, kein fürstliches Wimpernzucken wert.

Welch huldvoller Gnadenbeweis wäre das, ein richtiges Weihnachtsmärchen. Der Fürscht höchstselbst ermöglicht, dass der Fürschtenfunk weitersenden kann. Arbeitsplätze, staatstragende Verantwortung, Engagement, alles für seine Untertanen. Wunderbar, leiwand, Parteien, Regierung und «Vaterland» würden sich mit Lobliedern gegenseitig überbieten, jeglicher Versuch, den Anachronismus einer absolutistischen Monarchie mitten in Europa abzuschaffen, wäre wieder für Jahre völlig aussichtslos.

Wieso macht das das Fürstenhaus dann nicht? Aus einem einfachen Grund. Also eigentlich aus zwei Gründen, die auch alle Teilhaber am Finanzplatz Liechtenstein begleiten. Der Fürst ist nämlich geizig. Und geldgierig. Und dazu herrschsüchtig.

Solange seine Untertanen für sein Radio blechten, wunderbar. Was, sie wollen nicht mehr? Na, dann sollen sie halt radiolos durch die Welt wanken. Selber schuld.

12 Kommentare
  1. 27th Annual Transnational Crime Conference
    27th Annual Transnational Crime Conference sagte:

    We can recommend Lichtenstein to attend and report at the 27th Annual Transnational Crime Conference of the International Bar Associations (IBA) May 14-16, 2025, As few countries have as much experience with trans international white collar crime as Liechtenstein.

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  2. Franz
    Franz sagte:

    Für den Fürsten läuft es nicht mehr gut.

    Das Volk hat abgestimmt und sich gegen die Kosten für den staatlichen Propagandasender Radio Liechtenstein abgestimmt. Aber es geht doch nur vordergründig um die Kosten für einen Radiosender. Es geht darum, dass man an einem kleinen Beispiel demonstrieren möchte, dass das Volk aufbegehrt. Für den Fürsten ist dies jetzt brandgefährlich.

    Lässt er das Abstimmungsergebnis gegen seinen Willen bestehen, dann beweist er Schwäche und zeigt er, dass er dem Willen des Volkes nachgibt. Das wäre doch dann nur der erste Schritt, die nächste Abstimmung käme doch gleich um die Ecke. Das Volk kann ihm dann auf der Nase herumtanzen, es geht in Richtung Demokratie.

    Setzt er sich über das Abstimmungsergebnis hinweg, dann beweist er an einem sehr unwichtigen Beipiel, dass Liechtenstein keine Demokratie ist, sondern eine reine Monarchie. Er würde beweisen, dass ihm der Wille des Volkes nicht im Geringsten juckt. Mit so einem Unsinn wie “Kommunikation im Kriesenfall” braucht er nicht kommen, für so etwas gäbe es auch das Internet, das Argument wäre also lächerlich.

    Der Fürst kann also nur verlieren, so oder so.

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  3. Chef
    Chef sagte:

    Der Fürst kann ja bei Ö3 Advertorials kaufen, also Werbesendungen, in denen gesagt wird, dass nach neuesten Umfragen nicht weniger als 99% der Liechtensteiner sich für die Monarchie und gegen eine Demokratie aussprechen. Das wäre wohl günstiger als ein eigener Sender.

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  4. Peter Keller
    Peter Keller sagte:

    Nicht Radio Liechtenstein kann die Reputation Liechtensteins verbessern, sondern nur ein Bekämpfen der erheblichen Wirtschaftskriminalität in Liechtenstein. Dazu bräuchte es aber eine neutrale Staatsanwaltschaft und durchgehend neutrale Richter. Beides fehlt.

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  5. Wer im Glashaus sitzt...
    Wer im Glashaus sitzt... sagte:

    Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen…

    Das gilt auch dann, wenn man z.B. eine Bank besitzt, in welche Gelder in dreistelliger Millionenhöhe einbezahlt werden von einer vor ein paar Monaten gegründeten Gesellschaft, die in Zypern oder auf der Isle of Man oder auf den Caymas sitzt. Da «prüft» man dann gründlich, ob man etwas Auffälliges bei der Gesellschaft findet, aber man findet natürllich nichts, selbst dann nicht, wenn wie im Fall von Anton Wyss der Geschäftsführer der Gesellschaft ein Russe ist.

    Wie soll man dann von anderen Leuten im Land verlangen, dass diese sich legal verhalten, ohne diese gegen sich aufzuhetzen? Also schaut man geflissentlich weg, tut so, als ob man von nichts wisse…

    … und lässt über Radio Liechtenstein verbreiten, wie wunderschön, sauber und mustergültig das schöne Liechtenstein doch ist.

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    • Das Märchen vom Wirt und den Kellnern
      Das Märchen vom Wirt und den Kellnern sagte:

      Es war einmal eine Gaststätte, in der der Wirt wusste, dass jeder Kellner den Gästen beim Abkassieren zu wenig herausgibt und die Kellner wussten, dass der Wirt nur die Hälfte des Umsatzes bei der Steuer angibt. Hat der Wirt die Kellner auffliegen lassen…? Haben die Kellner den Wirt auffliegen lassen…?

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  6. Warm anziehen
    Warm anziehen sagte:

    Die Initiative Pro Demokratie hat sich gegen den ausdrücklichen Willen des Fürsten durchgesetzt und gegen Radio Liechtenstein auf Kosten des Volkes abgestimmt. Die erste kleine Machtprobe Volk gegen Fürst ist gewonnen. Die nächste kommt bestimmt. Jetzt heisst es für den Fürsten warm anziehen, ungemütliche Zeiten stehen bevor.

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  7. Justiz? Irrtum!
    Justiz? Irrtum! sagte:

    Kriminelle Treuhänder sind nur die Hälfte des Problems in Liechtenstein. Die andere Hälfte sind Staatsanwälte und Richter, die nicht neutral sind. Die neutralen Richter*innen wissen dies natürlich, kommen dagegen aber kaum an, wenn sie in einer unteren Instanz sind.

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