Die Ofac klopft bei UBS an. Russenkonten. Und wie steht’s bei den Liechtensteiner Banken?
Banken und Treuhänder haben das gleiche Problem: Geldgier. Und Sondergewinn gibt es nie gratis, sondern immer nur mit erhöhtem Risiko. Ausser, wenn ein Liechtensteiner Untreuhänder eine Stiftung dekantiert oder einen Begünstigten über den Tisch zieht. Aber das wäre ein anderes Thema.
Hier geht es darum, dass Schweizer Medien berichten, dass die US-Behörde Ofac bei der Schweizer UBS angeklopft habe. Hintergrund ist eine US-Untersuchung von russischen Kunden, die die UBS von der verblichenen Credit Suisse übernommen hat.
Die Ofac (Office of Foreign Assets Control) ist die Überwaachungsbehörde für die Einhaltung von US-Sanktionen. Sie ist eine mächtige Dunkelkammer. Dunkelkammer, weil sie keinerlei demokratischer Kontrolle unterliegt und völlig willkürlich Entscheide treffen kann. Mächtig, weil das Auftauchen als Person oder Firma auf einer Sanktionsliste von ihr den gesellschaftlichen und finanziellen Ruin bedeutet. Denn niemand, keine Bank, keine Firma, keine Privatperson, will mit so einem Sanktionierten noch etwas zu tun haben – Angst vor Ansteckung.
Deshalb zuckt selbst eine so mächtige Bank wie UBS zusammen, wenn sich die Ofac bei ihr meldet. Und das hat sie, vermeldet Reuters, normalerweise gut informiert. Präventiv habe die UBS bereits angefangen, Konten mit ihr suspekt erscheinenden russischen Vermögenswerten zu sperren oder aufzulösen.
Denn wenn ein russischer Kontobesitzer von der Ofac auf ihre Sanktionsliste gesetzt wird, dann ist nicht nur er selbst tief im Schlamassel. Alle Finanzintermediäre, also nicht nur Banken, die mit ihm weiter Geschäfte machen, kommen selbst in Gefahr, ebenfalls sanktioniert zu werden. Und das ist nicht lustig. So kann die Ofac zum Beispiel die weitere Verwendung von US-Dollar untersagen. Denn diese Welt-Währung gehört den USA, jede Transaktion durchläuft eine Clearingstelle bei den Amis. Und ohne Dollarverkehr – immer noch Weltwährung Nummer eins – ist jedes Geldhaus innerhalb von 24 Stunden am Ende.
Nun schreibt Reuters, dass die UBS vollumfänglich mit allen US-Behörden kooperiere. Verständlich, denn vor dem Exitus drohen empfindliche und gewaltige Bussen, und die Schweizer Banken erinnern sich noch an den (teuren) Steuerstreit.
Und Liechtenstein?
Im Liechtensteinischen Bankenverband sind noch neun Banken organisiert. Die «Banque Havilland (Liechtenstein) AG» befindet sich bereits in «freiwilliger Liquidation». Finanzdienstleistungen machen über 21 Prozent der Liechtensteiner Bruttowertschöpfung aus und haben mit 37 Prozent den grössten Anteil an den fürstlichen Steuereinnahmen.
Rund 450 Milliarden Franken Kundenvermögen werden hier verwaltet. Wie behauptet der Verband so schön: «Neue Roadmap 2025 – Wachstum durch Nachhaltigkeit und Innovation». Das stammt allerdings von 2021; besonders aktuell scheint’s hier nicht zu und her zu gehen.
Bei der UBS machen die Russenvermögen vielleicht 4 Prozent aller Anlagen aus; zusammen mit der CS wäre das dann wohl ein zweistelliger Milliardenbetrag. Nun sei die Ofac «zunehmend frustriert», lässt sie durchblicken, dass die Schweiz nicht genug dafür tue, sanktionierte Russen rauszuschmeissen.
Wenn man davon ausgeht, dass in Liechtenstein prozentual mehr Russengelder liegen, weil das Ländle geldgierig sich auch nach der Annexion der Krim dafür hergab, russische Gelder aufzunehmen und gewinnbringend zu verwalten, sprechen wir da wohl von vielleicht 45 Milliarden Franken oder mehr.
Und was macht Liechtenstein in dieser Angelegenheit? Trötzeln, wie man so schön sagt. Höchste Kreise beschweren sich darüber, dass doch tatsächlich erste Liechtensteiner Treuhänder auf der Liste sanktionierter Personen der Ofac gelandet sind. Das sei ungeheuerlich, die müssten da sofort runter, wir munter gekräht.
Da überschätzt Liechtenstein, vielleicht geblendet vom Reichtum und der Huld des Fürschten, seine Macht ein wenig. Das BIP Liechtensteins betrug 2022 ganze 7,37 Milliarden US-Dollar. Das der USA 27,4 Billionen, 27’400 Milliarden. Ach, und die Militärausgaben der USA lagen 2023 bei 916 Milliarden Dollar. Diejenigen Liechtensteins – bei null, mangels eigenem Militär.
Denn seit über 140 Jahren hat Liechtenstein keine Armee, dazu auch keinen Flugplatz, keinen Hafen und nicht mal eine eigene Autobahn.
Sollten also die USA ernsthaft böse werden, wäre das wohl das Ende von Wohlstand, Finanzplatz und Geldscheffeln. Aber bislang nimmt man das im Ländle gelassen. Zumindest vordergründig.
Die Schweizer Rechtsanwälte Andres Baumgartner und Fabio Delcò wurden kürzlich auf die OFAC-Liste des US-Finanzministeriums gesetzt. Der Warnschuss in Richtung Schweiz und ohne dass dies gesondert erwähnt werden müsste in Richtung Liechtenstein war klar und deutlich.
Und was macht der Kandidat als liechtensteiner Regierungschef, der Treuhänder Ernst Walch? Er kritisiert die OFAC als „politische Behörde“ und fordert Regierungsintervention. Man kann in Liechtenstein nicht Kandidat als Minister oder Regierungschef werdeen, ohne dass der Fürst sein Einverständnis dazu erteilt hat. Also geht Liechtenstein auf Konfrontation.
Das ist eine grandiose Steilvorlage für das Office of Foreign Asset Control (OFAC), die freuen sich wie Schneekönige, dass Liechtenstein auf Konfrontation geht. Dann kann das Machtspiel losgehen. Mal schauen wer der Stärkere ist.