Muss das Fürstenhaus den Zorn seiner Untertanen fürchten?

Eine absolutistische Monarchie, wie sie Liechtenstein ist, hat für den Monarchen einen grossen Vorteil. Der Fürscht, bzw. Kron- und Erbprinz Alois, können tun und lassen, was ihnen beliebt. Sowohl auf persönlicher Ebene – sie stehen oberhalb des Gesetzes und sind vor jeder Strafverfolgung immun –, wie auch auf herrschaftlicher Ebene.

Natürlich müssen sie dabei – wir leben im 21. Jahrhundert und nicht mehr zu Zeiten des Absolutismus – die Fassade wahren. Freundlich und huldvoll ins Volk winken, nicht schnarren und befehlen, sondern väterlich und fürsorglich zureden. Und nur im Ernstfall leise drohen.

Aber dafür brauchen sie natürlich einige Instrumente. Zum einem die Politik, also Parlament und Regierung. Von dort erwächst ihnen keine Gefahr, da wird gebuckelt und gehorcht.

Dann die Justiz. Auch da läuft alles wie geschmiert; nicht umsonst wird man nur dann Richter in Liechtenstein, wenn der Fürstenhof huldvoll sein Einverständnis signalisiert. Gilt es, die Interessen des Finanzplatzes, der Fürstenbank LGT oder der Treuhänderbande zu schützen, sind die Richter zu allen Schandtaten bereit.

Aber auch ein absolutistischer Herrscher braucht noch ein weiteres Instrument, um seine Herrschaft auszuüben. Er braucht Lautsprecher. Früher waren das Büttel, die von Marktplatz zu Marktplatz zogen und mit wichtiger Miene von grossen Pergamentrollen ablasen, was der Herrscher gerade wieder so beschlossen hatte.

Heutzutage sind das natürlich die Massenmedien. Also TV, Radio und Presse. Einen Staats-TV-Sender gibt es nicht; der wäre nicht selbsttragend und schweineteuer. Obwohl stinkreich, ist dafür das Fürstenhaus zu knausrig. Fürsten-Radio, das gibt es. Und wurde bis anhin aus Steuergeldern mit einigen Millionen alimentiert. Denn das aus eigener Schatulle zu zahlen, dafür ist das Fürstenhaus auch zu geizig.

Es hatte allerdings nicht damit gerechnet, dass seine Untertanen aufmüpfig werden könnten. Als ein paar freche Schlingel eine Initiative starteten zur Abschaffung dieses Fürstenfunks, sah man das in der Trutzburg ob Vaduz noch gelassen. Haben keine Chance, dachten Fürst und Erbprinz. Als die Initiative zustande kam, dachten sie, dass strenges Zureden durch die Regierung das Volk zur Räson bringen würde.

Aber dann, oh Schreck, oh Graus, stimmte doch eine Mehrheit der Liechtensteiner dafür, dass Fürstenpropaganda nicht länger vom Steuerzahler berappt wird. So ein Mist aber auch.

Allerdings ist es eigentlich noch schlimmer. Denn dass das Volk so entschieden hat, obwohl ihm gut und streng zugeredet wurde, lässt doch auf eine immer tiefer werdende Unzufriedenheit schliessen, wie sie auch in frechen Leserbriefen ans Vaterland zu Ausdruck kommt.

Denn wieder einmal sieht es so aus, als ob die Interessen der Fürstenbank, des Finanzplatzes Liechtenstein, schwerer wiegen als die Interessen seiner Bevölkerung. Denn aktuell werden die Amis immer stinkiger, was die Beihilfe Liechtensteins beim Verstecken von sanktionierten russischen Finanzmitteln betrifft.

Und wenn die Amis richtig stinkig werden, dann kann Liechtenstein schlichtweg einpacken. Wird das Ländle selbst sanktioniert, dann bricht Heulen und Zähneklappern aus, dann ist fertig lustig. Dann ist Schluss mit dem angenehmen Leben. Die Fürstenfamilie ist fein raus, die haben genügend Rücklagen. Aber das gemeine Volk, dem wird es dreckig gehen. Und das will es nicht.

Eine absolutistische Monarchie hat für den herrschenden Monarchen einen schweren Nachteil. In der Geschichte war es bislang immer so, dass er meinte, er sitze wie einbetoniert auf seinem Thron und ihm könne keiner. Und plötzlich war er weg …

21 Kommentare
  1. Vienna calling
    Vienna calling sagte:

    Wien ist so eine schöne Stadt, und der Fürst hat dort doch viel schönere Schlösser als die Ritterburg, die kein Schloss ist.

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  2. Da kommt was ganz Grosses
    Da kommt was ganz Grosses sagte:

    Der US-Amerikanische Botschafter hat die Schweiz scharf kritisiert, weil sanktionierte Gelder über Tochtergesellschaften verschleiert werden und so ohne grosse Kontrolle in der Schweiz gebunkert werden.

    Was für die Schweiz gilt, gilt für Liechtenstein noch viel mehr. Dass In Liechtenstein in grossen Masse über Tochtergesellschaften verschleierte sanktionierte Gelder gebunkert werden, weiss doch jedes Kind.

    https://www.nzz.ch/schweiz/und-wieder-wird-die-schweiz-vom-amerikanischen-botschafter-kritisiert-er-erinnert-daran-dass-der-streit-um-russland-sanktionen-nicht-beendet-ist-ld.1853466

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  3. Finanzmarktaufsicht aufgeschreckt
    Finanzmarktaufsicht aufgeschreckt sagte:

    Die Finanzmarktaufsicht Liechtenstein (FMA) hat in der FMA Mitteilung 2024/2 – Risikomanagement betreffend ausländisches Sanktionsrecht deutlich gemacht:

    „Die Nichteinhaltung ausländischer Sanktionen birgt schwerwiegende Reputationsrisiken sowie operationelle und rechtliche Risiken für den jeweiligen Beaufsichtigten und alle, die mit diesem in Geschäftsbeziehung stehen. Dazu gehört insbesondere das Risiko, dass ein Beaufsichtigter selbst sanktioniert wird, wodurch sein Zugang zum Zahlungsverkehr eingeschränkt und in weiterer Folge der wirtschaftliche Fortbestand bedroht wird. Von besonderer Bedeutung sind in diesem Zusammenhang die Sanktionsbestimmungen des Office of Foreign Assets Control (OFAC) des US-Finanzministeriums, nicht zuletzt aufgrund der zentralen Rolle der USA im Rahmen der globalen Finanzmarktinfrastruktur. Letztlich sind jegliche Sanktionen mit einem Bezug zu Liechtenstein auch ein Risiko für den gesamten Finanzmarkt und das Land Liechtenstein.“
    https://www.fma-li.li/de/news/20240904-fma-mitteilung-2024-2-risikomanagement-betreffend-auslandisches-sanktionsrecht.html

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  4. Johannes
    Johannes sagte:

    Wenn das Volk aufbegehrt und schon den Anfang gemacht hat und die Initiative Pro Demokratie sich bei Radio Liechtenstein durchgesetzt hat, dann ist das eine Zeitenwende in Liechtenstein. Der Damm ist gebrochen, die Fluttore sind geöffnet. Der Fürst könnte den Aufstand jetzt niederschlagen, würde damit aber eine Revolution riskieren.

    Damit nicht genug, machen die Amerikaner jetzt auch massiv Druck. Wenn der Botschafter die Schweiz kritisiert, dann kritisiert er Liechtenstein damit erst recht.

    Jetzt heisst es für den Fürst warm anziehen, die wohl ungemütlichsten Zeiten stehen unmittelbar bevor.

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  5. Ach wie schön ist Wien
    Ach wie schön ist Wien sagte:

    Nach Wien sind es von Vaduz nur 650 km, das könnte der Fürst in unter 6 Stunden schaffen. Vorausgesetzt er nimmt nicht die Kutsche.

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  6. Druck von innen, Druck von aussen
    Druck von innen, Druck von aussen sagte:

    Was wird das Fürstenhaus tun? Das Gleiche wie immer … Aussitzen.
    Ob diese Strategie auch dieses Mal aufgeht, wenn der Druck des Volkes und der USA zunimmt, ist fraglich.

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  7. Stefan
    Stefan sagte:

    Wir haben keine Demokratie. Wir sind kein Rechtsstaat. Jeder im Ausland weiss, dass wir nur eine Scheindemokratie mit einer Marionetten-Regierung sind, dass wir Staatsanwälte und Richter haben, die nicht gesetzesmässig, sondern voreingenommen entscheiden, dass die Reputation unseres Landes mehr als zweifelhaft ist. Mit einer Demokratie könnte man aus Liechtenstein ein ebenso wohlhabendes, aber rechtsstaatliches Land machen, dass sich nicht schämen muss.

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  8. Ruedi
    Ruedi sagte:

    Jetzt noch an eine absolutistische Monarchie zu glauben ist archaisch. Der Fürst soll mal auf den Kalender schauen, wir sind im 2024!

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  9. Jeffrey
    Jeffrey sagte:

    Vielleicht wollen die USA ja der Schweiz demonstrieren, wozu die USA in der Lage sind und setzen erst einmal die VP-Bank oder die fürstliche LGT auf die OFAC-Sanktionsliste. Liechtenstein kann sich nicht ansatzweise wehren. Dann würde die Schweiz schon zusammenzucken und würde das Verstecken sanktionierter Russengelder durch zypriotische, Cayman- usw. Tochtergesellschaften schnell aufhören. Liechtenstein wäre ein Bauernopfer.

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  10. Wer hat mehr Dreck am (Ver)Stecken?
    Wer hat mehr Dreck am (Ver)Stecken? sagte:

    Liechtenstein hat 23 OFAC-Sanktionierte. Die Schweiz hat 76 OFAC-Sanktionierte. Nur hat Liechtenstein 39’000 Einwohner, die Schweiz 8.7 Millionen.

    Damit ist in der Schweiz einer von 114.474 Einwohnern sanktioniert, in Liechtenstein einer von 1.695 Einwohnern.

    Wo schauen die USA mit ihrem Office of Foreign Asset Control (OFAC) wohl zuerst genau hin?
    https://sanctionssearch.ofac.treas.gov/

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    • Rolando
      Rolando sagte:

      Wenn in Liechtenstein über 65 Mal so viele sanktionierte Personen pro Einwohner sind als in der Schweiz, dann ist die Wirtschaftskriminalität in Liechtenstein ganz massiv höher als in der Schweiz.
      Entweder kann oder aber will der Fürst als Monarch nicht dagegen vorgehen. Beides wäre katastrophal.

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  11. Demokratie statt Unterdrückung
    Demokratie statt Unterdrückung sagte:

    Wir wollen endlich Demokratie statt Unterdrückung. Wir wollen freie Wahlen, Bei denen jemand Kandidaten erst freigeben muss. Wir wollen nicht, dass irgendjemand die Regierung einfach auflösen kann. Wir wollen selbst bestimmen. Wir sind das Volk!

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  12. Demokrat
    Demokrat sagte:

    Wahlen sind keine freien Wahlen, wenn der Fürst die Kandidaten erst freigeben muss. Die Regierung ist nicht frei, wenn der Fürst alle Beschlüsse aufheben kann. Wir wollen Demokratie!

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  13. Frank M.
    Frank M. sagte:

    Da ist aber massiv Druck im Kessel. Der Fürst kann nur hoffen, dass ihm jetzt sein Schlaraffenland nicht um die Ohren fliegt. Von innen durch Untertanen, die keine Untertanen sondern Bürger in einer Demokratie sein wollen sowie von aussen durch die USA, die die Versteckspielchen im Ländle satt haben.

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