Der Beweis: eine Zeitreise in das Jahr 2018.
Ein paar Schlagzeilen von damals:
«Bilanz»-Autor Marc Kowalski beginnt seinen Bericht launig:
«Die Vorhänge sind zugezogen, die Aussentische mit Planen abgedeckt, die Grünpflanzen welken bereits: Die Bar Esquire, lange Jahre der Hotspot von Vaduz und Treffpunkt der lokalen High Society, ist für immer geschlossen. Der Konkurs der Szenebar ist ein Kollateralschaden aus einem Finanzskandal, der gerade Liechtenstein erschüttert. Ihr Pächter, der 53-jährige Treuhänder Mario Staggl, sitzt in Untersuchungshaft.»
Der Mann hatte sich aus Stiftungsvermögen bedient, und dafür sogar die Unterschrift eines Toten verwendet. Fiel niemandem auf im Ländle. Schliesslich war Staggl, nicht nur als Betreiber der Bar Esquire, bestens vernetzt.
Das kommt halt davon, wenn Liechtenstein ein Land der kurzen Amtswege ist, wo vor allem in der Finanzbranche eigentlich jeder jeden kennt, jeder jedem einen Gefallen schuldet – und allen gemein ist, dass man ja den Deckel draufhält, was auch immer passieren mag.
Dabei ist Staggl einschlägig bekannt. Er half dem Whistleblower Bradley Birkenfeld, bis 2018 Vermögenswerte des US-Milliardärs Igor Olenicoff zu verstauen. Vor den diversen Steuerskandalen Business as usual in Liechtenstein. Die US-Justiz setzte Staggl auf ihre Fahndungsliste; pah, sagte die Liechtensteiner Finanzmarktaufsicht und attestierte Staggl weiterhin die Fähigkeit, als Treuhänder zu amtieren.
Vielleicht gehörten solche Sachen damals dazu, um einen Eignungstest zu bestehen. Allerdings knickte dann Liechtenstein kräftig ein, als die USA und auch Deutschland kräftig Druck machten. Da musste sogar der Fürscht einsehen, dass er zwar absolutistisch über das Ländle regiert und herrscht, aber selbst für den Multimilliardär gibt es dann doch Kräfte, die stärker sind als er.
Auch die eigentlich behäbige und durchaus bankenfreundliche FAZ titelte im gleichen Jahr:
Aber die Zustände in Liechtenstein beschrieb die FAZ eher unfreundlich:
«Seit Jahren erschüttern Betrugsskandale den Finanzplatz Liechtenstein. Treuhänder betrügen ihre Kunden um Millionen. Doch während die Finanzaufsicht schärfere Kontrollen fordert, wiegelt die Regierung ab.»
Sie widmet sich in erster Linie dem Fall Harry Gstöhl. Der war bereits 2017 wegen Untreue, schweren Betrugs und sogar Geldwäsche zu sechs Jahren Haft verurteilt worden. Aber das war nur eine Anklage von mehreren, mit denen sich die fürstliche Justiz zu befassen hatte.
Und zwei Jahre später doppelte der «Tages-Anzeiger» nach, allerdings mit der hauseigenen Vorsicht:
Nach dem ehemaligen Präsidenten des Liechtensteiner Staatsgerichts, der nebenbei als Treuhänder tätig war, 40 Millionen veruntreute und acht Jahre in den Knast wanderte, neben Mario Staggl, der nicht zuletzt seinen Bentley von seinen Kunden bezahlen liess (allerdings unfreiwillig) , war das damals ein weiterer Skandal der Treuhänderzunft. Ein weiterer Untreuhänder.
Also genauer gesagt ein schwarzes Schaf in einer blütenweissen Herde. So sehen sich die Liechtensteiner Treuhänder gerne selbst.
Nun könnte man meinen, dass seit 2018, seit 2020 doch sicherlich viel passiert ist, das solche Schweinerein unmöglich macht, zumindest erschwert. Das Gegenteil ist der Fall. Denn die damaligen Skandale führten dazu, dass die Lieblingsbeschäftigung der Treuhänder, Stiftungen am Laufmeter gründen, um Schwarzgeld zu bunkern, implodierte. Die Zahl dieser Stiftungen ging dramatisch zurück – die Zahl der Treuhänder blieb gleich. Also viel weniger Geldquellen, gleicher Geldbedarf.
Eine solche Situation bewirkt, dass sich Treuhänder immer unverfrorener aus den verbliebenen Stiftungen bedienten. Der Fall Bacardí, wo es um mehr als eine Milliarde US-Dollar geht, ist dabei nur die Spitze eines Eisbergs. Clevere Untreuhänder greifen natürlich nicht einfach in die Kasse, in der Hoffnung, dass das schon nicht rauskommt.
Sie tun das erst dann, wenn sie sämtliche Kontrollen – wie beispielsweise den Stifter und die Begünstigten – ausgeschaltet haben. Erst dann wird ungeniert zugelangt – in der nicht unberechtigten Hoffnung, dass die fürstliche Justiz schon nicht so unanständig sein wird, einen treublickenden Liechtensteiner Biedermann wegen ein paar Kleinigkeiten wie das Abzügeln von Millionen aus Stiftungsvermögen oder das Verschleudern dieses Vermögens ernsthaft zu belangen.
Was damals Schwarzgelder waren, sind heutzutage Gelder reicher Russen, die Liechtenstein bis vor Kurzem gerne entgegennahm. Denn wie weiland bei den Schwarzgeldern kann man diesen Kunden ungeniert Honorarnoten schreiben, bei denen jeder normale Kunde laut aufschreien würde. Aber von Sanktionen geplagte Oligarchen zahlen gerne, wenn dafür ihr Vermögen in Ruhe gelassen wird.
Allerdings setzten auch hier vor allem die USA, aber auch die EU, immer mehr Druck auf, dass sich Liechtenstein auch hier nicht nur verbal an all die beschlossenen Sanktionen halten soll. Noch ist Liechtenstein harthörig; wie damals der Fürscht meint auch der regierende Erbprinz Alois, dass das schon nicht so schlimm werde. Noch …
Dieser Artikel beschreibt die aktuelle Situation in Liechtenstein punktgenau. Nur ist er aus dem Jahr 2019. Geändert hat sich seither nichts, aber auch gar nichts. Das zeigt, dass in dem absolutistisch geführten Liechtenstein nicht einmal der geringste Wille vorhanden ist, rechtmässige Zustände herbeizuführen und den vorhandenen Sumpf auszutrocknen.
https://www.dieostschweiz.ch/artikel/finanzsumpf-liechtenstein-der-fuerst-wills-richten-jx9MkX7
Nachdem seit vielen Jahren nicht ernsthaft gegen die in Liechtenstein existierende Wirtschaftskriminalität vorgegangen wird ist davon auszugehen, dass diese nicht nur staatlich geduldet, sondern sogar staatlich gefördert wird. Kriminelle Treuhänder werden mithilfe der fürstlichen Justiz (Staatsanwaltschaft, Gerichte) geschützt.
Die Justiz in Liechtenstein funktioniert wie geschmiert…
Es ist leicht zu durchschauen, dass im Ländle kriminelle Stiftungsräte Stiftungen kapern, was mit Hilfe gewisser Richter am Fürstlichen Landgericht und Obergericht ermöglichtb wird. Dann werden die Stiftungen dekantiert, also im besten Fall nur durch aberwitzig überhöhte Honorare und überteuerte Aufträge an family and friends geplündert, in schlimmeren Fällen werden Vermögenswerte an family and friends zu Vorzugspreisen veräussert, im schlimmsten Fall werden diese einfach in eigene Taschen geschoben. Begünstigten wird das Informations- und Kontrollrecht entzogen, so dass die Liechtensteiner Stiftungsräte völlig unkontrolliert mit dem Stiftungsvermögen umgehen. Die Beispiele des Bacardi-Falls und des Hartlaub-Falls zeigen dies eindrücklich. Von Seiten des Staates wird gegen diese Machenschaften nichts unternommen.
Martin Batliner und Philipp Wanger zeigen in dem Skandal der Hartlaub-Stiftung allen anderen Treuhändern, was man in Liechtenstein als Treuhänder machen kann:
1. Man nehme sich aus der Stiftung, deren Interessen man wahren sollte, 75.000 Franken pro Monat pro Person. Zusätzlich zu den 25’000 Franken Jahresgrundpauschale pro Person natürlich.
2. Wenn der mithilfe des Gerichts abservierte Stiftungsrat und Begünstigte es tatsächlich wagt, mit einem Abberufungsantrag gegen sie vorzugehen, dann entzieht man ihm eben dessen gesetzliches Informations- und Kontrollrecht. So ist er kalt gestellt und kann nicht mehr sehen, wie sich die beiden unkontrolliert aus der Stiftung bereichern.
3. Sollte der absolvierte Stiftungsrat und Begünstigte sich immer noch nicht zermürben lassen, dann entzieht man ihm eben dessen Begünstigung und stellt sich auf den Standpunkt, er habe mit der Stiftung nichts mehr zu tun und deswegen falle auch dessen Abberufungsantrag in sich zusammen.
Und als Kriegskasse nimmt man als Treuhänder natürlich das Stiftungsvermögen.
Wenn die beiden damit durchkommen, ohne abberufen zu werden, dann sind sie die besten und erfolgreichsten Treuhänder Liechtensteins aller Zeiten. Sich jeder etwa eine Million Franken im Jahr aus einer Stiftung nehmen und den Begünstigten kalt stellen – das ist ein Meisterwerk!
Das ist eine hervorragende Empfehlung für den Finanzplatz Liechtenstein.
Inzwischen hat es sich doch überall herumgesprochen, dass man im Ländle beraubt wird. Und dass das Masche ist.
Achtung, Sie verlassen das rechtsstaatliche Europa und begeben sich in rechtsfreien Raum. Bitte achten Sie auf Ihre Wertsachen!
Der Fürst hat so viel Macht im Ländle, dass er dem kriminellen Treiben sofort ein Ende bereiten könnte, wenn er wollte. Dazu kann er sich aber offenbar nicht entschliessen.
Bonjour aus Luxemburg,
wir möchten uns herzlich beim Fürsten und bei der Regierung von dem Land Liechtenstein bedanken. Weil der Ruf von Liechtenstein als ein vertrauenswürdiger Finanzplatz durch mehrere Skandalen in Verruf gekommen ist, kommen die Klienten zu uns, die am Anfang nach Liechtenstein zu gehen wollten. Wir bedanken uns dafür herzlich bei Ihnen in Liechtenstein!
Mir scheint es, als würde man in Liechtenstein ahnen, dass das Land wegen der ständigen Skandale und der Unsicherheit wegen fehlender Vertrauenswürdigkeit und fehlender zuverlässiger Gerichtsbarkeit keine rosige Zukunft als Finanzstandort mehr hat. Also werden jetzt nach dem Motto «take the money and run» die noch bestehenden Trusts und Stiftungen geplündert. Als Finanzstandort ist das Land dann durch. Die nächste Generation kann ja dann ihr Geld in den zahlreichen Spielcasinos in Liechtenstein verdienen, Liechtenstein kann ja das europäische Las Vegas werden.
Wer sein Vermögen in eine liechtensteinische Stiftung, einen Trust oder eine andere Struktur überträgt, sollte sich bewusst sein, dass er potenziell ein hohes Risiko eingeht, möglicherweise sogar einen Totalverlust des Vermögens zu erleiden. Dies dürfte inzwischen allgemein bekannt sein.
Spricht man in Zürich mit Kollegen, die mit Liechtensteiner Strukturen zu tun haben oder hatten, ist es selten, dass nicht jeder von ähnlichen Erfahrungen aus Liechtenstein berichten kann. Wir raten allen unseren Mandanten strikt von irgendwelchen Strukturen in Liechtenstein ab.
По сравнению с этим Россия — демократическое правовое государство.
Wie schrieb die FAZ?
«Seit Jahren erschüttern Betrugsskandale den Finanzplatz Liechtenstein. Treuhänder betrügen ihre Kunden um Millionen. Doch während die Finanzaufsicht schärfere Kontrollen fordert, wiegelt die Regierung ab.»
Es hat sich nichts, nichts, nichts geändert.
in Liechtenstein ist die Zeit stehengeblieben. War vor 10 Jahren Räuberhöhle, ist heute Räuberhöhle.