Treuhänder werden in Liechtenstein geprüft. Nur: auf was?

Auf jeden Fall handelt es sich um einen veritablen Staatsakt. Wie dem Presseportal des Fürstentums Liechtenstein zu entnehmen ist, hat Ihro fürstliche Regierung neue Mitglieder der Prüfungskommission für Treuhänder bestimmt, beschlossen, gewählt. Dem Staatskalender kann man entnehmen: «Sie besteht aus einem Landrichter, einem Treuhänder, einem Wirtschaftsprüfer, einem Steuerexperten, einem Vermögensverwalter, fünf Ersatzmitgliedern und wird für vier Jahre bestellt.»

Es steht zu vermuten, dass diese Prüfungskommission Treuhänder auf Herz und Nieren und Eignung als solcher prüft. Dafür sorgen nun der Vorsitzende Mathias Hemmerle. Das ist der Vizepräsident der Liechtensteinischen Wirtschaftsprüfer-Vereinigung. Und ein wahrer Tausendsassa. Er ist zudem Partner bei CLL, Compliance Labs Liechtenstein. Und Gründungspartner von Company Scout. Von Valcap Services. Und unter Erbprinzessin Sophie von und zu Liechtenstein im Vorstand des Liechtensteinischen Roten Kreuz. Und auch noch bei der Areva, Allgemeine Revision- und Treuhand AG.

Aber auch Mitglied Florian Büchel von der Liechtensteinischen Treuhandkammer beherrscht Multitasking. Er ist in der Geschäftsleitung von JWT Immobilien. Und Verwaltungsrat bei Catam Asset Management. Bei der ZVA, Zustellung-, Versand- und Abholdienst AG. Co-Founder von mychoice. Natürlich ehrenamtlich im Rotary Club Liechtenstein.

Auch Mitglied Stephan Ochsner hat sich einiges aufgebürdet. Partner bei der Immobilien-Beratungsfirma R2-Partners. Chairman bei Ochsner Consulting, schliesslich auch bei Ochsner-Law tätig.

Tatjana Nigg-Hirn hingegen ist einfache Landrichterin (Parteienverkehr nach Vereinbarung) beim Kriminalgericht, wo sie offenbar neben ihrem Gatten Martin Nigg amtiert. Zudem ist sie lediglich Ersatzmitglied in der Prüfungskommission für Patentanwälte.

Nun könnte es allerdings sein, bei Liechtensteiner Untreuhändern weiss man ja nie, dass Kriminalrichterin Nigg-Hirn auch mal beruflich mit einer Zierde des Treuhänderstands zu tun bekäme. Wäre natürlich blöd, wenn der zuvor von ihr geprüft und für würdig in der Ausübung seines Amtes befunden worden wäre.

Aber Liechtenstein ist bekanntlich das Land der kurzen Amtswege, und alle führen schliesslich ins fürstliche Schloss. Der Fürst, bzw. sein herrschender Kronprinz, kann sich ja nicht um alles selber kümmern, aber es ist nicht anzunehmen, dass die Regierung des Ländle von fürstlichen Gnaden Entscheidungen trifft, die auf hochwohlgeborenen Unwillen treffen könnten.

Schliesslich ziert noch Urs Schnider dieses Prüfungsgremium; er ist von der Vereinigung der Buchhalter, Büchersachverständigen und Steuerberater. Der ist noch Verwaltungsrat bei Prosperis, nachhaltige Vermögensverwaltung, ehemals Regli, Schnider, Grob. Und Inhaber von Urs Schnider Finanzberatung, Prosperis Rechtsberatung. Also vergleichsweise ein kleiner Rucksack.

Alle begleiten die besten Wünsche:

«Die Regierung dankt den neu bestellten Mitgliedern für ihre Bereitschaft, in der Mandatsperiode 2024 bis 2028 in der Prüfungskommission für Treuhänder mitzuwirken und wünscht ihnen viel Freude und Erfolg bei der Ausübung dieser Tätigkeit.»

Freude und Erfolg, das ist ein interessanter Wunsch der fürstlichen Regierung. Worin soll denn der Erfolg bestehen? Möglichst viele angehende Treuhänder durchfallen zu lassen? Oder durchzuwinken? Und worin könnte die Freude bestehen? Aus Batzeli? Einer Audienz beim Fürschten? Untertänigen Blicken von Prüflingen?

Ohne den neugewählten Mitgliedern zu nahe treten zu wollen: angesichts der nicht abreissenden Folge von Skandalen, in die Liechtensteiner Treuhänder verwickelt sind, wozu neuerdings auch die Beihilfe zum Verstauen von Russengelödern gehört, wünschte man sich doch einen etwas rigideren Eignungstest ganz am Anfang der Karriere.

Aber ob die charakterliche und ethische Eignung eines Treuhänders Prüfungsfach ist, das wagen wir doch zu bezweifeln.

23 Kommentare
  1. Oberprüfer
    Oberprüfer sagte:

    Prüfungsfächer für Treuhänder In Liechtenstein:

    1. Kapern von Stiftungen
    2. Dekantieren von Stiftungen
    3. Kaltstellen von lästigen Begünstigten
    4. Anlage der horrenden sich selbst genehmigten Honorare

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  2. Dozenten der Treuhänderausbildung
    Dozenten der Treuhänderausbildung sagte:

    Vorschläge für erfahrene Ausbilder zur Vorbereitung auf die Trauhänderprüfung:

    Harry Gstöhl
    Norbert Seeger
    Bernhard Lorenz
    Martin Batliner
    Philipp Wanger
    Thomas Wilhelm
    Mario Staggl
    Anton Wyss

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  3. Bande
    Bande sagte:

    Wenn die Treuhandkammer mit Anton Wyss einen Vizepräsidenten hatte, der Transaktionen mit von den US-Behörden sanktionierten Russengeldern gefördert hat und selbst auf die OFAC Sanktionsliste gekommen ist und die Treuhänder im Juni den Partner von Marxer & Partner Stefan Wenaweser zum Präsidenten gewählt haben, obwohl jeder weiss, dass dieser bei einer Akteneinsicht Dokumente aus Gerichtsakten gestohlen hatte, die er erst nach sechs Wochen und zwei Hausdurchsuchungen herausgegeben hat, dann kommt einem das Ablegen der Prüfung zum Treuhänder und die Mitgliedschaft in derTreuhandkammer wie ein Eintritt in eine Bande vor.

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  4. Hermann
    Hermann sagte:

    Mich erinnert die Lichtensteiner Treuhand Kammer an die Hells Angels: nicht verboten, aber Vorstände, die mit Recht und Gesetz in Konflikt geraten sind und Illegales in ihren Track Records haben (Anton Wyss, Stefan Wenaweser) und Mitglieder, die reihenweise mit kriminellen Aktivitäten in Verbindung gebracht werden.

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  5. Saurer Leser
    Saurer Leser sagte:

    Bevor man irgendwelchen Blödsinn verzapft, sollte man vielleicht seine Quellen prüfen oder nicht nur mutmassen: Landrichterin Nigg ist definitiv nicht mit Landrichter Nigg verheiratet. Sie hiess immer schon Nigg, was einen einfachen Schluss zulässt. Hätte man checken können, hätte man es nicht nur auf Polemik abgesehen. Und jemandem einfach mal so aus dem Blauen das Berufsethos und die Neutralität abzusprechen, ist schlicht eine Sauerei.

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  6. Ronald McTreuhand
    Ronald McTreuhand sagte:

    Es ist erfreulich, dass in der Prüfungskommission für Treuhänder keine Personen sind, die mit Recht und Gesetz in Konflikt gekommen sind. Das unterscheidet die Prüfungskommission deutlich vom Vorstand der Treuhandkammer, in welcher der Vizepräsident Anton Wyss bis Juni 2024 OFAC-sanktioniert wurde und der aktuelle Präsident Stefan Wenaweser überführt wurde, Aktenstücke aus Gerichtsakten entwendet zu haben. Was lernen die Absolventen der Treuhänderprüfung daraus? In der theoretischen Prüfung mit treuem Blick etwas von Compliance labern, danach in der Praxis kann man dann die Sau rauslassen und machen was man will:

    OFAC-Sanktionen missachtet? So what, die Wyss & Partner AG ist bis heute Mitglied der Treuhandkammer.
    https://register.fma-li.li/details/9211aa5b-d78b-e211-b684-005056934935/basedata

    Dokumente aus Gerichtsakten entwenden? Hey, cool, so wurde Stefan Wenaweser sogar Präsident der Treuhandkammer.

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  7. Omertà?
    Omertà? sagte:

    Es ist erstaunlich, dass die anständigen Treuhänder im Ländle nicht massiv gegen die unanständigen Treuhänder, die den ganzen Treuhänderstand und den Finanzplatz Liechtenstein in den Dreck ziehen, vorgehen.

    Dies erinnert stark an Omertà. Omertà ist ein Begriff, der aus der italienischen Mafia-Kultur stammt und für das Gesetz des Schweigens steht. Es beschreibt die Verpflichtung, keine Informationen über kriminelle Aktivitäten oder Mitglieder einer kriminellen Organisation preiszugeben, selbst wenn man von den Behörden befragt oder unter Druck gesetzt wird. Wer gegen diese Schweigepflicht verstößt, riskiert oft schwere Strafen, sogar den Tod. Omertà ist ein zentraler Bestandteil der Mafia-Ethik und fördert den Zusammenhalt und den Schutz innerhalb der Organisationen.

    Haben die anständigen Treuhänder Angst, von den unanständigen Treuhändern, die vielleicht aufgrund ihrer Familienzugehörigkeit und Verwandtschaft gut vernetzt sind und hier und da und dort in dem Zwergstaat enge Verbindungen haben, unter Druck gesetzt zu werden? Aus der „Gemeinschaft“ ausgestossen zu werden? Weil die von unanständigen Treuhändern erbeutete Beute oft immens hoch ist und im Ländle unter das Volk gebracht wird? Haben die anständigen Treuhänder Angst, aus der Treuhandkammer ausgeschlossen zu werden? Dass ihnen gesagt wird „du gehörst nicht mehr zu uns“? Man könnte fast den Eindruck gewinnen, denn die anständigen Treuhänder gehen nicht gegen die unanständigen Treuhänder vor und schauen einfach weg und tun so als sei nichts.

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    • Massimo aus Palermo
      Massimo aus Palermo sagte:

      Die anständigen Treuhänder haben vielleicht Schiss, dass wenn sie den Mund aufmachen, sie auf der Kirchturmspitze der St.-Florins Kirche in Vaduz aufgespiest werden.

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    • Ehrenwerte Gesellschaft
      Ehrenwerte Gesellschaft sagte:

      In der ‚ehrenwerten Gesellschaft‘ im Ländle ist jeder mit jedem verwandt oder verschwägert. Keiner würde den Mund aufmachen und seinen Verwandten vernadern, denn sonst wäre er draußen aus der ‚ehrenwerten Gesellschaft‘, würde geächtet werden, würde aus irgendeinem Grund eine Sonderprüfung seines Betriebes bekommen, weil ja der Schwager des Verpfiffenen in der oder der Behörde sitzt oder würde er gar seinen Betrieb aufgeben müssen etc. Die Macht der großen alten Familien im Ländle ist groß, es ist ein geschlossenes System. Und der Fürst sieht zu, denn wenn es den Untertanen wirtschaftlich gut geht sind sie zufrieden. So funktioniert das System wunderbar. Und kritische Stimmen oder gar aufdeckende Blogs werden am besten zum Schweigen gebracht. Onorata società eben, wie in manchen Regionen Süditaliens.

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  8. Sven Huber
    Sven Huber sagte:

    Dieser Blog ist sehr aufschlussreich und bringt viel ans Licht, was sicherlich verborgen bleiben sollte. Kein Wunder, dass man verzweifelt versucht ihn mundtot zu machen.

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  9. Antwort von ChatGPT auf die Frage „Welche Liechtensteiner Treuhänder wurden bisher verurteilt?“
    Antwort von ChatGPT auf die Frage „Welche Liechtensteiner Treuhänder wurden bisher verurteilt?“ sagte:

    Die Verurteilung von Treuhändern in Liechtenstein ist ein sensibles Thema, da Liechtenstein lange als ein Zentrum für Finanzdienstleistungen und Stiftungsverwaltung galt, was jedoch immer wieder zu Missbrauchsvorwürfen führte. Einige prominente Treuhänder, darunter Dr. Martin Batliner und Philipp Wanger, waren in rechtliche Auseinandersetzungen verwickelt, jedoch gibt es bisher keine bestätigten rechtskräftigen Verurteilungen in den von ihnen betroffenen Fällen  .

    In der Vergangenheit wurden jedoch in Liechtenstein einige Treuhänder wegen Finanzdelikten wie Geldwäsche, Steuerhinterziehung und Verletzungen von Treuhandpflichten verurteilt. Namen werden aufgrund der diskreten Natur des Finanzsystems in der Regel nicht öffentlich gemacht, es gab jedoch internationale Fälle, bei denen Liechtenstein als Steuerparadies im Zentrum stand, wie im Fall der Liechtensteinischen Landesbank (LLB), wo Angestellte in Steuerbetrugsskandale verwickelt waren.

    Verurteilungen resultieren oft aus enger Zusammenarbeit zwischen den liechtensteinischen und internationalen Behörden, wenn es um komplexe Finanzverbrechen geht.

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  10. Verhinderung des investigativen Journalismus
    Verhinderung des investigativen Journalismus sagte:

    Dieser Blog beschäftigt sich mit Missständen, Gesetzesbrüchen, Korruption und Machtmissbrauch, die sonst verborgen bleiben würden. Zusammenhänge wie das aufgedeckte illegale System, um an Vermögen reicher Trusts oder Stiftungen zu gelangen, werden aufgezeigt und der Öffentlichkeit bekannt gemacht. Dieser investigative Journalismus soll jedoch durch die Klage der Treuhänderkammer verhindert werden. Im Interesse der Meinungs- und Pressefreiheit darf dies nicht gelingen.

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  11. Fred vom Jupiter
    Fred vom Jupiter sagte:

    Wenn jemand noch Geld in einer Stiftung, einem Trust oder selbst auf einer Bank in Liechtenstein hat, so ist es höchste Zeit sich zu verabschienden. Traurig, wie Liechtenstein an kriminellen Treuhändern und fehlender Rechtsstaatlichkeit zugrunde geht.

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  12. Extreme caution advised
    Extreme caution advised sagte:

    If someone transfers their assets into a Liechtenstein foundation, trust, or other similar structure, they should be aware that they are taking on the risk of potentially losing everything, including the possibility of a total loss of their assets. This risk stems from several factors:

    1. Loss of Control:
    When assets are transferred to a foundation or trust, the settlor usually gives up control over them. The assets then belong to the legal structure (e.g., the foundation), and no longer to the person who originally owned them. The settlor cannot directly access the assets anymore, which poses a risk if the administration does not align with their initial intentions.

    2. Management Risks:
    The success of a Liechtenstein foundation or trust depends on the trustees or foundation board who manage the assets. There is a significant risk of mismanagement, conflicts of interest, or even unethical behavior by those in charge, which could lead to significant losses.

    3. Legal Uncertainties:
    Although Liechtenstein for some time used to be a well-established jurisdiction for such structures, changes in legislation, new international regulations (e.g., for combating tax evasion or money laundering), or disputes over the rightful use of the assets could create problems.

    4. Unforeseen Liabilities:
    There is also a risk that, in case of issues, the trustees or foundation board members could be held liable, potentially leading to the insolvency of the foundation or trust.

    Ultimately, the security of such arrangements depends greatly on the trustworthiness and competence of the chosen administrators and the precise legal framework governing the structure. However, in recent years questions regarding the trustworthiness of the judiciary in Liechtenstein arose.

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  13. Stefan
    Stefan sagte:

    Eine sehr honorige Prüfungskommission prüft die angehenden Treuhänder, die dann in eine suspekte Treuhandkammer eintreten dürfen. Wenn die Vortänzer dort die Vorbilder für die neuen Treuhänder sein sollen wundert einen gar nichts mehr.

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  14. Konrad Huber
    Konrad Huber sagte:

    Seien wir doch einmal ehrlich: würde es der Treuhandkammer, der Landesregierung und dem Fürsten wirklich darum gehen, saubere Verhältnisse in Liechtenstein zu haben, dann würden sie doch diese Internetseite unterstützen, um alles dafür zu tun, einen sauberen und zuverlässigen Finanzstandort zu fördern und unsaubere Machenschaften, sei es bei Treuhändern, Richtern oder Staatsanwälten, aufzudecken und zu sanktionieren. Und was tun sie? Sie versuchen, diese Internetseite zu bekämpfen, damit die unsauberen Machenschaften verheimlicht werden. Das spricht Bände.

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  15. Lars
    Lars sagte:

    Neue Stiftungen werden in Liechtenstein kaum noch gegründet, nachdem sich herumgesprochen hat, dass die Risiken aufgrund zweifelhafter Treuhänder und einer zweifelhaften Justiz immens sind. Also scheint die Devise in Liechtenstein zu sein, die bestehenden Stiftungen zu plündern, siehe Bacardi Skandal, siehe Hartlaub Skandal.

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  16. Al Capone
    Al Capone sagte:

    Mir kommt dieses System von untreuen Treuhändern, die mithilfe von untreuen Richtern Stiftungen kapern und plündern schlichtweg mafiös vor.

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