Wenn der Liechtensteiner Regierungschef echt besorgt ist …
Sicherlich in Absprache mit seinem obersten Vorgesetzten, der ihn feuern könnte, sollte er in Ungnade fallen, hat der Liechtensteiner Regierungschef Daniel Risch zu kommentieren geruht: «Für den Finanzplatz sind solche Ereignisse negativ, im spezifischen Fall in besonderem Masse.»
Das sieht sogar Susan Schneider-Köder, Geschäftsführerin der Liechtensteinischen Treuhandkammer, ähnlich:
«Die Treuhandkammer hat die aktuellen Listungen der liechtensteinischen Treuhandgesellschaften und Treuhänder besorgt zur Kenntnis genommen. Die Listungen sind selbstverständlich für die Branche und den Finanzplatz negativ.»
Ja was ist denn da wieder Blödes passiert? Business as usal ist passiert, muss man sagen. Das US-Office of Foreign Assets Control (Ofac) hat drei Liechtensteiner Treuhandbüros und drei damit verbundene Personen auf seine Sanktionsliste gesetzt.
Um die Tragweite zu verstehen, muss man zunächst verstehen, was das Ofac eigentlich ist. Kurz gefasst: wer auf dessen Radarschirm erscheint, kann eigentlich jede Hoffnung fahren lassen. Die etwas längere Erklärung:
Die Behörde ist Teil des Schatzamtes und dort dem «Untersekretär für Terrorismus und finanzieller – Geheimdienst» unterstellt. Die 26 Sanktionsprogramme, von «Balkan related sanctions» bis «Zimbabwe sanctions», werden durch «Anordnung des Präsidenten» beschlossen. Dieses Exekutivrecht stammt aus den Zeiten des Trading with the Enemy Act von 1917. Eine Massnahme aus der Zeit des Ersten Weltkriegs, mit welcher der Präsident die Möglichkeit bekam, ohne Federlesen US-Bürgern oder -Firmen zu verbieten, mit feindlichen Staaten Geschäftsbeziehungen zu unterhalten.
Unter der Rubrik «Specially Designated Nationals» sind Personen mit Namen, Wohnsitz und Passnummer aufgeführt, mit denen kein US-Bürger Geschäftsbeziehungen unterhalten darf. Dann gibt es eine «Liste von ausländischen Sanktionsumgehern», ebenfalls mit Namen und Anschrift aufgeführt, ebenfalls als Paria stigmatisiert.
Erschwerend kommt hinzu: auf die Liste kommt man relativ schnell und leicht. Runter eigentlich nie mehr. Wer auf ihr aufgeführt ist, hat kein lustiges Leben mehr. Wer nachschauen will; bitte sehr.
Denn vom Ofac sanktioniert zu sein, das ist so wie eine ansteckende und nicht heilbare Krankheit zu haben. Banken wollen keinen Kontakt mehr mit dieser Person oder Firma. Transaktionen werden nicht mehr ausgeführt, Kreditkarten funktionieren nicht mehr. Fluggesellschaften verweigern die Beförderung. Jeder Grenzübertritt gestaltet sich als Hindernislauf. Wer seine Miete nicht mehr zahlen kann, fliegt raus. Usw.
Genau das ist also drei Liechtensteiner Treuhändern passiert, die mit treuem Augenaufschlag beteuern, dass es sich dabei um einen gravierenden Irrtum handele, sie sich keiner Schuld bewusst sind und niemals nicht geholfen hätten, Sanktionen gegen Russland oder reiche Russen zu umgehen.
Allerdings weiss das Liechtensteiner «Vaterland»: «Seit April 2023 haben die USA insgesamt zwölf Einrichtungen (Gesellschaften, Firmen, Stiftungen) und acht Personen wegen mutmasslicher Russland-Kontakte sanktioniert.»
Dass es nun auch den flugs von seinem Amt zurückgetreten Vizepräsidenten der Liechtensteinischen Treuhandkammer Anton Wyss erwischt hat, peinlich.
In wohl jedem anderen Land der Welt würden nun die Alarmsirenen scheppern, würde hektische Betriebsamkeit entfaltet. In Liechtenstein sieht man das alles entschieden ruhiger und gemächlicher. So ist dem Regierungschef Risch immerhin zu entlocken, dass «die Diskussion, in welchen Bereichen die regulatorische und aufsichtsrechtliche Grundlage weiter verbessert werden muss, an Fahrt aufnehmen müssen» wird.
Allerdings bedeutet Fahrt aufnehmen wohl, dass sich Bewegungen eines Faultiers von Ultrazeitlupe in Zeitlupe verwandeln, allerdings auch nur für kurze Zeit, bis erschöpft innegehalten wird.
Liechtenstein, Russengelder, Beihilfe zur Umgehung von US-Sanktionen gegen Russland oder Russen? Verschleierung von Besitzverhältnissen? Aber nein, das sähe der Fürscht gar nicht gerne.
Und ist dann Wyss wegen dieses kleinen Malheurs als Vizepräsident der Treuhandkammer zurückgetreten? Dazu nochmals Schneider-Köder: «Wir möchten richtigstellen, dass sich Herr Wyss nach 15 Jahren erfolgreicher Tätigkeit im Vorstand der Treuhandkammer nicht mehr zur Wiederwahl zur Verfügung gestellt hat.»
Also gibt es doch gar keinen Grund für Aufregung oder gar Hektik. Die Treuhandkammer, vom Präsidium abwärts, besteht ausschliesslich aus ehrenwerten Vertretern der Zunft, eine wahrlich ehrenwerte Gesellschaft. Und wer etwas anderes behauptet – wie untreuhaender.li – wird wegen Beleidigung, Verleumdung, Verunglimpfung, Herabwürdigung, überhaupt wegen allem Schlechten und Schlimmen verklagt. Noch unter der Vizepräsidentschaft des sanktionierten Wyss.
Es ist verblüffend: die Lernfähigkeit in den Kammern der fürstlichen Trutzburg ist äusserst beschränkt. Dass es auf der Welt stärkere Mächte als Seine Durchlaucht geben könnte, geht im Ländle offenbar kaum jemanden in den Schädel rein. Dabei müssen die USA nicht mal mit Drohnen oder anderem Kriegsgerät winken. Sie haben die ultimative finanzielle Massenvernichtungswaffe in der Hand. Verbieten sie Liechtensteiner Finanzhäusern und -intermediären die Verwendung des US-Dollar (und das dürfen und können die USA), dann ist der Finanzplatz Liechtenstein so tot wie Fürst Anton Florian, der erste regierende Fürst des Reichsfürstentums Liechtenstein.
Sich totstellen nützt allerdings nicht einmal dem Faultier. Noch viel weniger dem Finanzplatz Liechtenstein.
Nicht weniger als 23 Listings gibt es bei OFAC für Liechtenstein. Das dürfte prozentual zur Anzahl der Einwohner Weltrekord sein.
https://sanctionssearch.ofac.treas.gov/
Gibt man auf der Maske des OFAC (Office of Foreign Assets Control) Sanctions List Search nur Liechtenstein an, so erscheinen 23 Namen. Davon 16 Firmennamen und 7 Individuen:
Büchel, Pascal Dominik
Diegelmann Axel Paul
Diegelmann Fritz
Giger Markus Jakob
Lins Alexander Franz Josef
Oehri Roland
Wolf Stefan Anton
Wyss Anton Daniel
Alle stehen wegen Russland-Sanktionen auf der Liste. Bei 39’000 Einwohnern ist das ein hoher Prozentsatz. Vielleicht war die Treuhandkammer ja froh, überhaupt jemanden als Präsidenten zu finden, der nicht auf der OFAC-Liste steht, und der «nur» Aktenstücke entwendet hat wie der Neue Präsident, der Liechtenstein Treuhandkammer Stefan Wenaweser und nicht mehr.
https://sanctionssearch.ofac.treas.gov/
23 OFAC listings with only 39.000 inhabitants and only 160 square kilometres? That sure is world record:
1 listing per every 1.695 persona
1 listing per every 6.956 square kilometre
Liechtenstein must be very proud to be OFAC listings world champion! 🥇
Der vormalige Vizepräsident der Liechtensteiner Treuhandkammer Anton Wyss ist auf der OFAC-Liste der USA.
Der aktuelle Präsident der Liechtensteiner Treuhandkammer Stefan Wenaweser hat Dokumente aus Gerichtsakten in dem Fall Karl-Heinz Grasser entwendet und diese erst nach sechs Wochen und zwei Hausdurchsuchungen herausgegeben.
Die Liechtensteiner Treuhandkammer repräsentiert die Treuhänder in Liechtenstein. Wenn das die Repräsentanten sind, wie sind dann erst die Mitglieder?
Der Tagesanzeiger 2011:
„Eineinhalb Tage brauchte die renommierte Liechtensteiner Anwaltskanzlei Marxer & Partner, um auf die Vorwürfe gegen einen ihrer Rechtsanwälte und Partner zu reagieren. Dem Mann wird vorgeworfen, er habe Dokumente aus einer Hausdurchsuchung aus dem Gericht entwendet und erst sechs Wochen später zurückgegeben (TA von gestern).
Möglicherweise wurden die Papiere in dieser Zeit manipuliert. Da die Hausdurchsuchungen auf Ersuchen der österreichischen Staatsanwaltschaft stattfanden, schlägt der Fall nun in Österreich hohe Wellen. Denn die in Liechtenstein beschlagnahmten Unterlagen könnten Beweismaterial in den Ermittlungen gegen den ehemaligen Finanzminister Karl-Heinz Grasser und den Millionenerben eines Lebensmittelkonzerns, Julius Meinl, sein.
Schweizer Briefkastenfirma
Der Anwalt der Kanzlei Marxer vertrat einen Steuerberater, der einerseits für Meinl tätig war, anderseits auch eine Funktion bei der Schweizer Briefkastenfirma Ferint hatte, über die Grasser illegale Provisionen verschoben haben soll. Ausserdem war der Anwalt in der Geschäftsleitung einer Grasser-Stiftung tätig. Da der Anwalt auch stellvertretender Abgeordneter der Fortschrittlichen Bürgerpartei Liechtensteins ist, hat die Affäre eine politische Dimension.“
https://www.tagesanzeiger.ch/ausland/europa/Liechtenstein-will-Konsequenzen-ziehen/story/22048412
Die Kanzlei Marxer & Partner schreibt auf ihrer Homepage über ihren Partner Stefan Wenaweser, der zum neuen Präsidenten der Treuhandkammer gewählt wurde:
«Stefan Wenaweser showcases an exceptionally strong white-collar crime practice.»
Wie wahr!
https://www.marxerpartner.com/details/alias/dr-iur-stefan-wenaweser
Ach wirklich, solche Ereignisse sind negativ?
Erstens ist der vormalige Vizepräsident der Treuhandkammer Anton Wyss wegen Förderung von Transaktionen sanktionierter Russengelder selbst auf die OFAC-Sanktionsliste gekommen.
Zweitens hat die Treuhandkammer Stefan Wenaweser zu ihrem Präsidenten gewählt, der wie jeder weiss Unterlagen aus Gerichtsakten entwendet hatte.
Drittens sind inzwischen nicht weniger als 23 Namen aus Liechtenstein auf der OFAC Liste der USA.
Und das ist lediglich „negativ“?
Solche Ereignisse sind nicht negativ, sondern das Aus eines seriösen Finanzplatzes.
Wir mussten noch Tresore aufbrechen. Die „Treuhänder“ hingegen erobern einfach fremde Stiftungen, gerne mit der Unterstützung von gewissen Richtern und beuten diese dann einfach aus.
Wenn man diese Internetseite so liest, dann kann man kaum glauben, dass es so etwas mitten in Europa gibt. Es ist unglaublich.
In Liechtenstein regiert Ihre Scheinheiligkeit.
Wenn schon im Vorstand der Treuhandkammer Personen sind, denen Recht und Gesetz völlig gleichgültig sind, was will man dann noch von den übrigen Mitgliedern erwarten können?
Achtung, Liechtenstein ist rechtsfreier Raum!
Spätestens jetzt kann keine Bank, kein Rechtsanwalt, kein Anlageberater mehr irgendeine Anlage, eine Struktur oder sogar ein Konto In Liechtenstein empfehlen oder dabei behilflich sein.
Wer heute noch Liechtenstein als Finanzstandort empfiehlt, macht sich doch haftbar und regresspflichtig.
Ein Skandal nach dem anderen, Untreuhänder veruntreuen systematisch fremde Vermögen, die zuständigen Richter unterstützen sie dabei, Justizministerin und Erbprinz schauen weg und betonen nur vor jedem Mikrophon wie vertrauenswürdig und vorbildlich Liechtenstein doch sei. Realitätsverlust nennt man so etwas.
Hahahaha, zwei Vorstände in der Treuhänderkammer, die beide gegen Sanktionen bzw. Gesetze verstoßen haben, 23 sanktionierte Personen in dem Zwergstaat, Skandale oben, unten, links und rechts. Liechtenstein wie es singt und lacht.
Meiner Ansicht nach gab es so viele negative Ereignisse in Liechtenstein, dass es auf 23 Sanktionierte und offenbar Gesetzesverstösse bei Vorstandsmitgliedern der liechtensteinischen Treuhänder-Kammer gar nicht mehr ankommt.
Solche Ereignisse sind nicht nur negativ, sondern ganz klar k.o.-Kriterien für einen Finanzplatz.
Nach Liechtenstein bringen doch nur noch solche Leute ihr Geld, die es vor den wahren Eigentümern, den Gläubigern oder der Polizei retten wollen. So wie ausländische Waffenhändler, Wunder Wuzzis und so weiter. Liechtenstein ist Auffangbecken für schmutziges Geld geworden.
Das Vertrauen in Liechtenstein als Finanzstandort war doch schon vorher zerstört.
Das Plündern fremder Vermögen ist in Liechtenstein an der Tagesordnung. Die Justiz leistet Vorschub. Das ist Piraterie.
Und Liechtenstein möchte sich ernsthaft als Standort für Trusts etablieren?
Bedeutet das Wort trust nicht auch so viel wie Vertrauen?
Wer bitte soll denn noch vertrauen? In einen rechtsfreien Raum bringen?