Vielleicht gibt es eine Erklärung für das Verhalten des Fürstenhofs.

Wie man dem Gourmetführer Gault&Millau entnehmen kann, gehöre zu einem herrschaftlichen Schloss auch ein schöner Rebberg.

«Das sagte sich auch Fürst Hans Adam I von Liechtenstein, als er 1712 die damalige Grafschaft Vaduz erwarb. Inbegriffen war der 3.8 ha grosse Herawingert, die Vorzeigelage im Fürstentum. Er ist bis heute im Besitz des Fürstenhauses.»

Aber nicht nur das, der Gault&Millau berichtet weiter, dass sich 2018 das Fürstenhaus für eine «Qualitätsoffensive» entschieden habe, angeführt von Prinzessin Marie, die ausgebildete Sommelière sei.

Der Managing Director fügt hinzu: «Wir wollen Weine auf internationalem Niveau, die aber nicht zu technisch sind und Terroir wie Jahrgang abbilden. Sie sollen frisch und animierend sein, Vitalität und Spannkraft zeigen – kurz, sie sollen Lust machen, zu zweit eine Flasche auszutrinken.»

Am besten tue man das im fürstlichen Restaurant Torkel, wobei da der Name vielleicht Programm ist, wenn man zu zweit auch mal zwei Flaschen austrinkt.

Und was sollte man dazu essen? Die Empfehlung: «Weisser Solospargel mit Sauce Hollandaise und paniertem Kalbsschnitzel zu Pinot Noir Herawingert 2020».

Das hört sich alles nach perfekter Blume mit saftweichem Abgang an, dabei vielleicht leise Töne nach Vanille und gut eingerittenem Leder in der Nase.

Auf der anderen Seite muss man sagen, dass sich viele Besitzer (und Ex-Besitzer) einer Stiftung im Fürstenland die Realität eher schöntrinken müssen, weil ihr Stiftungsvermögen einen ziemlich kantigen Abgang nahm.

Einigen Treuhändern kann man zwar unterstellen, dass sie gerne und tief ins Glas schauen; einer der Ihren machte ja genau zu diesem Zweck eine Bar auf, damit das sozusagen in der Familie blieb. Es kommt auch gelegentlich vor, dass ein leitender Banker seinen Sportwagen gegen einen Baum setzt, nachdem er einiges gebechert hatte.

Aber ganz nüchtern werden zum Untreuhänder, wenn’s darum geht, eiskalt eine Stiftung auszunehmen. Trocken wird dann dem Stifter oder den Begünstigten mitgeteilt, dass leider, leider vom Stiftungsvermögen nicht mal mehr ein paar vertrocknete Trauben übriggebliebene sei. Ach, und wo denn das ganze Vermögen hin sei, schliesslich lagere in der Stiftung doch der Ertrag einer langen und aufopferungsvollen Tätigkeit?

Leider, sagt da der Treuhänder eiskalt on the rocks, leider verbiete ihm das Anwaltsgeheimnis, darüber Auskunft zu geben. Er möchte nur darauf hinweisen, dass sich der Stifter bekanntlich durch die Stiftung vom Besitz des Inhalts getrennt habe. Es ist nicht bekannt, ob ein Treuhänder dann sozusagen als Trost eine Flache aus dem fürstlichen Weinberg anbietet.

So viel Mitgefühl ist ihnen nicht eigen. Dabei wäre so ein Blauburgunder vielleicht nicht schlecht, um all den Ärger und Frust herunterzuspülen, der nicht zu selten einem blauäugigen Stifter widerfährt, der wie eine Weihnachtsgans ausgenommen wird. Und wehrt er sich dagegen, darf er miterleben, wie das Geld seiner eigenen Stiftung gegen ihn verwendet wird, indem damit ein skrupelloser Anwalt finanziert wird.

Der wiederum stellt obszöne Honorarrechnungen, denn den Verwaltern des Stiftungsvermögens spielt es doch keine Rolle, wenn da etwas abfliesst. Darauf gönnen die sich dann – nein, keinen Pinot Noir, schon eher eine oder zwei Flaschen Krug. Oder Bollinger. Oder Dom Pérignon. Denn man gönnt sich ja sonst auch alles.

 

16 Kommentare
  1. Johann
    Johann sagte:

    Das System ist bekannt:
    Trusts und Stiftungen werden von untreuen Liechtensteiner Treuhändern mit tatkräftiger Unterstützung bestimmter Richter gekapert und die Familienbegünstigten aus den Verwaltungen entfernt. Dann können die untreuen Treuhänder die Trusts oder Stiftungen völlig unkontrolliert plündern. Gehen die Familienbegünstigten dagegen vor, so wehren sich die untreuen Treuhänder mit Hilfe dieser Richter dagegen. Als Kriegskasse nehmen sie einfach das Vermögen der des Trusts oder der Stiftung.

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  2. Laughing dog
    Laughing dog sagte:

    Das hat man jetzt schon mehrfach gelesen. Und dann erstatten die Treuhänder auch noch Strafanzeigen gegen die abberufenen Familienbegünstigten, um zu versuchen, diese zu zermürben. Sehr perfide Machenschaften.

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  3. Liechtensteiner Intrigen
    Liechtensteiner Intrigen sagte:

    Durch solche kriminellen Intrigen, die der Führung des Landes bekannt sind, Zerstört Licht wie Stein, seinen Ruf als Finanzplatz.

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  4. Räuberhöhle
    Räuberhöhle sagte:

    Liechtenstein zerstört nicht nur seinen Ruf als Finanzplatz, sondern erarbeitet sich einen Ruf als Räuberhöhle.

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    • Räuberhöhle und Piratennest
      Räuberhöhle und Piratennest sagte:

      So wie sich das darstellt, arbeitet Liechtenstein an seinem Ruf als Räuberhöhle und Piratennest zugleich. Die Untreuhänder und manche Richter in den Hauptrollen.

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    • Reputation im Keller
      Reputation im Keller sagte:

      Ein einwandfreier Ruf ist von erheblicher Wichtigkeit für einen Finanzplatz. Wenn man wie Liechtenstein den Ruf hat, dass untreue Treuhänder von der Justiz geschützt werden – zu Lasten ausländischer Stifter oder Anleger – dann ist dies Gift für die Reputation eines Finanzplatzes.

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  5. Weltmeister im Dekantieren
    Weltmeister im Dekantieren sagte:

    Manche untreuen Liechtensteiner Treuhänder sind eben Weltmeister im Dekantieren. Das geht nirgends auf dieser Welt so gut wie in Liechtenstein, denn in Rechtsstaaten wird so etwas – anders als in Liechtenstein – geahndet.

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