Klein und fein oder dreist und unrein?

Wenn die Trutzburg nicht so drohend über Vaduz hängen würde, wäre die Hauptstadt des Ländles eigentlich ganz putzig. Vielleicht etwas zerbaut, aber von viel Natur umgeben.

Ländliche Idylle mit senkrechten, schaffigen und bodenständigen Menschen. Könnte man meinen. Trifft sicherlich auch auf viele Liechtensteiner zu. Wenn da nur nicht die Welt der Finanzen wäre.

Banken, Treuhänder, Finanzintermediäre, Vermögensverwalter, man steht sich etwas auf den Füssen rum, und bis heute ist der Abschied vom Schwarzgeldbunker Liechtenstein noch nicht ganz überwunden.

Wie auch, die Anzahl von Stiftungen ist dramatisch geschrumpft, die Anzahl von Stiftungsverwaltern hingegen gleichgeblieben. Viel kleinerer Kuchen, gleichviel Esser, da werden die Messer gezückt. Beziehungsweise herrscht das gesunde Prinzip: wenn’s mich nicht ins Gefängnis bringt, mach ich’s.

Und wer kommt denn schon in Liechtenstein ins Gefängnis wegen irgendwelchen krummen Finanzgeschäften? Nur ganz grosse oder ganz dreiste Pechvögel.

So ist es trotz allen gegenteiligen Beteuerungen von wegen sauberer Finanzplatz, Weissgeldstrategie, seriös, anständig, integer, immer noch so, wie ein hochrangiger Politiker anonym seufzt: es wäre schön, wenn mal ein Finanzskandal ohne Liechtenstein stattfinden würde. Benko lässt grüssen.

Wo und wie der abgestürzte Wunderwuzzi Geldbunker in Liechtenstein angelegt hat, das wird gerade untersucht. Wobei: selbst wenn man sie findet; hat der Betreiber eines Immobilien-Schneeballsystems die Kohle gut genug verbunkert, dann kann man sie ihm gar nicht zuordnen. Ätsch.

Sein einziges Problem wäre dann: kann er sich auf seine Liechtensteiner Strohmänner, auf seine Treuhänder verlassen, oder sagen die zum ihm auch ätsch, wenn er an sein Geld heranwill? Man wird sehen.

Aktuell ist aber ein neuer Fall in den Medien. Es geht um den deutschen AfD-Bundestagsabgeordneten Petr Bystron. Der steht unter Verdacht, von Russland Bestechungsgelder angenommen zu haben. Die Generalstaatsanwaltschaft München ermittelt wegen des Verdachts der Bestechlichkeit und der Geldwäsche.

Nun ist das Annehmen von Geld eine Sache. Die nächste Frage ist dann: wohin damit? Zunächst aber die Packungsbeilage: natürlich gilt die Unschuldsvermutung auch für ihn.

Auf jeden Fall führten Fahnder in den letzten Tagen Razzien durch. Nicht nur in Bystrons Büro, sondern auch noch an anderen Orten, wo sie belastendes Material vermuteten. Darunter auch das Büro einer AfD-Mitarbeiterin, in dem sie laut «Süddeutscher Zeitung» einen abgeschlossenen Bürocontainer fanden. In dem seien brisante Unterlagen entdeckt worden.

Was für Unterlagen? Nun, so dies und das, und nicht zuletzt Dokumente über Konten in Tschechien – und Liechtenstein.

Natürlich ist es kein Verbrechen, ein Konto in Liechtenstein zu führen. Auch nicht für einen AfD-Bundestagsabgeordneten, der etwas Erklärungsprobleme hat, wo denn bedeutende Geldbestände eigentlich hergekommen sind.

Allerdings hat Bystron soweit bekannt keinerlei Geschäftsbeziehungen mit Liechtenstein. Und dass er halt gerne in der gesunden Bergluft ab und zu ein Konto streicheln möchte, das ihm gehört, das dürfte als Erklärung nicht ausreichen.

Worauf man nochmals fragen muss: Konten in Tschechien und Liechtenstein. Warum nur, warum? Und wurden diese Konten von ihm in seiner Steuererklärung angegeben? Das ist sein Problem.

Liechtensteins Problem ist aber: als Teilnehmer am AIA müsste Liechtenstein dieses Konto eines Kunden mit Steuersitz in Deutschland dem dortigen Fiskus angeben.

Preisfrage: ist das geschehen?

14 Kommentare
  1. Dreck am (Ver)Stecken
    Dreck am (Ver)Stecken sagte:

    Kein normaler Anleger bringt doch noch sein Geld nach Liechtenstein, wenn er nichts zu verstecken hat. Zu viele Skandale, keine neutrale Justiz. Das weiss inzwischen jeder. Also kommen nur noch solche Kunden, die etwas zu verstecken haben, so wie Benko oder Bystron, das sind die besten Beispiele für Beutesicherung.

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  2. Martin Baumann
    Martin Baumann sagte:

    Nicht ohne Grund geht die Anzahl der Stiftungen in Liechtenstein dramatisch zurück. Die zahlreichen Berichte über Skandale, Untreuhänder und eine nicht neutrale Gerichtsbarkeit, die Liechtensteiner gegenüber Nicht-Liechtensteinern bevorzugt und untreue Treuhänder beschützt, hinterlassen deutliche Spuren.

    So gab es Ende 2023 gerade noch 7’662 Stiftungen. Das sind 4 % weniger als ein Jahr zuvor. Und 68 % weniger als vor 10 Jahren, als es noch 24’109 waren. Und 85 % weniger als 2008, als es noch 50’287 waren.
    https://www.stifa.li/zahlen-fakten/

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  3. Urs Mahler
    Urs Mahler sagte:

    Die Gelder, das heute noch nach Liechtenstein kommen, dürften oftmals nicht sauber sein. Die Risiken in Liechtenstein sind hinlänglich bekannt, wer dennoch Liechtenstein der Schweiz vorzieht, hat doch etwas zu verbergen.

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  4. Reto
    Reto sagte:

    Kürzlich wurde bekannt, dass die Liechtensteinische Landesbank das Bankgeheimnis verletzt hat, indem es die Korrespondenz eines ihrer Kunden gegen dessen Widerspruch an den Prozessgegner des Kunden herausgegeben hat. Es wurde Strafanzeige wegen Verletzung des Bankgeheimnisses erstattet. Auch so etwas schadet der Zuverlässigkeit, Glaubwürdigkeit und Seriosität eines Finanzplatzes schwer.

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    • Liechtensteinische Pharisäerbank
      Liechtensteinische Pharisäerbank sagte:

      Korrespondenz mit der Bank an einen Liechtensteiner Prozessgegner herausgegeben? Das gibt entweder eine fristlose Kündigung oder in Liechtenstein einen Orden für Verdienste um Fürst und Volk.

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    • Rob aus ZH
      Rob aus ZH sagte:

      In unserer Bank wäre derjenige sofort gefeuert, da der Reputationsschaden für die Bank noch grösser werden würde, wenn die Bank nicht sofort und konsequent handeln würde.

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  5. Hans Gebauer
    Hans Gebauer sagte:

    In Liechtenstein scheint jeder ohne Rücksicht auf Recht und Gesetz zu machen, was er gerade möchte.

    -> Treuhänder bereichern sich an fremden Stiftungsvermögen mit Honoraren von bis zu 75’000 Franken im Monat (aktueller Skandal der Hartlaub Stiftung).

    -> Richter wenden das Recht mal so und mal so an, je nachdem ob es um einen Einheimischen oder einen Ausländer geht gibt es unterschiedliche Verfahrensdauern und gilt unterschiedliches Recht.

    -> Die Liechtensteinische Landesbank verletzt aus Gefälligkeit vorsätzlich das Bankgeheimnis und gibt Unterlagen eines ausländischen Kunden an dessen Liechtensteiner Prozessgegner heraus.

    Und all das unter den Augen des Fürsten und der Landesregierung, die nichts dagegen unternehmen.

    Da soll noch jemand Vertrauen in den Finanzplatz Liechtenstein haben?

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  6. georg
    georg sagte:

    Die Skandale Bacardi, Perry und Hartlaub, über die diese Internetseite in den letzten Artikeln berichtet hatte, lesen sich wirklich wie Mafia-Romane. Doe vom Stifter eingesetzten Stiftungsräte werden reihenweise von bestimmten Richtern abserviert, die Liechtensteiner Treuhänder rauben die Stiftungen dann ungehemmt aus. Und die Oberen in Liechtenstein lassen gewähren.

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  7. Berater müssen vor Totalverlust in FL warnen
    Berater müssen vor Totalverlust in FL warnen sagte:

    Mit dem heutigen Kenntnisstand kann kein Banker, Anlageberater oder Rechtsanwalt, der der deutschen Sprache mächtig ist, noch eine Stiftung, einen Trust, eine Aktiengesellschaft oder selbst ein Bankkonto in Liechtenstein empfehlen, ohne darauf hinzuweisen, dass ein massives Risiko – bis hin zum Totalverlust – besteht.

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  8. Fabian R.
    Fabian R. sagte:

    Zu viele Untreuhänder, zu viele groteske Gerichtsentscheidungen, Verletzung des Bankgeheimnisses – Liechtenstein kann man nicht mehr vertrauen.

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