Kinderleicht, den Unterschied zu verstehen. Aber nicht für alle in Liechtenstein.

Zu einer guten Kinderstube gehört die Vermittlung der Fähigkeit, dass das Kind zwischen meins und deins unterscheiden lernt. Trivial, aber fundamental wichtig.

Schon beim Spielen im Sandkasten hilft es ungemein, wenn alle beteiligten Kinder wissen, wem der Bagger gehört und wem der Sattelschlepper und wem die Schaufel. Bestehen darüber Unklarheiten, gibt es schnell Geschrei und Geheule.

Weiss jedes Kind, was seins ist und was nicht, dann lernt es auch gleichzeitig, dass es fremde Dinge schon benützen darf. Allerdings nur, wenn der Besitzer sein Einverständnis erklärt hat. Entweder tut er das aus Freundlichkeit, oder er erwartet eine Gegenleistung. Also zum Beispiel: du kannst das Schäufelchen haben, wenn ich mit deinem Bagger spielen darf.

Das nennt man dann eine Gebrauchsleihe. Dabei ist auch impliziert, dass das Geliehene nach Gebrauch wieder zurückgegeben wird, unbeschädigt, versteht sich. Kinder, die das nicht einsehen, beispielsweise mit überlegener Körperkraft sich in den zeitweisen Besitz des Schäufelchens setzen, oder Kinder, die den Bagger mutwillig kaputtmachen, weil er nicht ihnen gehört, benötigen zusätzliche Erziehung.

Reichen gute Worte und verständige Erklärungen nicht aus, muss mit Sanktionen nachgeholfen werden. Es bleiben dann bedauerlicherweise einige wenige Kinder übrig, die belehrungsresistent sind und weiterhin versuchen, sich in den Besitz von Gegenständen zu setzen, die ihnen nicht gehören. Aus Erfahrung gewitzt, versuchen sie das dann so zu bewerkstelligen, dass sie dabei nicht erwischt werden. Oder die Schuld auf jemand anderen abwälzen können.

Ein solches asoziales Verhalten führt meistens auch dazu, dass zwischen Lüge und Wahrheit nicht unterschieden wird. Oftmals werden ganze Lügengebäude aufgerichtet, damit der schon erwachsene Übeltäter seine Taten vor sich selbst rechtfertigen kann. Das sei schliesslich erlaubt, wo kein Richter ist, schliesslich merke das doch ein Reicher nicht, wenn ihm ein wenig was fehlt, während der Arme damit viel anfangen kann.

Und überhaupt, wieso ist die Welt so ungerecht eingerichtet, dass es Menschen gibt, die viel haben, und andere, die weniger haben. Das muss doch geändert werden, das ist doch eigentlich Notwehr, zumindest ist es erlaubt, wenn es nicht bestraft wird.

Womit wir in Liechtenstein und bei seinen Treuhändern wären. Natürlich gibt es unter ihnen einige, möglicherweise sogar viele, die korrekt und aufrecht ihrer Tätigkeit nachgehen und dabei sorgfältig zwischen meins und deins unterscheiden.

Schliesslich ist auch so ihre Arbeit leicht genug. Einen neuen Stifter empfangen, ihn über die Spielregeln einer Stiftung aufklären, aus dem Stehsatz eine Stiftungsurkunde holen, den Stiftungszweck einsetzen, die Begünstigten benennen und den Stiftungsrat bestellen. Dann kommt der schwierigste Teil, sich einen neuen Namen für die Stiftung ausdenken. Schliesslich noch ein paar bürokratische Verrichtungen, et voilà, schon ist eine neue Stiftung auf die Welt gekommen.

Und schon hat der Treuhänder auch ihm gehörende 5000 bis 20’0000 Franken verdient, je nach Komplexität der Stiftung. Anschliessend steht eine neue Milchkuh in seinem Stall, denn jedes Jahr werden Gebühren, Kommissionen, allenfalls Extras, Unterhaltszahlungen fällig. Da kann sich der Treuhänder in wenigen Stunden erstaunliche Beträge aneignen. Völlig legal, ist seins, kein Problem.

Nun gibt es aber den Untreuhänder, der damit nicht zufrieden ist. Er fragt sich nämlich, wieso der Stifter über so viel Geld verfügt, und wieso das nur an die von ihm benannten Begünstigten gehen soll. Das empfindet dieser Untreuhänder als sehr ungerecht, auch er hat schliesslich seine Bedürfnisse – zum Beispiel die grösste Rolls-Royce-Sammlung der Welt zusammenkaufen. Oder eine teure brasilianische Geliebte unterhalten. Oder einfach einen aufwendigen Lebensstil betreiben.

Es ist erstaunlich, wie häufig in Liechtenstein offensichtlich in der Kinderstube verabsäumt wird, schon in jungen Jahren den Unterschied zwischen mein und dein klarzumachen.

Man muss allerdings diese Untreuhänder etwas in Schutz nehmen. Denn nicht allzu selten passiert es, dass sie nicht zwischen meins und deins unterscheiden, das fürstliche Gericht darin aber kein Problem sieht. Protestiert da ein Geprellter, sagt es dann kühl, dass man schliesslich nicht alles verstehen müsse.

Das ist allerdings ein wahrer Satz. Was sich in Liechtenstein unter den gütigen Augen Seiner Durchlaucht des Erbprinzen Alois im Finanzsektor im Allgemeinen und im Treuhandwesen im Speziellen abspielt, das hat nicht viel mit guter Kinderstube zu tun.

Obwohl man doch so viel Wert auf gutes Benehmen legt; wo sonst auf der Welt müssen alle Beteiligten des Fürstenhauses zum Beispiel mit Seine Durchlaucht angesprochen werden? Dabei wissen nicht einmal allzu viele, dass Durchlaucht vom mittelhochdeutschen Partizip für durchleuchten, erleuchten kommt. Also wäre doch der Fürstenhof mit seinen Durchlauchten geradezu prädestiniert, diese Treuhänderbrut zu durchleuchten und zu erleuchten.

Es leuchtet nicht ein, wieso er es nicht tut.

17 Kommentare
  1. Ebay Treuhänder
    Ebay Treuhänder sagte:

    Bei einigen Liechtensteiner Treuhändern heisst es nicht „deins oder meins“, sondern: „drei – zwei – eins – meins“.

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    • Früher meins, heute deins, das ist das Motto Liechtensteins
      Früher meins, heute deins, das ist das Motto Liechtensteins sagte:

      Früher meins, heute deins, das ist das Motto Liechtensteins

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  2. schwarzeschafe.li
    schwarzeschafe.li sagte:

    Ich bin so fein, meine Weste so rein
    bin Treuhänder in Liechtenstein

    Meine Kollegen sind meist Brave
    doch ich bin eins der schwarzen Schafe

    Ob mein ob Dein interessiert mich nie,
    komme bald in schwarzeschafe.li

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  3. Franz
    Franz sagte:

    Es ist allgemein bekannt, dass in Liechtenstein immer wieder Stiftungen und Trusts von untreuen Treuhändern gekapert und geplündert werden. Ohne aktive Hilfe bestimmte Richter in Liechtenstein wäre dies nicht möglich. Es ist sehr beschämend, dass von Seiten der Obrigkeit nichts dagegen unternommen wird.

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    • Roberto L.
      Roberto L. sagte:

      Wie geht es eigentlich dem für Stiftungsaufsichtsverfahren am Landgericht zuständigen Richter Rosenberger…?

      Wie geht es eigentlich dem für Rekurse gegen Entscheidungen von Richter Rosenberger vom Landgericht am Obergericht zuständigen Vorsitzenden des 1. Senats Dr. Ungerank…?

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  4. Ex-Anwalt in F
    Ex-Anwalt in F sagte:

    Das Dekantieren von Stiftungen ist seit etwa 10 Jahren in Liechtenstein zum Alltag geworden. In die Medien kommen nur die wenigsten Fälle. Helfeshelfer sind die Richter am Landgericht und am Obergericht.

    Die FL-Rechtsanwaltskammer legt nahe (= befiehlt), solche Fälle, bei denen der Europäische Gerichtshof eine Verletzung der Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK) festgestellt hat, nicht zu übernehmen. Dies, um die Gerichte nicht blosszustellen. Also die Gerichte, die vorsätzlich gegen die EMRK verstossen haben.

    Ich bin froh, dass es diese Webseite gibt und einiges ans Tageslicht kommt, was die dunkle Seite Liechtensteins offenlegt. Und die dunkle Seite ist so dunkel, dass es unheimliche ist. Das Märchen der „bedauerlichen Einzelfälle“ ist wenigstens endlich entblösst, es gibt reihenweise solche Fälle wie den aktuellen Skandal.

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  5. Liechtenstein im Selbstzerstörungsmodus
    Liechtenstein im Selbstzerstörungsmodus sagte:

    Die Zeitung Welt schreibt in ihrer Ausgabe vom 21, April 2024 unter der Überschrift «Abschied von Europas letztem Geld-Paradies»
    «Der Name Liechtenstein taucht immer dann auf, wenn es um große Vermögen geht. Denn im Fürstentum scheint Geld sicherer aufgehoben zu sein als anderswo. Doch immer mehr Fälle lassen Zweifel am zentralen Versprechen des Alpenlandes aufkommen.»
    Zitiert werden die derzeitigen Skandale Bacardi und Hartlaub.

    Mit Liechtensteiner Treuhändern, die sich auch mal untreu verhalten, die jedoch von den Liechtensteiner Gerichten protegiert werden, selbst wenn diese dabei das Recht beugen müssen, geht Liechtenstein bezüglich seines Stiftungsstandortes in den Selbstzerstörungsmodus.

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  6. Kammerloher
    Kammerloher sagte:

    Der Ruf Liechtensteins als Stiftungsplatz oder Finanzplatz wird durch die immer wieder auftretenden Skandale immer fragwürdiger. Kein Rechtsanwalt, der der deutschen Sprache mächtig ist und lesen kann, kann noch zu einer Struktur oder überhaupt sonstigen Geschäften in Liechtenstein raten, sondern muss wohl wegen der hohen Risiken abraten.

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  7. Der kleine Nick
    Der kleine Nick sagte:

    Welches ist eigentlich die Landesflagge von Liechtenstein?
    Die hier: 🇱🇮
    Oder die hier: 🏴‍☠️

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  8. Theorie und Praxis in Liechtenstein
    Theorie und Praxis in Liechtenstein sagte:

    Theorie in Liechtenstein
    Im Stiftungsgesetz steht «Primäre Aufgabe des Stiftungsrates ist es, für die Erfüllung des Stiftungszwecks zu sorgen. Neben dieser allgemeinen Pflicht bestehen besondere Pflichten zur Vermögensverwaltung und Rechnungslegung.»

    Praxis in Liechtenstein
    Primäre Aufgabe des untreuen Treuhänders ist es, die lästigen Familienbegünstigten aus der Trustverwaltung oder dem Stiftungsrat rauszuschmeissen und so ohne jede Kontrolle sich das Vermögen des Trusts oder der Stiftung anzueignen. Mit ein bisschen Unterstützung bestimmter Richter geht das in Liechtenstein recht unkompliziert.

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  9. Herbert
    Herbert sagte:

    Ich bin auf diese Internetseite aufmerksam gemacht worden. Man kann nur staunen, wenn man das alles liest. Liechtenstein scheint alles andere als zuverlässig und seriös zu sein.

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  10. Beo Bachter
    Beo Bachter sagte:

    Woher kommt es, dass immer wieder Liechtensteinische Strukturen wie Stiftungen und Trusts gekapert werden? Das kommt daher, dass die Gerichte dies seit Jahren immer wieder aktiv ermöglicht haben. Aus welchen Gründen, das sei an dieser Stelle dahingestellt. Und wenn man sich als Treuhänder absolut sicher sein kann, dass die Gerichte (es sind ja immer die selben Richter) ihre schützende Hand über einen halten, Dann haben sie das Gefühl der völligen Immunität. Dieses System war anfangs subtiler, wurde dann aber immer evidenter und dreister.

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    • FL-Observer
      FL-Observer sagte:

      Also dann zuletzt solche überaus evidenten Entscheidungen wie
      • dass die Witwe Bacardì abberufen wurde, weil sie einen „Interessenskonflikt“ habe, weil sie zugleich ihre eigenen Interessen und die ihrer minderjährigen Tochter vertreten hat (was ihre Pflicht als gesetzliche Vertreterin ist)
      • dass ein Stiftungsrat abberufen wurde, weil er den „blossen Anschein einer möglichen Interessenskollision“ gehabt habe (Hartlaub Fall)

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    • M. Pfisterer
      M. Pfisterer sagte:

      Und sobald eine Stiftung erobert werden konnte, gehen die Treuhänder mit aller Kraft – und gerichtlicher Hilfe – gegen die rausgeworfenen Familienbegünstigten vor. Als Kriegskasse dafür nehmen sie das Stiftungsvermögen.

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