Kleines Ländle, grosse Geldbeutel. Reiche Liechtensteiner müssen sich keine Sorgen machen.

Unabhängig davon, ob es um mehr als eine Milliarde geht wie beim Bacardí-Skandal, oder um ein paar Hunderttausend, wie bei einer handelsüblichen Dekantieren einer Stiftung: für ausländische Geldanleger ist Liechtenstein ein heisses Pflaster.

Und die fürstliche Justiz trägt nicht unbedingt zu erhöhtem Vertrauen bei.

Etwas anders sieht das für reiche Liechtensteiner aus.

Zuoberst thront natürlich, wie anders, der Fürst, also die fürstliche Familie. Der Vermögen, man ist schliesslich diskret hinter den dicken Mauern des Fürstenschlosses zu Vaduz, wird auf bis zu 10 Milliarden Franken geschätzt. Alleine die eigene Bank LGT ist Milliarden wert. Dazu kommt noch die unschätzbare fürstliche Kunstsammlung. Immobilienbesitz, Unternehmen. Fürst sein in Liechtenstein, das sprengt die 160 km2 des sechstkleinsten Staates der Welt.

Mit gebührendem Abstand zur durchlauchtigsten Familie folgt die Familie Hilti. Ihr Vermögen beläuft sich auf geschätzte 5 Milliarden Franken. Aus einer Idee in einer Garage entstand ein Bautechnologiekonzern mit einem emblematischen roten Koffer für Werkzeugmaschinen. Dass der grosse braune Flecken hat, weil der Gründer und Namensgeber ein glühender Nazi war, der Liechtenstein gerne judenrein gesehen hätte, freiwillig in die Waffen-SS eingetreten war und unbedingt den Anschluss ans Dritte Reiche wollte – Schlamm drüber.

Dann kommt die Familie Zeller. Christoph Zeller ist Inhaber von Ivoclar Vivadent, einem Liechtensteiner Unternehmen für Dentalprodukte. Das macht ihn zum Milliardär mit geschätzten 2,5 Milliarden.

Dann hätten wir die Ospelt-Gruppe, ein international tätiger Hersteller von Lebensmitteln und Tiernahrung. Das macht den VR-Präsidenten Alexander Ospelt zum stolzen Besitzer von «Malbuner»-Produkten und ungefähr 500 Millionen Franken.

All diese mehr oder minder alteingesessenen Familien brauchen sich weder um die Butter aufs Brot, noch um die Sicherheit ihres Vermögens gross Gedanken zu machen. Den wäre käme auf die Idee, den Fürsten beklauen zu wollen. Das käme gar nicht gut.

Nur schon als die deutsche Regierung den Schwarzgeldbunker in der fürstlichen Bank LGT aushob, wodurch dem Fürsten und der Treuhänderzunft erkleckliche Einnahmen und Profite verlustig gingen, wurde Seine Durchlaucht sehr ungehalten und machte happige Vergleiche mit Methoden des Dritten Reichs.

Das muss dann die Familie Hilti gar nicht gerne gehört haben, schliesslich hatte der Gründer der Firma grosse Sympathien für die Methoden des Dritten Reichs. Nach dem Zweiten Weltkrieg war übrigens kein Ton der Reue von ihm zu hören, in der offiziellen Firmen- und Familienchronik wird dieses braune Kapitel weiträumig umfahren.

Wenn es um den Schutz der eigenen Interessen geht, ist Liechtenstein eine verschworene Gemeinschaft. Wenn es um das Abzocken von Fremden geht, allerdings auch.

Natürlich gibt es beispielsweise unter den Treuhändern auch ehrliche Gestalten, die redlich und anständig ihrem Beruf nachgehen. Allerdings schweigen die verkniffen, wenn es um die Untaten einiger Untreuhänder geht, die den Ruf der ganzen Berufsgattung beschmutzen.

Da gilt für alle, vom Fürsten abwärts, das eiserne Gebot des Schweigens. Schwarze oder braune oder rote Flecken auf der weissen Weste? Die können noch so gross sein, sie werden übersehen. Und wer darauf hinweist, ist ein Nestbeschmutzer, so wie Alois Büchel, dessen Namen in Liechtenstein besser nicht allzu laut genannt werden sollte.

25 Kommentare
  1. Alois im Wunderland
    Alois im Wunderland sagte:

    Erbprinz Alois hätte die Möglichkeit, die Korruption in seinem Land zu bekämpfen. Mal sehen, ob er sie nutzt.

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  2. Sebastian
    Sebastian sagte:

    In Liechtenstein gibt es schwarze Schafe unter Treuhändern und wohl auch unter Richtern. Aber das sind Ausnahmen. Die anständigen Treuhänder und Richter leiden darunter, weil sie mit in den Schmutz gezogen werden.

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  3. Lucky Luke
    Lucky Luke sagte:

    Nichts gegen reiche Personen oder Familien in Liechtenstein, solange der Reichtum nicht durch staatlich geduldete Raubzüge durch fremde Stiftungen erlangt worden ist, was in Liechtenstein leider zu oft der Fall ist.

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  4. Justizia
    Justizia sagte:

    Gehören der eine oder andere Richter auch zu den Personen, die In Liechtenstein in den letzten Jahren sehr reich geworden sind…?

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    • Ein Schelm, der Böses dabei denkt
      Ein Schelm, der Böses dabei denkt sagte:

      Nur mal laut gedacht…
      Was wäre in so einem Fall wie bei Bacardi schon die eine oder andere Million für ein ‚wohlwollendes‘ Urteil, wenn man damit die Familienbegünstigte aus der Verwaltung des Trusts rauswerfen kann und man dann ungehindert und unkontrolliert auf das Vermögen des Trusts zugreifen kann?
      So hat die Familienbegünstigte doch sicher einen „Interessenkonflikt“, weil sie zugleich ihre eigenen Interessen und die ihrer minderjährigen Tochter vertritt. Na also, da haben wir es! Und schwupp ist sie rausgeworfen.
      https://www.lord-luisbacardi.com/family/

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      • PS
        PS sagte:

        FROM DECEMBER 2019 TO JUNE 2023

        Dr. Bernhard Lorenz, who was wise to pose as a confidence lawyer for Lady Monika Bacardi from 2004 to the beginning of 2019, applied to the Liechtenstein Regional Court:

        – for Lady Monika Bacardi’s removal as a BASTILLE TRUST family trustee due to an alleged conflict of interest with her daughter Maria Luisa Bacardi (sic!!!!).

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    • Stefan
      Stefan sagte:

      Der Namenspartner der grossen Liechtensteiner Kanzlei Gasser Johannes Gasser wörtlich in der NZZ: «Die Gerichte schränken die Rechte von Begünstigten zusehends ein. Es gibt eine Ungleichbehandlung zwischen Familienbegünstigten und Berufstreuhändern.»

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    • Gerd
      Gerd sagte:

      Die Witwe von Lord Bacardi, dem Gründer des Trust, wurde auf Antrag ihres Anwalts und Treuhänders wegen was aus der Verwaltung des Trusts abberufen??? Wegen eines Interessenskonflikts, weil sie zugleich ihre eigenen Interessen und die ihrer minderjährigen Tochter vertreten hat?
      Das hat der Richter tatsächlich gemacht?
      😂😂😂

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  5. Enzo
    Enzo sagte:

    Da ist Bernhard Lorenz jahrelang Anwalt von Witwe Bacardi und mit ihr in der Verwaltung des Trusts ihres verstorbenen Mannes und stellt dann beim Gericht den Antrag, dass sie abberufen werde, weil sie einen Interessenskonflikt habe, da sie zugleich ihre eigenen Interessen und die ihrer minderjährigen (!) Tochter vertrete???

    Der eigene Anwalt, der sie jahrelang betreut hat???

    Weil sie die Interessen ihrer eigenen Tochter vertreten hat, was doch ihre ureigenste Aufgabe und Pflicht als Mutter ist???

    Und das Fürstliche Landgericht, Richter Rosenberger schmeisst sie tatsächlich deswegen aus der Verwaltung des Trusts raus???

    Und der Anwalt/Treuhänder Lorenz hat damit die Kontrolle über die Stiftung gewonnen???

    So geht das also in Liechtenstein??? Wow!!!

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  6. Schlange Kaa 🐍 (mit Treuhänder Bewilligung)
    Schlange Kaa 🐍 (mit Treuhänder Bewilligung) sagte:

    „Hör auf mich, glaube mir,
    Augen zu, vertraue mir“ singt die Schlange Kaa für Mogli im Dschungelbuch…
    … bevor sie ihn würgt.

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  7. Treuer Leser
    Treuer Leser sagte:

    Ich liebe diesen Blog, eine Mischung aus Thriller von John Grisham, Krimi von Alfred Hitchcock und Horrorfilm von Stephen King.

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  8. Die schwarze Witwe (auch mit Bewilligung)
    Die schwarze Witwe (auch mit Bewilligung) sagte:

    Anschleichen, Vertrauen erschleichen, ins Netz locken und dann kapern und das Vermögen rauben.
    Ob Bacardi-, Perry- oder Hartlaub-Skandal, das Muster erscheint immer gleich.

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  9. Mit vereinten Kräften 🏴‍☠️
    Mit vereinten Kräften 🏴‍☠️ sagte:

    Mit vereinten Kräften bzw. „gerichtlicher Hilfe“ Lady Bacardi aus der Verwaltung des Trusts entfernt und die Kontrolle über den Trust bekommen.
    Das hat der Treuhänder sehr „geschickt“ gemacht. 😂😂😂

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  10. Daniel aus ZH
    Daniel aus ZH sagte:

    Wäre ich der Fürst, hätte ich lieber einen kleinen Bruchteil des Vermögens, wäre aber Fürst eines Rechtsstaats. So weiss doch jeder, dass ich Fürst eines Unrechtsstaats bin, das fände ich beschämend.

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  11. Konrad B.
    Konrad B. sagte:

    Also das, was da bei Bacardi der Treuhänder und der Richter zusammen gemacht haben, stinkt bis zum Himmel und zurück.

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  12. Daniel
    Daniel sagte:

    Lady Bacardi hat in Liechtenstein bei Richter Rosenberger kein Recht bekommen (na sowas…).

    In der Schweiz hat sie ihr Recht bekommen (na sowas) und Zugriff auf das Konto des Trusts erhalten.

    Was macht Treuhänder L.? Räumt das Schweizer Konto ab und schafft das Geld nach Liechtenstein, wo es vor dem Zugriff der Familie sicher ist.

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  13. Idee Fix
    Idee Fix sagte:

    Lady Bacardi war ungeschickt: Sie wusste, dass sie in einen Rechtsstreit in Liechtenstein führt. Es ist allgemein bekannt, dass Liechtenstein kein Rechtsstaat ist. Bloss weil sie im Recht ist, bekommt sie doch in Liechtenstein noch lange kein Recht.

    Vielleicht hätte sie sich überlegen müssen, dass sie mehr zahlen muss als der Treuhänder, damit sie, selbst wenn sie im Recht ist, ihr Recht auch bekommt. 💡

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  14. Unrechtsstaat
    Unrechtsstaat sagte:

    Liest man das hier, wird sehr sehr deutlich, dass Liechtenstein absolut kein Rechtsstaat ist. So wie es aussieht, werden haarsträubende Raubzüge durch Trusts und Stiftungen durchgeführt. Alle wissen Bescheid, aber unternimmt etwas dagegen. Damit Ist Liechtenstein ein Unrechtsstaat.

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