Nun nimmt sich auch noch die «Süddeutsche Zeitung» Liechtenstein zur Brust.

Die Einschläge werden immer zahlreicher. Nach der NZZ, der ARD und diversen anderen Schweizer Medien nimmt sich nun auch die «Welt» und die SZ das Ländle vor.

Abgesehen von einem Wanderfilm im WDR sind alles nicht sehr freundliche Beschreibungen des Fürstenstaats. Das hat sich die Erbmonarchie mit einem absolutistischen Herrscher aber selber zuzuschreiben. Nach dem Steuerskandal verkündete Liechtenstein forsch, dass nun die Aktion sauberer Finanzplatz anrolle. Keine schwummrigen Geschäfte mehr, kein Paradies für übel stinkendes Geld, von jetzt an blütenweisses Geschäften.

In diese angerührte Suppe spucken aber immer wieder Treuhänder, die sich in Untreuhänder verwandeln und Stiftungen dekantieren, berauben, leerräumen, usurpieren, in die Kasse greifen, Stifter und Begünstigte abklatschen. Dabei werden sie meistens von der fürstlichen Justiz beschützt.

Dabei wäre eine Stiftung nach Liechtensteiner Recht ein durchaus sinnvolles Finanzvehikel mit legalen und seriösen Funktionen. Eigentlich. Aber die Tatsache, dass nach dem Ende des Stiftungssteuerparadieses die Anzahl der Stiftungen von mehr als «30’000 auf knapp 8000″ zusammenschnurrte, wie die SZ konstatiert, müssen die etwas über 130 Treuhänder mit viel weniger Mandaten ihre gleichhohen Lebenshaltungskosten bestreiten. Und zum Beispiel die weltgrösste Rolls-Royce-Sammlung, die kostet halt.

Aber nicht nur das Abzocken von fassungslosen Stiftern und Begünstigten gehört zum Geschäftsmodell. Natürlich werden auch weiterhin Dienste aller Art angeboten, vor allem diskrete. So schreibt die SZ, dass der gefallene Wunderwuzzi René Benko vorausschauend Geld in vier Stiftungen gesteckt habe, «zwei davon in Liechtenstein, die kaum zu knacken sind. Doch sogar in Vaduz wird ermittelt.»

Allerdings, diese Prognose sei gewagt, ohne greifbare Ergebnisse, denn so verlaufen meist die Ermittlungen der fürstlichen Staatsanwaltschaft. «Unangenehm könnte die Causa Benko auch für Liechtenstein werden», schreibt die SZ. Denn das Ländle «wäre gerne seinen Ruf als Steueroase und Paradies für fragwürdige Geldgeschäfte los».

Aber Recherchen haben ergeben, dass Benko nicht nur verschwiegene Stiftungen in Liechtenstein unterhielt, In den Safes der grossen Banken, der staatlichen Landesbank LLB, der fürstliche LGT und der privaten VP-Bank seien zeitweise Gold im Wert von über 45 Millionen Euro, dazu Bargeld in Millionenhöhe gelagert worden, dazu als Notgroschen noch 23 Millionen auf diversen Konten. Alles völlig diskret und legal, natürlich.

Erschwerend kommt noch hinzu, dass eine der beiden Benko-Stiftungen, die Arual (der Name seiner Tochter, rückwärts) nicht mal im öffentlichen Register eingetragen ist, wo normalerweise wenigstens Stifter, Stiftungszweck und Stiftungsvorstand ersichtlich sind. Aber natürlich hat der Fürstenhof, Pardon, sein Büttel, die Regierung, dafür eine gewundene Erklärung: «Privatnützige Stiftungen», die wie der Name schon sage, «überwiegend privaten oder eigennützigen Zwecken» dienten, müssten in diesem Register nicht angezeigt werden. Vor allem nicht, wenn sie kein «nach kaufmännischer Art geführtes Gewerbe betreiben».

Aha, Allerdings betrieb die Arual durchaus kaufmännisches Gewerbe, handelte zum Beispiel mit Immobilien. Aber da gilt in Liechtenstein natürlich, dass nicht sein kann, was nicht sein darf, und ansonsten pfeift euch eins.

So kommt auch die SZ zum ernüchternden Schluss: «Zumindest sollten sich Gläubiger wenig Hoffnung machen, etwas von den Liechtensteiner Stiftungen zu bekommen.» Denn auch hier gilt, was andererseits schon manchem Stifter zum Verhängnis wurde: «Gebunkertes Vermögen gehört nicht den Stiftern, sondern der Stiftung. Was damit geschieht, entscheiden die Stiftungsräte autark.»

Sollten sich allerdings Untreuhänder darunter befinden, könnte Benko das Schicksal seiner Gläubiger teilen: er würde dann auch in die Röhre schauen.

Der Artikel der SZ enthält eigentlich nicht viel Neues, aber ein grossartiges Zitat eines nicht genannt sein wollenden ehemaligen politischen Verantwortungsträgers im Ländle:

«Es wäre schön, wenn wir wenigstens einmal bei einem internationalen Finanzskandal aussen vor wären.»

Lässt der regierende Erbprinz allerdings seine Untreuhänder weiter ungebremst wirken, dann bleibt dieses Stossgebet unerhört. Denn sind es nicht Verwicklungen in internationale Skandale, sorgen hausgemachte Skandale dafür, dass Liechtenstein nicht nur im Gespräch bleibt, sondern immer weiter in Verruf gerät.

14 Kommentare
  1. Steven Harrington
    Steven Harrington sagte:

    Media reports and posts on this blog increasingly lead to the conviction that Liechtenstein lacks transparency, an impartial and independent judiciary, and rule of law required for a reputable and trustworthy financial centre. Utmost caution is advised.

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  2. Thierry B.
    Thierry B. sagte:

    Die Zeitung Welt schreibt in ihrer Ausgabe vom 21, April 2024 unter der Überschrift «Abschied von Europas letztem Geld-Paradies»
    «Der Name Liechtenstein taucht immer dann auf, wenn es um große Vermögen geht. Denn im Fürstentum scheint Geld sicherer aufgehoben zu sein als anderswo. Doch immer mehr Fälle lassen Zweifel am zentralen Versprechen des Alpenlandes aufkommen.»
    Zitiert werden die derzeitigen Skandale Bacardi und Hartlaub.

    Mit Liechtensteiner Treuhändern, die sich auch mal untreu verhalten, die jedoch von den Liechtensteiner Gerichten protegiert werden, selbst wenn diese dabei das Recht beugen müssen, geht Liechtenstein bezüglich seines Stiftungsstandortes in den Selbstzerstörungsmodus.

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  3. Anwalt (ZH)
    Anwalt (ZH) sagte:

    Wir beobachten den Hartlaub Skandal mit grossem Interesse, denn hier treibt es Liechtenstein auf die Spitze:

    1. Der ausländische Stiftungsrat und Begünstigte wird nach 28 Jahren mit der Begründung «blosser Anschein einer möglichen Interessenskollision» abberufen. Dies, weil der Stiftungsrat den zweiten Begünstigten, der über 400’000 Euro in bar von den Konten der Stiftung abgehoben hatte, zur Rechnungslegung, also zur Auskunft aufgefordert hatte, wofür er das Geld verwendet hatte. Das Gericht entschied, dass wenn der zweite Begünstigte etwas an die Stiftung zurück bezahlen müsse, die Stiftung einen «Profit» hätte und der Stiftungsrat als Begünstigter hiervon «profitieren» würde, so dass er deswegen wegen des «blossen Anscheins einer möglichen Interessenskollision» abberufen wurde. Wegen einer Klage auf Rechnungslegung! Jeder Schüler und – mit Verlaub – auch jeder Richter weiss, dass wenn jemand etwas an eine Stiftung zurück bezahlen muss, weil er es unrechtmässig entnommen hat, die Stiftung keinen «Profit» hat, sondern einfach nur wieder da steht, wo sie vorher stand. Die Entscheidung ist daher vollkommen absurd und kann nur mit politischer Motivation erklärt werden.

    2. Durch diese Entscheidung des Liechtensteiner Gerichts kommen – welch Überraschung – zwei Liechtensteiner Treuhänder in die Kontrolle der Stiftung und genehmigen sich 50’000 – 75’000 Franken monatlich, pro Kopf aus dem Stiftungsvermögen. Jetzt versteht man die Motivation des Gerichts.

    3. Der abberufene Stiftungsrat stellt einen Abberufungsantrag gegen die Liechtensteiner Stiftungsräte. Diese drohen ihm, ihm die Begünstigung zu entziehen, wenn er den Abberufungsantrag nicht zurücknehme. Diese entziehen ihm während des laufenden Stiftungsaufsichtsverfahrens dann dessen gesetzliches Informations- und Kontrollrecht. Dann entziehen sie ihm noch dessen Begünstigung. Schliesslich initiieren sie eine Strafanzeige gegen den Begünstigten.

    4. Das Gericht will den Massstab «blosser Anschein einer möglichen Interessenskollision», mit dem es den ausländischen Stiftungsrat abberufen hat, nicht auf die Liechtensteiner Stiftungsräte anwenden. Auf die Frage warum dieser Massstab nicht für die Liechtensteiner Stiftungsräte gelten soll, antwortet das Gericht «man muss nicht alles verstehen».

    5. Während der ausländische Stiftungsrat innerhalb von 7 Wochen vom Landgericht abberufen worden ist, ist der Abberufungsantrag gegen die beiden Liechtensteiner Stiftungsräte seit 2 Jahren und 4 Monaten bei demselben Gericht, ohne dass dies bis heute über den Antrag entschieden hätte. Das Verfahren dauert also nicht doppelt oder dreifach so lange, sondern inzwischen über 17 Mal so lange.

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  4. Fürstentum Absurdistan
    Fürstentum Absurdistan sagte:

    Die NZZ hat ja bereits im Oktober 2023 über den Fall berichtet mit der Überschrift «Im Ländle regiert Richter Kafka».
    https://www.nzz.ch/wirtschaft/im-laendle-regiert-richter-kafka-ld.1782602

    Und das ARD-Wirtschaftsmagazin Plusminus am 22. November 2023 mit dem Titel: «Liechtenstein: Erben kämpfen um ihr Geld»
    https://www.ardmediathek.de/video/plusminus/liechtensteinische-stiftungen-erben-kaempfen-um-ihr-geld/das-erste/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL3BsdXNtaW51cy8zM2JiZjVkZS1jNGYxLTRiOWEtODdjOC01NDBiNDI5OTNhYjk

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  5. @ Anwalt (ZH)
    @ Anwalt (ZH) sagte:

    Meiner Ansicht nach ist das, was dort beschrieben wird, korrupt, kriminell und mafiös.

    In Liechtenstein ist das aber sicherlich alles rechtmässig, korrekt und nicht zu beanstanden.

    Meiner Ansicht nach macht das die Sache nicht besser, sondern schlimmer.

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  6. George Orwell
    George Orwell sagte:

    „Alle Tiere sind gleich,
    aber Liechtensteiner Tiere sind gleicher.“

    Vielleicht das Lieblingsbuch der Richter in Liechtenstein?

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  7. Rosenberger
    Rosenberger sagte:

    Lady Bacardi wurde vom Richter als Stiftungsrätin aus ihrem eigenen Trust geworfen, der ausländische Stiftungsrat und Begünstigte der Hartlaub Stiftung wurde von demselben Richter aus seiner Stiftung geworfen, da findet man in Liechtenstein doch sicher auch irgendeine Begründung, mit der man die Mutter von René Benko als Begünstigte aus den Benko Stiftungen entfernen kann, wäre doch gelacht.

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  8. Prinz von und zu Störtebeker
    Prinz von und zu Störtebeker sagte:

    Und das mitten in Europa? Nicht in Nigeria oder Somalia, wo man weiss, dass es Piraten gibt? Dort werden Schiffe geplündert, in Liechtenstein anscheinend Trusts und Stiftungen. Was für eine Flagge weht eigentlich vom Schloss Vaduz?

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  9. Rotkäppchen
    Rotkäppchen sagte:

    Das in Liechtensten von Regierung und Rechtsanwälten immer gerne erzählte Märchen der «bedauerlichen Einzelfälle» bei gekaperten und geplünderten Trusts und Stiftungen glaubt nun niemand mehr. Inzwischen weiss man, dass Trusts und Stiftungen systematisch von untreuen Treuhändern in kollusivem Zusammenwirken mit bestimmten Richtern gekapert wurden, so dass diese anschliessend geplündert werden konnten. An einen Märchenprinzen, der für Recht und Gerechtigkeit sorgen würde, glaubt inzwischen auch niemand mehr.

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  10. Normalo
    Normalo sagte:

    75.000 Franken ist ein Jahresgehalt für die meisten Normalverdiener. Das im Monat für zwei Stiftungsräte, also 150.000 Franken im Monat oder 1.800.000 Franken im Jahr – das ist für mich Raub. Schwerer Raub.

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  11. Hannes-vo-do
    Hannes-vo-do sagte:

    Der Fürst bzw. der Erbprinz als Monarch könnte etwas unternehmen gegen das systematische kriminelle Kapern und Plündern von Stiftungen und Trusts. Es macht aber manche seiner Untertanen sehr reich und die geben das Geld im Ländle aus und so haben alle etwas von der Beute und das Volk ist zufrieden.

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  12. Ein Schelm wer Böses denkt
    Ein Schelm wer Böses denkt sagte:

    Was steht in dem Kommentar oben von Anwalt (ZH):
    Der ausländische Stiftungsrat wurde innerhalb von 7 Wochen abberufen, dessen Abberufungsantrag gegen die beiden Liechtensteiner Stiftungsräte ist hingegen seit 2 Jahren und 4 Monaten bei demselben Gericht, ohne dass dies bis heute über den Antrag entschieden hätte???
    Was bitte macht ein Antrag 2 Jahre und 4 Monate bei Gericht? Ist das die unabhängige und unparteiische Justiz in Liechtenstein, die alle gleich behandelt? So eine abartige Ungleichbehandlung ist unglaublich.

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  13. Klingt korrupt, kriminell und mafiös
    Klingt korrupt, kriminell und mafiös sagte:

    Das alles klingt für mich korrupt, kriminell und mafiös. Aber in Liechtenstein ist das bestimmt rechtmässig und ganz normal.

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  14. Harry
    Harry sagte:

    Begreift es einfach, dass in Liechtenstein Stiftungen mit Unterstützung des Gerichts ganz einfach gekapert werden können. Ausländische Stiftungsräte werden schnell mal rausgeworfen, dafür findet sich immer eine Begründung, sei sie noch so unsinnig. Und damit macht das Gericht den Weg dafür frei, dass der oder die Liechtensteiner Treuhänder die Kontrolle über die Stiftung erhalten und diese nach Belieben plündern und dekantieren können. Wenn ein Ausländer meint, dagegen vorgehen zu können, dann ist er naiv, denn ein Ausländer hat in Liechtenstein doch nicht die gleichen Rechte wie ein Liechtensteiner. Sieht man doch: 17-fache Verfahrensdauer, die tiefe Messlatte, mit der ein Ausländer rausgeworfen wird, gilt doch nicht bei Liechtensteiner Treuhändern. Das Gericht spielt mit, das System ist eingespielt und funktioniert ganz hervorragend. Wacht auf oder träumt weiter, aber das ist so in Liechtenstein.

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