Der WDR liebt’s lieblich, die «Welt» kritisch.

Der Zwangsgebührensender WDR hat’s mehr mit den lieblichen Seiten Liechtensteins: «Wunderschön-Reporter Ramon Babazadeh wandert rund 75 Kilometer quer durchs ganze Land unterwegs auf dem 2019 eröffneten Liechtenstein Weg.» Das ist allerliebst, und noch schöner für ihn ist: «Unterwegs übt sich Ramon im Ziegenmelken, Alphornblasen und Trailrunning.» Und schliesslich trifft er angeblich spannende Menschen, darunter «den Erbprinzen des Fürstentums».

Ziegenmelken und Alphornblasen ist allerdings nicht so die Hauptbeschäftigung der Liechtensteiner, ganz zu schweigen vom Erbprinzen. Die frönen doch eher dem Geldzählen. Dem Zählen von eigenem und von fremden und von angeeignetem Geld.

Darauf wirft dann die «Welt» einen kritischen Blick. «Abschied von Europas letztem Geld-Paradies», titelt der «Welt»-Redakteur Cornelius Welp seine Abrechnung mit dem Ländle. Schon einleitend spart er nicht mit Kritik:

«Der Name Liechtenstein taucht immer dann auf, wenn es um große Vermögen geht. Denn im Fürstentum scheint Geld sicherer aufgehoben zu sein als anderswo. Doch immer mehr Fälle lassen Zweifel am zentralen Versprechen des Alpenlandes aufkommen.»

Das ist eine geradezu fatale Bemerkung. Denn wenn das Geld nicht sicher aufgehoben ist, worin besteht dann die Attraktion Liechtensteins, dass jemand dort sein Geld verstauen wollte? Dann erwähnt der Autor den Fall Benko, der natürlich auch in Liechtenstein ein paar Stiftungen unterhielt.

«Das alpine Fürstentum, von knapp 40.000 Einwohnern bevölkert und nur knapp 25 mal 15 Kilometer groß, taucht fast immer auf, wenn sich Gläubiger und Ermittler auf die Spur zur Seite geschafften Geldes begeben.»

Nicht nur von ausserhalb des fürstlichen Fleckens. Denn wie Welp richtig bemerkt, durch die Errichtung einer Stiftung begibt sich der Stifter eines guten Teils der Kontrolle über sein Vermögen. Und das wird dann von Untreuhändern, die obligatorisch Einsitz in den alles entscheidenden Stiftungsrat nehmen, oftmals eiskalt ausgenützt:

«Seit vielen Jahren prozessiert die in Südtirol geborene Witwe des Schnaps-Unternehmers Luis Bacardi, weil ihr und ihrer Tochter angeblich der Zugriff auf in Liechtenstein gebunkertes Vermögen verwehrt wird.

Auch um das Erbe des bayrischen Bauunternehmers Hermann Hartlaub tobt ein Streit. Schweizer Medien berichteten zudem von der angeblich verbreiteten Praxis des „Dekantierens“, über die sich vom Stifter ermächtigte Treuhänder auf Kosten der eigentlich Begünstigten bereichern sollen.»

Sozusagen die Spitze des Eisbergs. Um der Ausgewogenheit willen erteilt die «Welt» dann der Präsidentin der Liechtensteiner Treuhandkammer das Wort; das seien „unsachliche Unterstellungen“, behauptet sie faktenfrei. Und dann führt Welp noch eine Kunstform vor, wie sie nur Liechtensteiner Vertreter des Rechts beherrschen. Den Orwell in den Schatten stellenden Double Speak: «„Die liechtensteinischen Gerichte arbeiten unabhängig und auf hohem Niveau“, sagt der Anwalt der Kanzlei Gasser Partner, die zu den wichtigsten Sozietäten im Fürstentum gehört.»

Das ist eine interessante Auffassung dieses Thomas Nigg. Denn der Namensgeber seiner Kanzlei vertritt das Opfer im Streit um die Hartlaub-Stiftung und hat sich schon öffentlich darüber beschwert, dass fürstliche Gerichte langsam ein Reputationsrisiko für das Ländle sind, mit ihren erratischen Urteilen und Erfindungen von juristischen Nonsensbegriffen wie der «blosse Anschein einer möglichen Interessenskollision». Denn so etwas ist in der juristischen Fachwelt ausserhalb des Fürstentums nicht nur unbekannt, sondern wird als absurd oder ungeheuerlich kritisiert.

Aber was der «Welt»-Leser wohl mitbekommt: man kann in Liechtenstein sicherlich trefflich wandern und Ziegenmelken. Aber sein Geld in die Hände von Liechtensteiner Treuhändern zu legen, das ist eher keine gute Idee. Sonst könnte man sich noch wie eine gemolkene Ziege vorkommen. Und sich dann im Ernstfall von Anwälten wie Nigg vertreten lassen, das wäre dann auch keine.

19 Kommentare
  1. His masters voice
    His masters voice sagte:

    Rechtsanwalt Thomas Nigg der Kanzlei Gasser Partner erklärt in der Welt am Sonntag: «Die liechtensteinischen Gerichte arbeiten unabhängig und auf hohem Niveau.»
    Der Chef der Kanzlei Gasser Partner, Johannes Gasser erklärt hingegen in der NZZ: «Die Gerichte schränken die Rechte von Begünstigten zusehends ein. Es gibt eine Ungleichbehandlung zwischen Familienbegünstigten und Berufstreuhändern.»
    Da hat einer wohl nicht genau zugehört, was der Chef gesagt hat. Das gibt 2024 wohl keinen Bonus.

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  2. Fabian Müller
    Fabian Müller sagte:

    Liechtenstein hat bewiesen, dass es kein zuverlässiges und unabhängiges Rechtssystem hat, das faire Verfahren durchführt, dass keine Rechtssicherheit besteht, dass Ausländer gegenüber Liechtensteinern vor Gericht diskriminiert werden. Damit ist Liechtenstein kein Rechtsstaat.
    Man kann Liechtenstein daher meiner Ansicht nach so oder so sehen: als Unrechtsstaat oder als Schurkenstaat.

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  3. No-Go-Area Liechtenstein
    No-Go-Area Liechtenstein sagte:

    Liechtenstein entwickelt sich zur wirtschaftlichen No-Go-Area, also zu einem rechtsfreien Raum, den man aufgrund von Sicherheitsbedenken unbedingt meiden sollte. Nachdem Liechtenstein erwiesenermassen keine unabhängige und unparteiische Justiz hat und Ausländer von der Justiz anders behandelt werden als Einheimische, besteht in Liechtensten keine Rechtsstaatlichkeit und ist Liechtenstein kein vertrauenswürdiger Finanzplatz.

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  4. SwissBanker
    SwissBanker sagte:

    Auch unter unseren Kunden gibt es welche, die sehr schlechte Erfahrungen mit Liechtensteiner Treuhändern gemacht haben. Man kann daher nur abraten, sich auf so ein Risiko einzulassen.

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  5. John Doe
    John Doe sagte:

    Liechtenstein has been considered a well-established offshore financial center for a long time. However, lately Liechtenstein’s reputation has faced challenges due to various scandals related to its trustees and courts concerning allegations of fraud and corruption. These scandals have prompted increased international scrutiny. Special caution is advised for any business activity.

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  6. Stiftungen im Sturzflug
    Stiftungen im Sturzflug sagte:

    Das systematische Kapern und Dekantieren von Trusts und Stiftungen mit tatkräftiger Unterstützung der Gerichte in Liechtenstein ist bekannt geworden und hat das Vertrauen in den Finanzplatz massiv geschädigt. Das zerstörte Vertrauen wirkt sich unmittelbar auf die Anahl der Stiftungen in Liechtenstein aus:

    Ende 2008: 50’287
    Ende 2011: 32’532
    Ende 2012: 28’815
    Ende 2013: 24’109
    Ende 2014: 20’317
    Ende 2015: 16’824
    Ende 2016: 13’924
    Ende 2017: 11’230
    Ende 2018: 10′!&&
    Ende 2019: 9’239
    Ende 2020: 8’693
    Ende 2021: 8’233
    Ende 2022: 7’982

    Von 2008 bis 2022 ist dies eine Verringerung um 84%, von 2012 bis 2022 eine Verringerung um 72%. Allein in den letzten 10 Jahren ist die Anzahl der Stiftungen auf weniger als ein Drittel geschrumpft.
    https://www.stifa.li/zahlen-fakten/

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  7. Darth Wader
    Darth Wader sagte:

    Die Skandale Perry, Bacardi-Trust mit dem Treuhänder Dr. Bernhard Lorenz, Hartlaub Stiftung mit den Treuhändern Philipp Wanger und Martin Batliner tun ein Übriges. In den Medien ist doch nachzulesen, wie z.B. Lady Monika Bacardi auf Initiative des Liechtensteiner Treuhänders vom Gericht als Treuhänderin ihres eigenen Trusts abserviert wurde. Oder wie die Treuhänder der Hartlaub Stiftung dem Begünstigten erst dessen gesetzliches Informations- und Kontrollrecht entzogen haben, danach ihm dessen Begünstigung entzogen haben und dann noch eine Strafanzeige gegen ihn initiiert haben. Es geht doch niemand freiwillig in eine Räuberhöhle, um sich berauben zu lassen.

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  8. Benni aus B
    Benni aus B sagte:

    In dem Artikel in der Welt vom 22. April 2024 «Abschied von Europas letztem Geld-Paradies» erklärt der Hamburger Rechtsanwalt Helge Schubert „Die Zahl der Anfragen zu Stiftungen hat sich in den vergangenen zwei Jahren
    etwa verzehnfacht“. Das ist eher amüsierend als zutreffend, die Fakten sprechen nämlich eine ganz andere Sprache. Allein in den Jahren von 2020 bis 2022 ist die Anzahl der Stiftungen um über 8 % gesunken. Guten Morgen Herr Schubert! Die Anzahl der Stiftungen sinkt nicht im Sinkflug, sondern im Sturzflug.
    https://www.welt.de/wirtschaft/plus251034324/Geld-Abschied-von-Europas-letztem-Geld-Paradies.html

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  9. SCHEIN und SEIN
    SCHEIN und SEIN sagte:

    SCHEIN
    Die Geschäftsführerin der Liechtensteinischen Treuhandkammer Susan Schneider-Köder erklärt in der Zeitung Die Welt am 21. April 2024, das Stiftungsrecht gewähre eine „ausgewogene Balance zwischen Stifterwillen und Begünstigtenrechten mit entsprechenden Informations- und Auskunftsrechten.»

    SEIN
    Skandal Harry Gtöhl, 12 Jahre Präsident des Liechtensteinischen Staatsgerichtshofes, ca. 50 Mio. Franken veruntreut
    Skandal Mario Staggl,ca. 30 Mio. veruntreut
    Skandal Norbert Seeger, grösste Rolls Royce Sammlung der Welt
    Skandal Perry
    Skandal Bacardi Trust
    Skandal Hartlaub Stiftung
    usw.
    usw.
    usw.

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  10. Mario / Frankfurt a.M.
    Mario / Frankfurt a.M. sagte:

    Beim Googeln bin ich auf diese Seite gestossen. Das ist ja abartig, was in Liechtenstein los ist. Wer sich da noch Liechtenstein einlässt, der hat wohl einen an der Klatsche.

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  11. Franz
    Franz sagte:

    in Liechtenstein gibt es doch zwischen Treuhändern, Richtern, Staatsanwälten, Rechtsanwälten der Ausländer usw. keine Vernaderung, die halten doch alle zusammen. Keiner hat etwas gehört oder gesehen. Goschen halten. Und wehe man gerät in deren Fänge, dann gnade dir Gott.

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  12. Reto
    Reto sagte:

    Liest man das, wird einem übel vor lauter Scheinheiligkeit, Heuchelei, Vertuschung, staatlichen Machenschaften im Ländle

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  13. S. o. K.
    S. o. K. sagte:

    Mit einer Justiz, die parteiisch und voreingenommen ist und Ausländer gravierend schlechter behandelt als Liechtensteiner, Treuhändern, die sich selbst bis zu 75’000 Fr. montlich aus der Stiftung genehmigen, deren Interessen sie wahren sollten, die dem Begünstigten dessen gesetzliches Informations- und Kontrollrecht entziehen, die dem Begünstigten dessen Begünstigung entziehen und dann noch eine Strafanzeige gegen den Begünstigten initiieren bekommt man fast den Eindruck, dies sei schwere und organisierte Kriminalität.

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  14. Al Capone
    Al Capone sagte:

    Landrichter R. kübelt Lady Monica Bacardi als Treuhänderin aus ihrem eigenen Trust, der Liechtensteiner Treuhänder Dr. Lornez gewährt ihr seit Jahren kein Informations- und Kontrollrecht.

    Landrichter R. kübelt den ausländischen Stiftungsrat und Begünstigten aus dessen eigener Stiftung und setzt dafür die Liechtensteiner Stiftungsräte Philipp Wanger und Martin Batliner ein, die sich 75’000 Stutz im Monat pro Person aus der Stiftung genehmigen, dem Begünstigten dessen gesetzliches Informations- und Kontrollrecht entziehen, dann dessen Begünstigung, dann noch eine Strafanzeige gegen diesen initiieren.

    Ist das nicht mafiös oder ist das mafiös?

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