Was früher ein Nummernkonto war, ist heute eine Stiftung in Liechtenstein.

Für Trusts, Holdings und Stiftungen gibt es ehrenwerte Gründe. Sie können als Sammelgefäss oder Verwaltungseinheit dienen, wenn komplexe Besitzstrukturen mit diversen Stakeholdern organisiert werden sollen. Daran ist nichts Ehrenrühriges.

Die Probleme fangen damit an, dass in jeder Liechtensteiner Stiftung obligatorisch ein lokaler Treuhänder im Stiftungsrat Einsitz nehmen muss. Auch daran ist nichts Ehrenrühriges, wenn der treu seinem Namen seinen Obliegenheiten nachgeht und dafür ein angemessenes Honorar verlangt.

Nun gibt es Treuhänder, die eher Untreuhänder sind, also nicht im Sinne des Stifters oder der Begünstigten handeln, sondern sich selbst die Taschen füllen wollen. Das ist durchaus ehrenrührig.

Dann gibt es das Errichten von Stiftungen, die damit Besitzverhältnisse verschleiern, einen Notgroschen in Sicherheit oder aber eigne Scherflein ins Trockene bringen wollen. Das ist durchaus ehrenrührig.

Wie man nicht nur beim Fall René Benko sieht, haben die Treuhänder im Ländle nicht die geringsten Skrupel, auch hier zu Diensten zu sein. In der Annahme, dass dem Wunderwuzzi schon nichts passieren wird, angesichts der von ihm im Ländle verstauten Millionen saftige Honorare anfallen und alles seinen geordneten Gang geht.

Nun ist der Wuzzi aber pleite, sein Imperium zusammengebrochen, es klaffen Milliardenlöcher, und diverse Strafverfolgungsorgane versuchen herauszufinden, wo er denn noch Geld verstaut hat. Kein Wunder, dass die Staatsanwaltschaften strenge Blicke nach Liechtenstein werfen, wohin denn sonst.

Selbst das Fürstliche Landgericht führt sogenannte Erhebungen in der Causa Benko. Und das will etwas heissen. Geldwäsche, Kreditbetrug, vielleicht Unterschlagung, eigentlich Business as usual im Ländle. Bei den von Benko errichteten Stiftungen (soweit sie bereits enttarnt sind) tauchen schon mal die üblichen Namen auf.

Seine Ingbe-Stiftung war zuerst bei der Domar Treuhand geparkt, mit der Marxer & Partner laut Homepage eng zusammenarbeiten. Kein Wunder, man teilt sich die gleiche Adresse. Dann gibt es noch die Arual-Stiftung (der Name von Benkos Tochter, rückwärts), deren Erstbegünstigte wiederum die Laura-Privatstiftung ist. Die ist aber insolvent, dann seien «natürliche Personen» als Begünstigte vorgesehen.

Die Arual hingegen hat als wichtigstes Asset die Villa Ansaldi am Gardasee mit standesgemässem Helikopterlandeplatz und allen Schikanen. Und genau dort dürfte sich der Wunderwuzzi zurzeit aufhalten. In der Hoffnung, dass an den dicken Mauern der fürstlichen Burg alle Ausforschungen aus dem Ausland abprallen.

Da könnte er sich allerdings täuschen. Denn das Fürstenhaus hat schon mehr als einmal bewiesen, dass es unter Druck durchaus geschmeidig werden kann. So reichte im Steuerstreit die Intervention der USA und vor allem von Deutschland, dass sich das Fürstentum von der lieben Gewohnheit, in Stiftungen Schwarzgelder zu verstauen, trennte.

Sehr zum Missfallen der Treuhänder, deren damaliger Doyen Herbert Batliner noch stolz verkündete, dass der steuerliche Zustand ihm anvertrauter Gelder nicht sein Problem sei.

6 Kommentare
  1. Ren'e Benko unter die Räuber gefallen
    Ren'e Benko unter die Räuber gefallen sagte:

    René Benko weiss noch nicht, dass er sein Vermögen den Geiern zum Frass vorgeworfen hat. Wie man an den aktuellen Skandalen Bacardi und Hartlaub sehen kann, behandelt die Justiz ausländische Stiftungsräte und/oder Begünstigte komplett anders als Liechtensteiner, es gibt eklatant unterschiedliche Verfahrensdauern (für Ausländer dauert es mehr als 10 x so lange wie für Liechtensteiner) es wird unterschiedliches Recht angewendet, Liechtensteiner Treuhänder werden auf Biegen und Brechen protegiert, ob diese das Recht brechen oder nicht.
    Viel Spass dann mal Herr Benko!

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  2. Fabian D.
    Fabian D. sagte:

    Liechtenstein hat bewiesen, dass es kein zuverlässiges und unabhängiges Rechtssystem hat, das faire Verfahren durchführt, dass keine Rechtssicherheit besteht. Rechtssicherheit ist jedoch von entscheidender Bedeutung, um das Vertrauen der Investoren und Anleger zu gewährleisten.

    Der Fürst ist Monarch, Vorsitzender im Richterwahlgremium, er entscheidet. Es liegt in seiner Verantwortung, wenn Liechtenstein kein Rechtsstaat ist. Inzwischen kann man nur davon abraten, in Liechtenstein irgendwelche Geschäfte zu machen.

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  3. Mafiös
    Mafiös sagte:

    René Benko ist vielleicht ein Trickser, aber wohl nicht mafiös. Was mafiös ist, wird er in Liechtenstein kennenlernen.

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  4. Der Wunderwuzzi wird sich wundern
    Der Wunderwuzzi wird sich wundern sagte:

    Der Wunderwuzzi wird sich wundern, denn Liechtenstein ist ein Unrechtsstaat, hat eine korrupte Justiz. Wenn selbst der Senior Partner der Kanzlei Gasser Partner, Johannes Gasser in der NZZ erklärt:
    «Die Gerichte schränken die Rechte von Begünstigten zusehends ein. Es gibt eine Ungleichbehandlung zwischen Familienbegünstigten und Berufstreuhändern.»

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  5. Lieber Fürst ...
    Lieber Fürst ... sagte:

    Unglaublich und unfassbar, was in Liechtenstein abgeht. Da wird das Recht mit Füssen getreten, im Namen von Fürst und Volk. Aber ohne die Duldung des Fürsten oder Erbprinzen, die genau wissen, was Sache ist, wäre das alles nicht möglich. Sie hätten die Macht, für Recht und Ordnung zu sorgen. Aber sie müssten es eben auch wollen – und genau das ist das Problem.

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  6. Liechtenstein ist ein «bedauerlicher Einzelfall»
    Liechtenstein ist ein «bedauerlicher Einzelfall» sagte:

    Das Plündern der Stiftung von René Benko wird dann der nächste Fall, in welchem eine Stiftung dekantiert werden wird und der Rechtsanwalt ihm gebetsmühlenartig sagen wird, dies sei leider ein «bedauerlicher Einzelfall». Dann wird das Informationsrecht entzogen, dann die Begünstigung. «Bedauerlicher Einzelfall». Wenn er dann zu Gericht geht, wird auch sein Verfahren zweieinhalb Jahre verzögert, verschleppt, vertagt, bevor er verlieren wird. Leider wieder ein «bedauerlicher Einzelfall». Alles weg. «Bedauerlicher Einzelfall».
    Willkommen in Liechtenstein, Herr Benko!

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