Früher war’s die Schweiz, heute ist’s Liechtenstein.

Nicht nur in Bondfilmen gibt es die Szene, wo ein schmieriger Schweizer Banker vorkommt, der völlig moralfrei schmutzige Geldtransaktionen durchführt. Solange seine Kommission dafür stimmt, nimmt er gerne jedes Risiko.

Das war einmal.

Schweiz, das Paradies für Schwarzgeld, das war einmal. Liechtenstein, das Paradies für Schwarzgeld, auch das war einmal. Seit der Fürstenbank dank eines verräterischen Angestellten Kundendaten abhanden kamen, die nicht zuletzt zur Verhaftung des damaligen Postchefs Zumwinkel in Deutschland führten, musste Liechtenstein umdenken. Zumwinkel hatte – wie viele andere – Schwarzgeld im Ländle geparkt. Dfür bekam er zwei Jahre Knast, als Promibonus allerdings nur bedingt.

Liechtenstein schloss sich dem AIA an, seither ist’s nicht unöglich, aber etwas schwieriger mit Schwarzgeld. Die Liechtensteiner Treuhänder trugen eine Weile Trauer, Geschäftsmodell futsch. Dann wurden sie recht fuchsig, denn die Zahl Liechtensteiner Stiftungen schnurrte von rund 35’000 auf unter 9000 zusammen. So ein Mist.

Also dachten die Treuhänder um. Denn was können sie schon? Eine Stiftung errichten, einen Stiftungszweck aus dem Stehsatz nehmen, sich selbst als Stiftungsrat einsetzen – und kassieren. Mehr ist da nicht. Dann halt Klasse statt Masse, sollte doch gelacht sein.

Daher sollte in jedem zeitgemässen Bondfilm ein schmieriger Liechtensteiner Treuhänder auftreten, vielleicht erkennbar am dezent getragenen fürstlich liechtensteinischen Verdienstorden (in der Ordensbandversion rot mit zwei blauen Streifen). Der bietet dann Hand dafür, zum Beispiel einen Notgroschen zu verstauen.

Kein Wunder, dass auch der Name René Benko im Zusammenhang mit Liechtenstein auftaucht. Der abgetakelte Wunderwuzzi ist bekanntlich inzwischen pleite. Genauer: Signa Holding? Insolvenz. Signa Prime Collection und Signa Development Selection? Zahlungsunfähig. René Benko selbst? Meldete Mitte März seine Pleite als privater Unternehmer an.

Man könnte direkt Mitleid mit ihm haben: laut eigenen Angaben verfüge er nur mehr über monatliche Nettoeinnahmen von 3700 Euro und sei ansonsten finanziell von seiner Mutter abhängig. Schluchz.

Die Familie Benko Privatstiftung in Innsbruck? Angemeldet beim Konkursgericht, mit 854 Millionen Euro überschuldet. Die Laura Privatstiftung: nicht mehr liquide. Ausserdem wollen arabische Investoren eine schlappe Milliarde von ihr.

Muss Benko also wirklich am von der Mutter gereichten Hungertuch nagen? I wo, öis leiwand, wie da der Österreicher sagt. Denn es gibt zum Glück doch Liechtenstein. Und dort die ganz diskrete INGBE-Stiftung. Gegründet von einer diskreten Treuhandanstalt im diskreten Fürstentum. Wie News und Krone herausfanden, sassen Stand 2018 zwei diskrete Liechtensteiner Rechtsanwälte im Stiftungsrat, im Beirat Eduardo Lehmann, unangenehm aufgefallen als Chef der in einen Geldwäschereiskandal verwickelten und untergegangenen Falcon Bank (Fall 1MDB).

Hier war die Hauptstifterin Benkos Mutter, er trat als Nebenstifter auf. Da er selbst als Vorbestrafter nicht mehr aktiv geschäften durfte, waren die Begünstigten seine minderjährigen Kinder und seine Mutter.

Nun hat die INGBE-Stiftung einen unschlagbaren Vorteil gegenüber ihren verlumpten Schwestern in Österreich. Sie hat jede Menge Geld. Alleine bei der fürstlichen LGT, der VP Bank und der Liechtensteinischen Landesbank lagerten im Sommer 2022 Goldbestände im Wert von rund 45 Millionen Euro.

Dann noch ein paar Notgroschen in bar, so alles in allem weitere 23 Millionen bei den gleichen Banken. Dazu kamen dann laut diesen Recherchen weitere Notgroschen; diese INGBE-Stiftung verkaufte Mitte August 2023 für über 46 Millionen Signa-Prime-Aktien an die Signa Holding. Dabei war die Unternehmensgruppe damals schon in schweren Turbulenzen.

Besonderen Wert legte Benko offenbar auch darauf, dass seine prächtige Villa Eden am Gardasee aus dem Strudel der Signa-Konkurse kam. Also kaufte sie kurzerhand die INGBE-Stiftung der Signa Holding ab. Für lau, denn das wurde mit offenen Forderungen aufgerechnet.

All das ist natürlich in der diskreten Räuberhöhle Liechtenstein möglich.

Allerdings ist nun doch die Frage, ob es Liechtenstein nicht wieder so ergeht wie zu Zeiten, als es ein Schwarzgeldparadies war. Denn heutzutage sind solche Murksereien um einen drohenden Konkurs herum nicht mehr so gerne gesehen. Die Wirtschaft- und Korruptionsstaatsanwaltschaft aus Wien wird wohl demnächst ans mächtige Portal der Fürstenburg klopfen.

Dort wird sie seine Durchlaucht, der herrschende Erbprinz, gerne an die Liechtensteiner Staatsanwaltschaft weiterleiten, mit einem Kratzfuss und Küss die Hand, gnä Frau in Richtung der Leiterin Ilse-Maria Vrabl-Sanda.

Ob die sich dann allerdings mit der üblichen Verzögerungstaktik der Liechtensteiner Justiz abspeisen lassen wird, darf doch sehr bezweifelt werden. Die Methode mauern, aussitzen, verzögern bis zum St. Nimmerleinstag wird hier nicht funktionieren.

Und eines ist in einer Räuberhöhle klar: es gibt mehr als einen Schatz zu heben, der hier verstaut und versteckt wurde.

13 Kommentare
  1. Zeitzeuge
    Zeitzeuge sagte:

    Dann brauchen die „Treuhänder“ sich doch nur nur wie in dem aktuellen Skandal der Hartlaub Stiftung selbst nach Belieben bedienen und vielleicht die INGBE Stiftung plündern. Die beiden Liechtensteiner Stiftungsräte Philipp Wanger und Dr. Martin Batliner machen es doch gerade vor wie man das macht. Die Justiz spielt mit, der Fürst tut so als würde er nichts sehen.

    Antworten
  2. Auf den Leim gegangen!
    Auf den Leim gegangen! sagte:

    Lieber Herr Benko

    Wie es mit der INGBE-Stiftung weitergehen wird, haben die Meister der Liechtensteiner Treuhänder, die Stiftungsräte Phillip Wanger und Martin Batliner bei der Hartlaub Stiftung vorgemacht:

    Die Stiftungsräte können sich zunächst erst einmal 75’000 Fr. pro Monat pro Person aus Ihrer INGBE-Stiftung an Honoraren genehmigen.

    Passt Ihnen das nicht, können die Begünstigten ja einen Abberufungsantrag gegen die Stiftungsräte wegen Interessenskollision stellen. Die Stiftungsräte können diesen daraufhin androhen, ihnen die Begünstigung zu entziehen, sollten diese den Abberufungsantrag nicht zurückziehen, so wie das Philipp Wanger und Martin Batliner bei der Hartlaub Stiftung getan haben.

    Als nächstes können die Stiftungsräte ihnen deren gesetzliches Informations- und Kontrollrecht entziehen, so wie das Phiipp Wanger und Martin Batliner bei der Hartlaub Stiftung getan haben.

    Und dann entziehen die Stiftungsräte ihnen die Begünstigung, denn mit dem Abberufungsantrag gegen die Stiftungsräte sind die Begünstigten ja «gegen die Stiftung vorgegangen», so dass sie ihre Begünstigung «verwirkt» hätten, so wie das Philipp Wanger und Martin Batliner bei der Hartlaub Stiftung getan haben.

    Die Begünstigten können ja zu Gericht gehen, da wird es dann erst einmal 8 Tagsatzungen geben, werden zwei Jahre vergehen usw., so wie bei der Hartlaub Stiftung.

    So führt Ihre Wahl einer Liechtensteinischen Stiftung vielleicht zu einem Totalverlust. Liechtenstein eben…
    https://insideparadeplatz.ch/2024/03/07/justiz-nach-fuerstenart/#comments

    Antworten
  3. Bernhard und Philipp & Martin
    Bernhard und Philipp & Martin sagte:

    Benko’s Treuhänder werden den Begünstigten doch genauso das informationsrecht entziehen wie Dr. Bernhard Lorenz als Treuhänder im Bacardi Skandal sowie Philipp Wanger und Martin Batliner als Stiftungsräte im Hartlaub Skandal. Das ist doch die Masche im Ländle.
    Sollen die Begünstigten doch zu Gericht gehen… lach, lach, lach
    Liechtensteiner Trusts und Stiftungen werden doch systematisch geplündert.

    Antworten
  4. Von wegen „bedauerliche Einzelfälle“
    Von wegen „bedauerliche Einzelfälle“ sagte:

    Dass in Liechtenstein ausländische Stiftungsräte und/oder Begünstigte von Stiftungen keineswegs nur in angeblich „bedauerlichen Einzelfällen“, sondern vielfach und systematisch mit Unterstützung der willfährigen Gerichte rausgekegelt werden, hat sich ja inzwischen herumgesprochen. Treuhänder, Richter, Rechtsanwälte, alle stecken unter einer Decke.

    Antworten
  5. Ex FL-Anwalt (ohne Treuhändertätigkeit)
    Ex FL-Anwalt (ohne Treuhändertätigkeit) sagte:

    Wer kennt sie nicht, die ’seltsamen› Urteile von Landrichter Mag. Stefan Rosenberger, mit denen ausländische Stiftungsräte abberufen worden sind. Und die selbstverständlich vom 1. Senat des Obergerichts unter Richter Dr. Wolfgang Ungerank bestätigt worden sind…
    Ich bin froh, dass ich draussen bin…

    Antworten
  6. Hermann
    Hermann sagte:

    René Benko wird sehr schnell merken, wie schnell sich die Liechtensteiner Treuhänder aus seiner Stiftung bereichern und diese dekantieren. Gehen die Begünstigten dann deswegen zu Gericht, werden sie sehr schnell merken, dass in Liechtenstein für Ausländer anderes Recht gilt als für Liechtensteiner, nämlich, dass Ausländer in Liechtenstein keinen Rechtsschutz haben. Die Justiz in Liechtenstein ist ein reines Theaterstück im Justizgebäude, in dem wie aktuell im Hartlaub Skandal Ausländer komplett anders behandelt werden als Liechtensteiner. Der Hartlaub Skandal zeigt diese extreme Ungleichbehandlung in aller Deutlichkeit auf, wenn selbst andere rechtliche Massstäbe für einen ausländischen Stiftungsrat als für Liechtensteiner Stiftungsräte gelten sollen.
    Lieber Herr Benko, da wollten Sie ihr Vermögen vor den Gläubigern in Sicherheit bringen und haben es den Geiern zum Frass vorgeworfen.

    Antworten
  7. Hände weg von Liechtenstein!!!
    Hände weg von Liechtenstein!!! sagte:

    Ich kann es nur bestätigen.
    Liechtenstein hat aufgrund seiner eben nicht unparteiischen und eben nicht unvoreingenommenen Justiz seine Glaubwürdigkeit und seine Vertrauenswürdigkeit verloren. Was nützt ein Vorteil bei der Nachlassplanung, wenn man dabei riskiert oder sogar davon ausgehen muss, alles zu verlieren.
    Es kann nur dringendst davor gewarnt werden, in Liechtenstein irgendwelche Struktruren, Stiftungen, Trusts, Aktiengesellschaften o.ä. zu gründen!
    Hände weg von Liechtenstein!!!
    Das hätte auch für Herrn Benko gegolten.

    Antworten
  8. Keine unabhängige Justiz in FL
    Keine unabhängige Justiz in FL sagte:

    Die ÖSTERREICHISCHEN Richter verdienen in Liechtenstein sehr sehr viel mehr als in Österreich. Aber sie müssen sich natürlich so verhalten, wie es den Liechtensteinern gefällt. Den Liechtensteinern gefällt es natürlich, wenn nicht Ausländer, sondern Liechtensteiner gewinnen.
    Noch Fragen?

    Die LIECHTENSTEINER Richter haben die Wahl, sich bei einem Ausländer, also einer Eintagsfliege, die sie nie wieder sehen werden, unbeliebt zu machen, oder aber bei Landsmännern, die sie die nächsten Jahre immer wieder im Städtle, beim Einkaufen usw. treffen werden. Man kennt sich, man schätzt sich.
    Noch Fragen?

    Antworten
  9. Einen Oscar für die FL-Justiz als beste Show
    Einen Oscar für die FL-Justiz als beste Show sagte:

    Dass die Justiz in Liechtenstein nur eine gut inszenierte Show-Veranstaltung ist, die alles begründet, wie es ihr gerade passt, weiss inzwischen jeder. Und das sieht man an solchen grotesken Fällen wie dem Bacardi Skandal und dem Skandal der Hatlaub Stiftung. Wenn sich bei der Hatlaub Stiftung die zwei Liechtensteiner Stiftungsräte Philipp Wanger und Martin Batliner 75’000.00 Franken monatlich pro Kopf aus der Stiftungskasse genehmigen, dem Begünstigten erst dessen Informationsrecht und dann dessen Begünstigung entziehen, dann sind sie wohl fest davon überzeugt, sich auf eine korrupte Justiz im Ländle verlassen zu können.

    Selbst die NZZ schreibt ja „Im Ländle regiert Richter Kafka“. https://www.nzz.ch/wirtschaft/im-laendle-regiert-richter-kafka-ld.1782602

    Dass Liechtenstein kein Rechtsstaat ist, beweisen die beiden genannten Skandale Bacardi und Hatlaub.

    Antworten
  10. Marcel
    Marcel sagte:

    Diass man bei den derzeitigen Skandalen in Liechtenstein fast meinen könnte, bestimmte Liechtensteiner Treuhänder seien kriminell und die Liechtensteiner Justiz sei korrupt, liest man immer wieder.

    Das ist aber ganz sicher völlig falsch, Liechtenstein ist ganz sicher vorbildlich und mustergültig an Seriosität und Korrektheit.

    Antworten

Dein Kommentar

An Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns Deinen Kommentar!

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert