Huldvoll, mildtätig, adlig. So möchte sich das Fürstenhaus selbst sehen.

Allerdings gibt es dann doch Gelegenheiten, wo die fürstliche Familie sehr unleidig wird. Vor allem natürlich, wenn’s ums Geld geht.

Da gab es die hässliche Affäre, dass die fürstliche Bank LGT gar nicht so huldvoll dabei ertappt wurde, massenhaft Schwarzgelder zu bunkern. Also Vermögen, die ihn den Steuersitzen der Besitzer nicht angegeben waren. Ein lukratives Geschäft für alle. Der Steuerhinterzieher sparte eine Masse Geld und konnte zudem den Einblick in seine finanziellen Verhältnisse verhindern.

Der Fürst, beziehungsweise seine Bank, verdienten nett an Gebühren, Kommissionen und allen Formen der Geldentnahme aus den Schwarzgeldkonten. Sollte sich da mal ein Besitzer beschweren, reichte der diskrete Hinweis, dass man auch eine Selbstanzeige beim deutschen oder italienischen oder französischen Fiskus in Erwägung ziehe, damit das gerupfte Huhn sofort verstummte.

So hätte das Geschäft weiter und weiter funktionieren können, und sind sie nicht gestorben, usw. Aber blöd, ein Mitarbeiter der Fürstenbank wollte dann selbst ein grösseres Stück vom Kuchen, kopierte ein paar tausend Kontodaten und verkaufte die gewinnbringend an diverse Steuerbehörden.

Riesengebrüll, Steuernachforderungen, Hausdurchsuchungen, ehrenwerte Stützen der Gesellschaft standen plötzlich in der Unterhose da. Peinlich. Aber der Fürst sah das ein wenig anders. In einem längeren Schreiben an den Präsidenten des Jüdischen Museums in Berlin, der um eine Leihgabe eines Kunstwerks gebeten hatte, zog Fürst Hans-Adam II. adlig vom Leder. Liechtenstein habe im Verlauf der Jahrhunderte bereits drei deutsche Reiche überlebt, es hoffe, auch noch das «Vierte Reich» zu überstehen.

Damit meinte der erzürnte Herrscher die BRD. Leider könne er keine Bilder nach Deutschland verleihen, zu gross sei da die Gefahr, dass es Opfer einer selektiven Anwendung des Rechtsstaats werde, zürnte der Fürst. Ausserdem sei Deutschland immer weniger bereit, sich an die Grundprinzipien des Völkerrechts zu halten.

Zudem holte der Adlige – allerdings mit wackeligen Geschichtskenntnissen – noch weit in die Vergangenheit aus. Mit dem zweiten deutschen Reich befinde sich Liechtenstein schliesslich immer noch im Kriegszustand, da es untergegangen sei, bevor es mit dem Fürstentum habe Frieden schliessen können. Damit meinte er wohl das von Preussen angeführte deutsche Kaiserreich, das 1918 endete. Was aber nur eine im Ländle gerne herumgebotene Mär ist.

Diesen Zornausbruch hatte der Fürscht, weil kurz zuvor die deutsche Steuerfahndung diesem ehemaligen Angestellten der LGT-Bank Kundendaten von Steuerhinterziehern abgekauft hatte. Nach der Devise: Schweinereien in Liechtenstein sind keine; wer aber uns die Decke darüber wegzieht, ist eine Schweinebacke.

Statt verfolgte Unschuld spielte der Fürst die verfolgende Schuld; bei der Beihilfe zur Steuerhinterziehung in der fürstlichen Bank ertappt, wovon natürlich alle im Fürstenhaus wussten. Aber statt wenigstens etwas Zerknirschung zu zeigen: damit werde Deutschland zum Vierten Reich.

Natürlich ist der Ausbruch schon ein Weilchen her, aber er bleibt aktuell. Denn genauso verhält es sich bis heute mit dem Unrechtsbewusstsein in Liechtenstein. Abzocke, Abgreifen, Selbstbereicherung, gar übelster Beschiss: alles gedeckt von der Fürstenjustiz. Alles «Business as usual», alles normal, alles kein Grund zur Aufregung.

Im Gegenteil, wer darauf aufmerksam macht, zieht sich den Zorn der Liechtensteiner Granden zu. Und die drohen dann ganz unfein mit anderen Methoden, sollte man es weiter wagen, an der blendend weissen, blitzblanken, höchst anständigen Liechtensteiner Oberfläche zu kratzen.

Da ist dann auch der herrschende Erbprinz Alois überhaupt nicht amüsiert und folgt den Fussstapfen seines Vaters.

17 Kommentare
  1. Scheinheiligkeit
    Scheinheiligkeit sagte:

    Was für eine Scheinheiligkeit!
    Inside Paradeplatz hat aufgedeckt, was schon viele wussten, nämlich dass das, was in Liechtenstein immer als „bedauerlicher Einzelfall“ abgetan wird, wenn auslndische Stiftungsräte abberufen werden und mithilfe der Gerichte Liechtensteiner Stiftungsräte eingesetzt werden, die dann die Stiftung plündern, in Wirklichkeit häufig vorkommt, System hat, ein perfides kollusives Zusammenwirken von FL-Treuhändern, den Gerichten im FL und der Staatsanwaltschaft im FL darstellt. Stiftungen werden mit Hilfe der FL Justiz gekapert und anschließend „dekantiert“, also geplündert. Das Geld fließt Liechtensteinern zu. Die Staatsanwaltschaft und der Fürst tun so, als wüssten Sie von nichts.
    https://insideparadeplatz.ch/2024/03/07/justiz-nach-fuerstenart/

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  2. Fürstliche Raubzüge
    Fürstliche Raubzüge sagte:

    Das scheint wirklich die Devise zu sein:
    Schweinereien in Liechtenstein sind keine, wer aber uns die Decke darüber wegzieht, ist eine Schweinebacke.
    Da werden mit Hilfe der fürstlichen Gerichte ausländische Stiftungsräte abserviert und die Liechtensteinischen Stiftungsräte bedienen sich unkontrolliert am Stiftungsvermögen. Wehrt man sich dagegen, dann nehmen sie das Stiftungsvermögen als Kriegskasse gegen den abservierten Stiftungsrat und entziehen dem dann noch das Informationsrecht und vielleicht sogar wie in dem aktuekllen Fall die Begünstigung.
    Wer die Decke über dieser Schweinerei wegzieht, ist der Böse.
    Und der Fürst sieht bei diesem Raubzügen zu.

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  3. Ist der Erbprinz zu schwach?
    Ist der Erbprinz zu schwach? sagte:

    Ist der Erbprinz zu schwach um durchzugreifen? Warum lässt er sich den Ruf seines Landes durch nur ein paar gierige Treuhänder, die sich unkontrolliert bereichern und Stiftungen plündern, kaputt machen? Entweder will er nicht durchgreifen oder er kann nicht durchgreifen.

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  4. Liechtenstein blacklisted
    Liechtenstein blacklisted sagte:

    Our entity is doing business with and has assets in Liechtenstein. So far we were regarding Liechtenstein a safe haven just like Switzerland. Now that this report and the report in Inside Paradeplatz was brought to our attention severe concerns were raised if Liechtenstein and its judicial system can still be regarded reliable and trustworthy. We as a US entity therefore must blacklist Liechtenstein.

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  5. Florian M.
    Florian M. sagte:

    Es ist beschämend, dass es in Liechtenstein dieses kollusive Zusammenspiel von untreuen Treuhändern und der Justiz gibt, mit der ausländische Stiftungsräte aus Stiftungen entfernt werden und die Stiftungen sodann von den Liechtensteiner Treuhändern ausgenommen werden. Jeder in Liechtenstein weiss dies, weder die Regierung noch das Fürstenhaus tun etwas dagegen. Und so etwas mitten in Europa. Unglaublich!

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  6. Piratennest
    Piratennest sagte:

    Mit einer Justiz, die ausländische Treuhänder offensichtlich grundsätzlich anders behandelt als Liechtensteinische Treuhänder und untreuen Liechtensteiner Treuhändern, die mit freundlicher Unterstützung der Liechtensteinischen Gerichte dann Stiftungen ausrauben können, macht sich Liechtenstein zum Piratennest. Andere Staaten sollten Liechtenstein auf die schwarze Liste setzen und die Beziehungen zu Liechtenstein abbrechen.

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  7. Fernsehbericht: „Liechtensteinische Stiftungen: Erben kämpfen um ihr Geld“
    Fernsehbericht: „Liechtensteinische Stiftungen: Erben kämpfen um ihr Geld“ sagte:

    Liechtensteinische Stiftungen: Erben kämpfen um ihr Geld.

    Im Fürstentum Liechtenstein lagern diskret große Vermögen in den dort erfundenen Familienstiftungen. Doch in immer mehr Fällen werden diese zum Millionengrab: Viele Stifter haben sich den liechtensteinischen Treuhändern ausgeliefert. Der Einblick für die Erben in die Stiftung ist schwer. Während sie um ihr Geld kämpfen, bedienen einige Treuhänder sich großzügig aus den Stiftungen.

    https://www.ardmediathek.de/video/plusminus/liechtensteinische-stiftungen-erben-kaempfen-um-ihr-geld/das-erste/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL3BsdXNtaW51cy8zM2JiZjVkZS1jNGYxLTRiOWEtODdjOC01NDBiNDI5OTNhYjk

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  8. Reto aus ZH
    Reto aus ZH sagte:

    Wenn das Ländle offenbar keine nach Recht und Gesetz, sondern eine willkürlich handelnde Justiz hat, welche Ausländer anders behandelt als Einheimische, dann kann man nur dringend vor dem „Finanzplatz“ warnen.

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  9. Jeffrey
    Jeffrey sagte:

    After having been transferred to the financial hotspot Zurich some years ago I learned about the Liechtenstein Spezialitäten. However, I had no idea that the situation there was so bad, so ganz schrecklich unmoeglich.

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  10. Martin Bühler
    Martin Bühler sagte:

    Was man auf dieser Webseite über Liechtenstein liest, ist erschütternd. Ich hätte so etwas nicht für möglich gehalten.

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  11. Aktueller Fall
    Aktueller Fall sagte:

    Bitte halten Sie uns über den aktuellen Fall mit den Liechtensteiner Treuhändern Dr. Martin Batliner und Philipp Wanger auf dem Laufenden.

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  12. Aktueller SKANDAL
    Aktueller SKANDAL sagte:

    Das ist nicht nur ein Fall, das ist ein SKANDAL ersten Ranges: 75’000 Franken im Monat, pro Person. Dann dem Begünstigten das Informationsrecht rauben. Und dann noch die Begünstigung selbst rauben. Wenn die Fürstenjustiz das absegnet, dann ist das staatlicher Raub. Bitte unbedingt berichten, wir schauen alle zu.

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  13. Ohne Rechtstaatlichkeit ist das Geld in FL wohl nicht einmal mehr bei einer Bank sicher
    Ohne Rechtstaatlichkeit ist das Geld in FL wohl nicht einmal mehr bei einer Bank sicher sagte:

    Inzwischen dürfte ja jeder Vermögensberater, Banker und Rechtsanwalt mitbekommen haben, dass die Justiz in Liechtenstein nicht neutral ist. Wenn ausländische Stiftungsräte und Begünstigte mit Hilfe der Gerichte aus Liechtensteiner Stiftungen rausgeschmissen werden, wieso soll sich dann ein Kunde der Liechtensteiner VP Bank darauf verlassen können, dass nicht auch er ebenso als Begünstigter seines Kontos rausgeschmissen wird? Warum soll das, was bei Stiftungen laufend passiert, nicht auch bei Bankkonten passieren?

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