Nein, hier sind nicht die Untertanen gemeint.

Seit 1136 Hugo von Liechtenstein das erste Mal erwähnt wurde, sind ein paar Jährchen ins Land gegangen. Aktuell zählt das Haus Liechtenstein, Pardon, von und zu Liechtenstein, über 100 Mitglieder.

Es kann immer nur einen Fürsten geben; der Titel bleibt an der Person, bis sie das Zeitliche segnet. Dabei ist es die vornehmste Aufgabe des Oberhaupts der Familie, für «Ansehen, Ehre und Wohlfahrt» des fürstlichen Hauses besorgt zu sein.

Da seine Durchlaucht Fürst Hans-Adam II. seit einigen Jahren unpässlich ist, übernimmt diese Aufgabe sein Erstgeborener, Seine Durchlaucht Erbprinz Alois.

Nun geht es auch in erlauchten und durchlauchtigen Kreisen nicht immer nur glücklich und lustig zu. So ist im Dezember Prinz Constantin von und zu Liechtenstein aus dem Leben geschieden. Der jüngste Spross des Fürsten wurde nur 51 Jahre alt.

Der Landtag hielt wie es Brauch ist eine Schweigeminute ab, der Prinz wurde aus einem arbeitsreichen Leben gerissen. So war er Generaldirektor und Vorstandsvorsitzender der Stiftung Fürst Liechtenstein. Hier lagert ein Grossteil des fürstlichen Vermögens. Unter anderem eine der grössten Kunstsammlungen der Welt und die Privatbank LGT, die ebenfalls dem Fürsten gehört.

Der Dahingeschiedene war mit Marie von und zu Liechtenstein verheiratet, eine gebürtige Gräfin Kalnoky von Köröspatak; er hinterlässt die Kinder Prinz Moritz, Prinzessin Georgina und Prinz Benedikt. Woran ist er denn verstorben? Darüber schweigt sich das Fürstenhaus aus; seine Gattin habe ihn tot aufgefunden, mehr ist nicht zu entlocken.

Ansehen, Ehre und Wohlfahrt, worum kümmert sich die Fürstenfamilie? Bezüglich Wohlfahrt läuft’s wie geschmiert. Die Bank ist profitabel, dem fürstlichen Vermögen kann man beim Wachsen zuschauen. Ansehen? Nun, es gab da ein paar dunkle Flecken; der Fürst wurde sehr ungehalten, als vor allem Deutschland die Daumenschrauben anzog und nicht länger zuschauen wollte, wie die fürstlichen Stiftungen bequeme Schwarzgeldbunker waren.

Aber dieses Problem ist gelöst; Liechtenstein nimmt am Automatischen Informationsaustausch teil. Wer nicht seinen Steuersitz in Liechtenstein hat, dessen Vermögenswerte werden automatisch seinem Fiskus gemeldet. Also ist das Geld inzwischen steuerehrlich.

Ehre? Nun, da gibt es ein anhaltendes Problem im Ländle. Denn einige fürstliche Untreuhänder benehmen sich alles andere als ehrenvoll. Statt treu zu verwalten und mit Handreichungen dafür zu sorgen, dass ihnen anvertraute Stiftungen im Sinne des Stifters und zum Wohle der Begünstigten verwaltet werden, greifen sie selbst ungeniert und ehrlos zu.

Die dekantieren, giessen den Inhalt der Stiftung in ein neues Gefäss, das dem Zugriff der eigentlich Berechtigten entzogen ist. Sie verweigern Erben Auskünfte, indem sie sich hinter dem Anwaltsgeheimnis verstecken. Und ohne Anfangsverdacht sieht die fürstliche Staatsanwaltschaft keinen Handlungsbedarf.

Und sie entfernen mit allen Tricks störende Stiftungsräte, um sich ungeniert bereichern zu können. Das ist alles andere als ehrenvoll. Und da der Fürst, was auch für den regierenden Erbprinzen gilt, ein absolutistischer Herrscher ist, ist er auch für alles verantwortlich, was unter seiner Herrschaft geschieht.

Bei so viel Durchlauchtigkeit, Vornehmheit, bei so viel edlem Adel ist es nicht nur für seine Untertanen unverständlich, wie das Fürstenhaus diesen Schweinereien scheinbar ungerührt zuschaut.

Sie produzieren eine nicht abreissende Kette von Skandalen, erregen international Aufmerksamkeit und bekleckern das hochwohllöbliche Ansehen aufs Übelste.

Dabei bräuchte es nur ein Machtwort aus der Trutzburg, und das unredliche Tun der Untreuhänder wäre beendet.

6 Kommentare
  1. Aktueller Fall
    Aktueller Fall sagte:

    Über den aktuellen Fall mit den beiden Liechtensteiner Treuhändern Martin Batliner und Philipp Wanger hat kürzlich schon die NZZ in ihrem Artikel „Im Ländle regiert Richter Kafka“ berichtet.
    https://www.nzz.ch/wirtschaft/im-laendle-regiert-richter-kafka-ld.1782602.
    Und selbst vor Kurzem das deutsche Fernsehen in der ARD Sendung Plusminus
    https://www.ardmediathek.de/video/plusminus/liechtensteinische-stiftungen-erben-kaempfen-um-ihr-geld/das-erste/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL3BsdXNtaW51cy8zM2JiZjVkZS1jNGYxLTRiOWEtODdjOC01NDBiNDI5OTNhYjk

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  2. Martin
    Martin sagte:

    Ohne die Duldung des Fürstenhauses sind solche Machenschaften nicht möglich. Liechtenstein fällt daher als Finanzstandort aus.

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  3. Insider
    Insider sagte:

    Das „Dekantieren“ ist in Vaduz seit mindestens 10 Jahren gängige Praxis. Es gibt unzählige Fälle, welche von den willfährigen Gerichten stets mit Argumenten zu Gunsten der Treuhänder entschieden wurden. Es ist tragisch und alle warten darauf, dass das Fürstenhaus endlich einschreitet. Andernfalls beweist Liechtenstein, dass es kein Rechtsstaat, sondern eine Räuberhöhle ist.

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  4. Das System Liechtenstein
    Das System Liechtenstein sagte:

    Inside Paradeplatz aufgedeckt, was schon viele wussten, nämlich dass das, was in Liechtenstein immer als „bedauerlicher Einzelfall“ abgetan wird, in Wirklichkeit häufig vorkommt, System hat, ein perfides kollusives Zusammenwirken von FL-Treuhändern, den Gerichten im FL und der Staatsanwaltschaft im FL darstellt. Stiftungen werden mit Hilfe der FL Justiz gekapert und anschließend „dekantiert“, also geplündert. Das Geld fließt Liechtensteinern zu. Die Staatsanwaltschaft und der Fürst tun so, als wüssten Sie von nichts.
    https://insideparadeplatz.ch/2024/03/07/justiz-nach-fuerstenart/

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  5. Unglaublich!
    Unglaublich! sagte:

    ich habe mir die oben angegebenen Artikel in der NZZ und in Inside Paradeplatz durchgelesen und den Fernsehbericht angeschaut. Das, was hier passiert ist, ist unfassbar. Da wird ein ausländischer Stiftungsrat vom Gericht rausgeworfen wegen des «blossen Anscheins einer Interesenskollision». Wegen was? Des «blossen Anschein einer möglichen INteresenskollision? Was ist das denn für eine blödsinnige Begründung? Ist dem Gericht denn nichts, gar ncihts zu dumm?
    Und die eingesetzten Liechtensteiner Stiftungsräte nehmen sich bis 75’000 Fr. im Monat pro Person, nehmen dem rausgeworfenen Stiftungsrat dessen Informationsrecht und dann noch dessen Begünstigung weg. Geht’s noch dreister? Sollen die Stiftungsräte nicht das Vermögen der Stiftung im Sinne der Begünstigten verwenden – und nicht in ihrem eigenen Sinne? Unverschämter, dreister und kaltschnäutziger geht es wohl nicht mehr.
    Die ganze Geschichte passt besser nach Russland oder in eine karibische Bananenrepublik, mit Rechtsstaatlichkeit hat das aber nichts mehr zu tun. Wenn das das Ergebnis sein soll, dann ist Liechtenstein sicher kein Rechtsstaat, sondern ebenso eine Bananenrepublik. Eine Bananenrepublik ohne Rechtsstaatlichkeit. Der Fürst sollte sich schämen. Oder steckt er mit den untreuen Treuhändern unter einer Decke?

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