Liechtenstein profitiert vom schlechten Ruf.

Das mag auf den ersten Blick widersprüchlich erscheinen, auf den zweiten nicht. Eine Liechtensteiner Stiftung ist eine Einrichtung, wie es sie in der Schweiz zum Beispiel nicht gibt. Der Stifter ist relativ frei in der Wahl des Stiftungszwecks, der Auswahl der Begünstigten, all dem Drumherum.

Für viele Jahre hatte eine solche Liechtensteiner Stiftung noch einen netten Nebenzweck, oft sogar Hauptzweck. In Liechtenstein war der Ertrag weitgehend steuerfrei, am Steuersitz des Stifters und Begünstigten ebenfalls, wenn er die Existenz der Stiftung vergass bei der Steuererklärung anzugeben.

Also war die Liechtensteiner Stiftung für viele Jahre ein Synonym für Schwarzgeld. Bis dieses System in die Luft flog, weil dem obersten Profiteur Badinter selig seine Kundenliste abhanden kam und beim deutschen Fiskus landete. Dann war natürlich Feuer im Dach, und der Fürst höchstpersönlich beschwerte sich über unziemliche Methoden der deutschen Steuerfahnder.

Aber selbst seine Trutzburg konnte dem Druck nicht länger widerstehen: Das Fürschtentum knickte im Steuerstreit ein und akzeptierte klaglos den Automatischen Informationsaustausch. Und natürlich die Datenkrake Fatca der USA. Das führte zu einem schmerzlichen Aderlass an Stiftungen; von Zehntausenden schrumpften sie auf etwas über 8000.

Besonders schmerzlich war das für die Liechtensteiner Untreuhänder, die zuvor mit wenigen Handgriffen – Stiftung aufsetzen, unterhalten, banale Steuererklärung ausfüllen – sich die Taschen füllten. Das waren noch Zeiten, als dem Stifter (oder Begünstigten), wenn der sich über mageren Ertrag oder turmhohe Gebühren beschwerte, kühl angedroht werden konnte, dass er gefälligst ruhig bleiben solle, sonst gäbe es dann eine Anzeige bei seinem Steueramt.

Vorbei, verweht, nie wieder.

Nun gibt es die perverse Situation, dass die verbliebenen Besitzer von Stiftungen, die damit völlig ehrenhaft eine finanzielle Konstruktion zur Regelung komplizierter Vermögensverhältnisse errichten, immer noch im Ruch stehen, sie seien steuerhinterziehende Schweinebacken. Denen es doch recht geschähe, wenn sie von nicht minder dubiosen Liechtensteiner Untreuhändern abgezockt werden.

Passiert das, und es passiert ständig, hält sich das Mitleid der Öffentlichkeit in engen Grenzen. Das ist aber ungerecht. Denn diese Stifter oder Begünstigten sind inzwischen die Opfer von raffgierigen Treuhändern, die in Komplizenschaft mit der fürstlichen Justiz sich ungeniert bereichern können.

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