Wie ein Liechtensteiner Treuhänder zur grössten Sammlung der Welt kam.

Da soll noch einer sagen, Treuhänder in Liechtenstein sei kein lukratives Geschäft. Wenn man die einem anvertrauten Vermögen treu verwaltet, dabei ein Fränkli auf das andere legt und spart und spart, dann reicht es zur wohl komplettesten Sammlung aller jemals gebauten Rolls-Royce. Die ist so gross, dass sie einen eigenen Tresor braucht, also ein Monument von einem Tresor:

Denn schliesslich will sich er Besitzer an seinem kleinen Hobby erfreuen:

2016 eröffnete Treuhänder Norbert Seeger sein Tresorgebäude in Liechtenstein. Passgenau gab es einen Jubel-Artikel in der Bilanz, der ausgesuchte Preziosen eingehend belobigte. Und natürlich vom «Sammlerherz» des Treuhänders schwärmte. Nur eine klitzekleine Frage liess der Artikel unbeantwortet: woher hatte Seeger denn all das Geld für diese Wahnsinnssammlung?

Hierdurch?

Wie säuselt der Dr. iur. et lic oec. HSG Norbert Seeger bis heute auf seiner Webseite: «Der Name SEEGER steht seit 30 Jahren für Vertrauen, Qualität, Diskretion, Individualität und Kompetenz.»

Allerdings stammt der neuste Newsletter vom 9. Februar – 2023. Der Lebenslauf des Advokaten ist beeindruckend. Unter anderem war er Stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsgerichtshofs Liechtenstein, Präsident der Prüfungskommission für Liechtensteinische Treuhänder, Vorstandsmitglied der Europäischen Anwaltsvereinigung. Bis heute ist er Honorargeneralkonsul der Republik Makedonien und Präsident des Qualitätsinstituts für Finanzdienstleistungen FinQ in Vaduz.

Also ein wahrhaft honoriger Vertreter seiner Zunft, einfach mit einem Hobby, die Engländer würden vielleicht von einem Spleen sprechen. Alles wunderbar, alles edel, aber auch alles legal und sauber, wie es sich für einen Treuhänder gehört?

So sah es jedenfalls bis zum Frühsommer 2020 aus. Da erhielt der honorige Seeger Besuch der Liechtensteiner Behörden. Es war kein Freundschaftsbesuch. Sondern eine Razzia. Es gehe um «überhöhte Gebühren», vermeldete das Finanzportal «Inside Paradeplatz». Schlimme Sache, aber sie war damit nicht ausgestanden: „Am 5.5.2021 gab es auf Grund weiterer Verdachtsmomente im Zusammenhang verwalteter Mandate eine (Hausdurchsuchung) an 2 Orten“, lässt sich der Liechtensteiner Staatsanwalt Robert Wallner zitieren.

Es wird gemunkelt, dass Kunden des honorigen Treuhänders zu Schaden gekommen sein sollen, es gehe um einen Betrag von rund 10 Millionen Franken. Natürlich gilt auch hier die Unschuldsvermutung, wie bei allen Liechtensteiner Treuhändern und sogar bei Untreuhändern.

Überhaupt nichts mit diesem Verfahren habe ein trauriger Entschluss Seegers zu tun, liess der verlauten. Denn er begann, sich von seiner Sammlung zu trennen und bot diverse Rolls bei Sotheby’s zur Auktion an. Auch sein schöner Tresor steht inzwischen zum Verkauf.

Aber selbstverständlich war und ist Seeger ein ehrenwerter Mann. Mit blütenweisser Weste. Wie alle Treuhänder im Ländle. Wie alle Untreuhänder, denen noch nicht nachgewiesen wurde, dass sie Halunken, Diebe und Betrüger sind.

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