De mortuis nihil nisi bene. So viel Latein muss ein.

In Ihrem Nachruf von 2019 säuselte die NZZ vor sich hin. Sie würdigte den «Fürstlichen Kommerzialrat, Vermögensverwalter mit illustrer Kundschaft», der 90-jährig verstarb.

Herbert Batliner war der Sohn des Direktors der Liechtensteinischen Landesbank, so war sein Lebenslauf wohl vorgezeichnet. «Er ist Präsident des Fürstlichen Staatsgerichtshofs, später des Verfassungsgerichts. Zeitweilig ist er auch Präsident der Fortschrittlichen Bürgerpartei in Liechtenstein, der FBP», zählte die NZZ ehrfürchtig auf.

Richtig erfolgreich wurde der Herr allerdings mit dem System Batliner. Als diskreter und schweigsamer Verwalter und Aufbewahrer von Vermögen, über deren Herkunft er nichts wissen will, über deren Besitzer auch nicht, und die jeweiligen Steuerbehörden geht das erst recht nichts an.

Dem «Spiegel» sagte Batliner mal mit treuem Augenaufschlag: «Ich bin kein Beichtvater, der seine Klienten fragen muss, ob sie die Gesetze ihres Heimatlandes einhalten. Das muss der Betreffende selbst verantworten.»

Die Liechtensteiner Familienstiftung kann als seine Erfindung gelten. Sie muss nicht ins Handelsregister eingetragen werden, die Begünstigten können sich hinter Treuhändern, Anwälten und Nebelwänden verstecken, Diskretion Ehrensache.

So laufen die Geschäfte wie geschmiert, die Kunden sind glücklich, Batliner verdient sich dumm und krumm. Bis es zur Katastrophe kommt: Ein Angestellter stiehlt Anfang der neunziger Jahre eine CD voller Daten und verkauft sie den deutschen Behörden.

Ausgerechnet der Erfinder des Systems sorgt dafür, dass Liechtenstein seine Gesetze anpassen muss, zumindest als Steuerhinterziehungsvehikel hat die Familienstiftung ausgedient. 2002 zieht er sich aus dem Geschäftsleben zurück. Aber seine Tochter übernimmt mit neuem Namen seine Firma. Er selbst stiftet eine Orgel für die Sixtinische Kapelle und darf sich neben allen anderen Ehrentiteln auch noch «Kammerherr seiner Heiligkeit» nennen.

Dass ein Verfahren wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung in Deutschland nur gegen Zahlung einer Busse von zwei Millionen Euro eingestellt wurde, dass er in Liechtenstein selbst verurteilt wurde, weil er den Zustand einer an Altersdemenz leidenden Witwe ausgenutzt und sich unrechtmässig bereichert habe, das verschweigt die NZZ allerdings vornehm. Ebenso wie seine Rolle in der deutschen Parteispendenaffäre um seinen Freund Helmut Kohl.

Aber so ist’s halt mit Honoratioren in Liechtenstein, Licht und Schatten liegen da immer nah beieinander. Mit klingenden Titeln, grossem Gehabe und fürstlichem Schmus wird zugedeckt, was nicht so schön ist. Denn auf dem angeblich so sauberen, properen, seriösen, stabilen, transparenten und rechtsstaatlichen Finanzplatz Liechtenstein tummeln sich bis heute Halunken, Untreuhänder, Betrüger, Diebe mit weissem Kragen, aber schmutzigen Händen.

Dafür konnte sich das Ländle mit der wohl weltweit grössten Sammlung von Rolls-Royce schmücken, für die der Besitzer extra eine Art Mausoleum gebaut hatte. Ein Treuhänder natürlich, what else.

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