Im Treuhändersumpf steigen immer wieder besonders grosse Blasen auf – und platzen.
Es war ein harter Schlag für das Nachtleben der Liechtensteiner High Society, als die Bar Esquire die Pforten schliessen musste. Das war 2018 ein Kollateralschaden des Groundings des Treuhänders Mario Staggl.
Der war über Jahre hinweg gut vernetzt im Liechtensteiner Finanzsumpf, wo jeder jeden kennt und die Devise gilt «leben und leben lassen». Aber von irgendwas muss man auch leben, und seit das Batliner-Geschäftsmodell des Schwarzgeldverstauens geplatzt war und der Automatische Informationsaustausch diese munter sprudelnden Einnahmequelle verstopft hatte, wurden die Methoden der Untreuhänder ruppiger, um ihren gewohnten Lebensstil aufrecht erhalten zu können.
Staggl ist dabei ein typisches Beispiel von einem, der wie eine Spinne im Beziehungsnetz sass:
So versuchte damals die «Bilanz», das Imperium Staggl darzustellen. Statt wie eine Spinne im Netz sass der dann in Untersuchungshaft in einer der wenigen Zellen des fürstlichen Kerkers und war weitgehend geständig. Untreue, Veruntreuung, schwerer Betrug, die Deliktsumme belief sich auf bis zu 30 Millionen Franken.
Seine Kundengelder parkierte Staggl in zwei Treuhandgesellschaften, deren Konti lagen bei der Neuen Bank in Vaduz. Den Inhalt verwendete Staggl über Jahre hinweg zur Finanzierung seines privaten Lebensstils. Den Kunden gegenüber tarnte er seine Abhebungen damit, dass er ihnen statt Kontoauszügen selbst erstellte Excel-Tabellen zustellte.
Die Quittung vom fürstlichen Strafgericht: sechseinhalb Jahre Knast. Ein psychologisches Gutachten, das Staggl eine schwere Kindheit und eine narzisstische Persönlichkeitsstörung bescheinigte, nützte auch nichts mehr. Vom angerichteten Schaden sahen die Betrogenen aber kaum mehr etwas. Sie dürften höchstens 2 Millionen zurückgekriegt haben.
Denn, Sahnehäubchen, Staggl hatte noch rechtzeitig Immobilien und andere Werte in eine Familienstiftung verschoben, um sie dem Zugriff der Justiz zu entziehen. Auch das geht im Fürstenstaat Liechtenstein.
Staggl war schon früher verhaltensauffällig geworden. Die USA hatten ihn zusammen mit dem UBS-Banker Bradley Birkenfeld der Beihilfe zur Steuerhinterziehung angeklagt. Birkenfeld war als Whistleblower entscheidend daran beteiligt, das Schweizer Bankgeheimnis zu schleifen. Weil er nicht alles auspackte, kam er auch in den Knast, durfte sich aber an einem Finderlohn von über 100 Millionen Dollar erfreuen.
So gnädig war das Schicksal mit Staggl nicht, der kann seit 2008 Liechtenstein nicht mehr verlassen, weil er für die USA als flüchtig gilt und zur Fahndung ausgeschrieben ist. Was aber damals die fürstliche Finanzmarktaufsicht nicht daran hinderte, ihm weiterhin das nötige Attest für eine Tätigkeit als Treuhänder auszustellen. Beihilfe zur Steuerhinterziehung, das ist im Ländle ein Kavaliersdelikt, weniger schlimm als das Überfahren einer roten Ampel.
Aber die Einschränkung seiner Bewegungsfreiheit dürfte Staggl während seines Knastaufenthalts nicht gross stören, immerhin.
Ein weiterer Einzelfall? Keineswegs. UNTREUHAENDER.LI wird in lockerer Serie weitere Höhepunkte im Schaffen Liechtensteiner Untreuhänder schildern.
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